Frankfurt (Reuters) - Die grassierende Coronavirus-Pandemie hat den Erholungsversuch der europäischen Börsen am Mittwoch rasch zunichte gemacht.
“Zu groß ist die Angst der Anleger vor flächendeckenden Lockdowns, die die konjunkturelle Erholung vom ersten Schock im Frühjahr schon wieder beenden könnte, bevor sie so richtig begonnen hat”, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils gut ein Prozent auf 12.588 und 3188 Punkte.
Die Verhandlungen um weitere Konjunkturhilfen in den USA stützten die Börsen nur bedingt. Nancy Pelosi, Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, äußerte sich zwar zuversichtlich, bis Ende der Woche einen Durchbruch zu erzielen. Aber selbst wenn das passiere, würde es der Wirtschaft nur kurzfristig Linderung verschaffen, warnte Nigel Green, Gründer und Chef des Anlageberaters deVere. “Das durch die Pandemie verursachte langfristige Problem bleibt: Die Massenarbeitslosigkeit. Sie beeinträchtigt Nachfrage, Wachstum und Investitionen.”
ÖLPREIS UNTER DRUCK - GOLD UND KUPFER GEFRAGT
Aus diesem Grund ging der Ölpreis erneut auf Talfahrt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 42,55 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Furcht vor einem Angebotsüberschuss werde durch die steigenden US-Lagerbestände noch verschärft, sagte Chiyoki Chen, Chef-Analyst des Rohstoffhändlers Sunward.
Gleichzeitig verteuerte sich die “Antikrisen-Währung” Gold um 0,6 Prozent auf 1918,06 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Haupttreiber seien hier die Spekulationen auf das neue US-Konjunkturprogramm, dass Inflationsängste schüre und dadurch dem Dollar zusetze, sagte Anlagestrategin Margaret Yang vom Brokerhaus DailyFX. Die Abwertung der Weltleitwährung macht das auch als Absicherung gegen galoppierende Preise genutzte Edelmetall für Investoren außerhalb der USA attraktiver.
Bei Industriemetallen wetteten Anleger auf einen Nachfrage-Schub durch die US-Konjunkturhilfen. Hinzu kämen drohende Lieferausfälle durch Bergarbeiterstreiks in Chile, sagte Rohstoff-Händlerin Anna Stablum vom Brokerhaus Marex Spectron. Dies hievte den Preis für Kupfer auf 6985 Dollar je Tonne, den höchsten Stand seit etwa zweieinhalb Jahren.
ÜBERNAHMEFANTASIE UM BILFINGER - ERICSSON IM AUFWIND
Am deutschen Aktienmarkt bescherten Übernahmespekulationen Bilfinger (DE:GBFG) den größten Kurssprung seit einem halben Jahr. Die Aktien des Industrie-Dienstleisters stiegen zeitweise um elf Prozent. Börsianer verwiesen auf einen Medienbericht, dem zufolge mehrere Finanzinvestoren Interesse an der Mannheimer Firma haben. Bilfinger wollte sich zu diesem Thema nicht äußern.
In Stockholm stiegen die Papiere von Ericsson um zeitweise knapp neun Prozent auf ein Fünfeinhalb-Monats-Hoch von 107,15 Kronen. Die Gewinnmarge und der Überschuss des Netzwerk-Ausrüsters hätten deutlich über seinen Prognosen gelegen, kommentierte Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Liberum. Dies verdanke der Konzern der überraschend starken Ertragskraft seiner Netzwerk-Sparte, die ihrerseits vom Aufbau der Mobilfunknetze nach dem neuen Standard 5G profitiere.