Wer sich alleine ein Aktiendepot zusammengestellt hat, denkt zu Anfang vielleicht, dass er sich nun entspannt zurücklehnen kann. Doch meistens ist genau das Gegenteil der Fall. Denn die enthaltenen Werte führen oftmals ein gewisses Eigenleben. Während einige Aktien sehr stark ansteigen, entwickeln sich die Kurse von anderen Papieren geradewegs in die umgekehrte Richtung.
Da kommt man dann schnell mal in Versuchung, bei den Aktien mit den höchsten Kurszuwächsen Gewinne mitzunehmen. Und so ist es auch mir schon passiert, dass ich eine sehr gute Position reduziert habe, um den Gewinn auch sicher zu vereinnahmen. Doch mittlerweile bin ich der Meinung, dass ein solches Verhalten recht irrational ist.
Denn niemand, der noch ganz bei Trost ist, würde doch, wenn er beispielsweise einen Rennstall besitzt, sein bestes Pferd verkaufen und sich dann noch intensiver um die verbliebenen schlechten Gäule kümmern. Also habe ich mir in Sachen Depotstrategie vorgenommen, in Zukunft besser die Verlierer abzustoßen und die Gewinner eher noch aufzustocken. Folgende Foolishen Beweggründe liegen meiner Entscheidung hier zugrunde.
Steuerbelastung optimieren Dies ist vielleicht nicht der wichtigste Grund, doch es ist auf jeden Fall ein sehr interessanter Aspekt, den man sich hier zunutze machen kann. Denn gerade in steuerlicher Hinsicht ist es meines Erachtens sinnvoll, sehr überlegt zu handeln. Steuern können den Gewinn, den man erzielt hat, nämlich sehr nachhaltig schmälern.
Je nachdem, ob man Kirchensteuer bezahlen muss oder nicht, kann hier eine Gesamtbelastung von fast 28 % entstehen, die man auf seine Kapitalerträge an Steuern abführen muss. Es wäre also durchaus wünschenswert, wenn man diese Steuerlast etwas abmildern könnte. Meinst du nicht auch? Und diese Möglichkeit gibt es tatsächlich. Und sie hat etwas mit dem Verkauf der schlechten Aktien im Depot zu tun.
Das Zauberwort heißt hier Verlustvortrag. Jede Depotbank muss nämlich einen sogenannten Verrechnungstopf führen. In diesem werden die Gewinne oder Verluste, die beim Verkauf von Aktien entstanden sind, gegeneinander verrechnet. Sind nun in einem Kalenderjahr die Verluste höher ausgefallen als die Gewinne, kann man die Verluste ins nächste Jahr übertragen. Sie können so noch Jahre später mit eventuellen Gewinnen verrechnet werden.
Wenn man also hin und wieder die Aktien mit den größten Kursverlusten verkauft, häuft man so immer höhere Verluste an, die dann später helfen können, die Steuerlast massiv zu senken.
The Trend is your Friend Hier kommt ein weiterer Gesichtspunkt, warum es sinnvoll sein könnte, nicht mehr auf die Verlierer zu setzen, sondern die Positionen weiter auszubauen, die sich besonders gut entwickelt haben. Die Erfahrung zeigt uns nämlich, dass ein intakter Aufwärtstrend meistens über längere Zeiträume anhält. Und ich finde, diesen Umstand sollte man sich zunutze machen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine erfolgreiche Aktie weiter im Kurs ansteigt, ist also recht groß. Und meiner Meinung nach auch wesentlich größer als die Chance, dass sich ein Wert, der sich gerade im Sinkflug befindet, schnell wieder erholt. Ganz im Gegenteil, höchstwahrscheinlich geht es mit den entsprechenden Papieren noch länger weiter abwärts.
Ich habe mir jetzt also vorgenommen, meine Strategie etwas zu ändern und verstärkt Aktien nachzukaufen, die sich schon länger in einer intakten Aufwärtsbewegung befinden. Im Gegenzug sollen Titel, die sich sehr negativ entwickelt haben, ihren Platz im Depot räumen.
Es gibt sicherlich keine Patentlösung, wie man sein Depot richtig strukturiert. Doch ich bin mir relativ sicher, dass meine neue Strategie nicht die schlechteste ist. Ob ich mit ihr richtig liege, wird sich allerdings erst in Zukunft zeigen.
Motley Fool Deutschland 2020