- von Hakan Ersen
Frankfurt (Reuters) - Die anhaltende Flut von Firmenbilanzen wird Börsianern auch in der neuen Woche auf Trab halten.
Angesichts der ungebrochenen Furcht vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft sollten sich Investoren aber keine Hoffnungen auf größere Kursgewinne machen, warnte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. "Es sieht so aus, als ob viele auf noch niedrigere Kurse warten." In der alten Woche büßte der Dax 1,7 Prozent ein.
Nach Einschätzung des Aktienstrategen Tobias Basse von der NordLB könnten aber die US-Einzelhandelsumsätze am Freitag die Trendwende bringen. "Wir gehen davon aus, dass die Zahlen sehr erfreulich ausfallen werden." Dies wäre ein Signal, dass die weltgrößte Volkswirtschaft im zweiten Quartal schneller wächst als zum Jahresauftakt. Ähnliche Hinweise könnten auch die Quartalsberichte von US-Einzehhandelsunternehmen wie Macy's, Nordstrom und Kohls liefern. "Starke Zahlen würden bedeuten, dass der Wirtschaft eine Rezession erspart bleiben wird", sagte Portfoliostratege Brian Jacobsen vom Vermögensverwalter Wells Fargo Funds Management. Zum Abschluss der neuen Woche steht zudem das von der Universität Michigan ermittelte Stimmungsbarometer der Verbraucher auf dem Terminplan. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der dortigen Wirtschaft.
Da ein beschleunigtes US-Wachstum den Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung der Notenbank (Fed) neue Nahrung gebe, werde der Dollar sicher weiter aufwerten, fügte NordLB-Experte Basse hinzu. Weil dadurch Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger werden, könnte dies dem Dax zusätzlichen Schub verleihen. In der alten Woche verbilligte sich der Euro zeitweise um etwa zweieinhalb US-Cent und lag bei rund 1,14 Dollar. Allerdings dämpfte der US-Arbeitsmarktbericht für April am vergangenen Freitag die Erwartung einer raschen Zinsanhebung.
Heimische Konjunkturdaten spielen Börsianern zufolge in der neuen Woche eine Nebenrolle. Am Donnerstag stehen die Zahlen zur Industrieproduktion in der Euro-Zone an, am Freitag folgt die erste Schätzung zum Wirtschaftswachstum im ersten Quartal. Börsianer erhoffen sich von den Zahlen Hinweise darauf, ob die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldschleusen noch weiter aufdrehen wird, um die Konjunktur anzukurbeln.
E.ON UND RWE LEGEN ZAHLEN VOR
Nachdem in der alten Woche bereits etwa ein Drittel aller 30 Dax-Unternehmen Zahlen vorgelegt hat, kommt in der neuen Woche ein gutes halbes Dutzend weiterer Zwischenbilanzen aus der ersten deutschen Börsenliga hinzu. Mit Argusaugen schauen Anleger unter anderem auf die Ergebnisse von E.ON (Mittwoch) und RWE (Donnerstag). Die beiden Versorger kämpfen mit den finanziellen Belastungen durch den Atomausstieg und anhaltend niedrigen Energiepreisen.
Am Dienstag präsentiert Thyssenkrupp Zahlen. Hier erhoffen sich Anleger Aussagen zur Zukunft der Stahlsparte. Insidern zufolge führt der Konzern mit dem indischen Konkurrenten Tata Steel Gespräche über einen Zusammenschluss.