Frankfurt (Reuters) - Die Gewerkschaft Verdi hält einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank (DE:CBKG) derzeit für ausgeschlossen.
Verdi gehe im Moment nicht davon aus, "dass eine Fusion beider Häuser in absehbarer Zeit ernsthaft in Betracht kommt", sagte Jan Duscheck, der für die Gewerkschaft im Aufsichtsrat der Deutschen Bank (DE:DBKGn) sitzt, der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. "Es muss jetzt darum gehen, die Geschäftsmodelle in beiden Häusern zu schärfen und die strategischen Planungen umzusetzen."
Immer wieder flammen Spekulationen über eine Fusion der beiden Geldhäuser auf - nicht zuletzt angesichts ihrer drastisch gefallenen Aktienkurse und der zahlreichen Hiobsbotschaften wie der jüngsten Geldwäsche-Razzia bei der Deutschen Bank. Auch im Finanzministerium werden Insidern zufolge verschiedene Szenarien durchgespielt, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Banken zu erhöhen. Unter anderem gehe es auch um steuerrechtliche Fragen, die möglichen Zusammenschlüssen von Banken entgegenstünden. Es gehe aber nicht darum, eine Fusion aktiv anzuschieben. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat mehrfach die Bedeutung einer starken deutschen Großbank betont und eine Industriepolitik für die Branche gefordert.
Die Commerzbank und die Deutsche Bank lehnten eine Stellungnahme ab. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte eine Fusion in den nächsten zwölf bis 18 Monaten ausgeschlossen und betont, erst einmal müsse die Bank ihre Hausaufgaben erledigen. Von Aktionären regt sich Widerstand: "Nur weil zwei Lahme sich zusammen tun, wird daraus kein Marathonsieger", sagte Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW. "Beide Unternehmen haben zu viele übereinstimmende Geschäftsfelder, bis auf Abbau von Mitarbeitern käme dabei nichts heraus." Auch Großaktionäre zeigten sich ablehnend. Die Deutsche Bank sei nicht bereit für einen Zusammenschluss.
Sollten es die Deutsche Bank und die Commerzbank am Ende miteinander versuchen, entstünde das mit Abstand größte deutsche Geldhaus. Es hätte eine Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro, 38 Millionen Privat- und mehrere zehntausend Firmenkunden sowie anfangs über 120.000 Mitarbeiter. Doch nach einer Fusion käme es zum Kahlschlag, zahlreiche Stellen würden verloren gehen.
Die Euphorie über einen mögliche Zusammenschluss, die nach einem Medienbericht am Mittwoch die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank beflügelt hatte, verflog am Donnerstag schnell wieder. Beide Titel notierten leicht im Minus. Allein seit Jahresbeginn haben die Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank rund die Hälfte ihres Werts eingebüßt.