Berlin/Frankfurt (Reuters) - Der Billigflieger Ryanair (IR:RYA) ist im Tarifstreit mit den Gewerkschaften in Deutschland einen Schritt weitergekommen.
Die Mitglieder der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi unter den rund 1000 Flugbegleitern stimmten mit großer Mehrheit einem Eckpunktepapier zu, auf dessen Basis ein Tarifvertrag bis Ende November ausverhandelt werden soll. Wie die Gewerkschaft am Dienstag weiter mitteilte, sieht dieser deutlich höhere Entgelte vor. Ein besonderer Erfolg sei auch, dass Ryanair alle Verträge auf deutsches Arbeits- und Sozialrecht umstellen wolle, erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle." Dadurch erhalten die Beschäftigten unter anderem zukünftig Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und sie fallen unter den deutschen Kündigungsschutz."
Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von November 2018 bis Ende März 2021 haben. Die Einigung betreffe sowohl die angestellten Beschäftigten als auch die Leiharbeitnehmer, teilte Verdi weiter mit. Ein Großteil der Kabinenbeschäftigten sei nicht fest angestellt. Hier gebe es weiter Probleme, weil die Leiharbeitsfirmen ohne rechtliche Grundlage operierten. Ein Wermutstropfen sei auch, dass Ryanair weiterhin keine Betriebsräte zulasse. Hier müsse die Bundesregierung eine Gesetzesänderung auf den Weg bringen. Die Airline sei allerdings bereit, bei Standortschließungen oder -verkleinerungen in einem Sozialplan Regeln zu Abfindungen oder Wiedereinstellung zu vereinbaren. Das gelte auch für die davon schon betroffenen Beschäftigten des geschlossenen Standorts Bremen, wo Ryanair zwei Flugzeuge abzog.
Ryanair hatte im vergangenen Jahr seine Tradition als tariffreie Zone über Bord geworfen und ringt seither, begleitet von Streiks, mit den Gewerkschaften zu Hause in Irland und weiteren europäischen Ländern um den Einstieg in Tarifverträge. So laufen noch die Verhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Für die Flugbegleiter könnte auch nach der Einigung mit Verdi noch die Spartengewerkschaft UFO den Kampf um einen eigenen Tarifvertrag wieder aufnehmen. Das Ryanair-Management hatte die Gespräche abgebrochen, weil ihm die scharfe Kritik der Gewerkschaft zu weit ging.