Der DAX notiert immer noch vergleichsweise hoch. Unser heimischer Leitindex notierte zuletzt über 13.900 Zählern. Zwar ist das Rekordhoch von über 16.000 Zählern rund 15 % entfernt. Allerdings ist es trotzdem bemerkenswert, dass der Abverkauf so viele günstige Chancen geschaffen hat.
Eine erste Antwort ist natürlich, dass es einen Unterschied zwischen dem Kursindex und dem Performanceindex gibt. Wobei wir mit Blick auf diese Korrektur sagen können, dass die Differenz eher marginal ist. Der Kursindex liegt zwar ca. 19 % im Minus. Von 15 % ist das jedoch nicht so weit entfernt.
Bleiben wir jedoch bei unserer Kernfrage: Warum gibt es so viele günstige Aktien im DAX, obwohl er nicht so stark eingebrochen ist? Man könnte argumentieren, dass er im Vorfeld nicht zu teuer gewesen ist. Aber es lohnt eben auch der Blick auf die Summe der Einzelteile, wenn wir eine Erklärung finden wollen.
DAX: Günstige Top-Aktien, trotzdem kaum ein Einbruch Im Endeffekt sehe ich mehrere Faktoren, warum der DAX nicht so stark eingebrochen ist, wie es gefühlt einige günstige Aktien skizzieren. Ein erster ist zum Beispiel, dass viele Tech-Aktien (NYSE:XLK) im Growth-Segment zwar massiv an Börsenwert eingebüßt haben. Aber sie besitzen kaum ein Indexgewicht. Dass Zalando (ETR:ZALG) zum Beispiel zwischenzeitlich 80 % Wertverlust besaß, mag erschreckend erscheinen. Aber mit einem Indexgewicht von deutlich unter 1 % fällt das kaum ins Gewicht. Andere Schwergewichte haben hingegen deutlich mehr Einfluss.
So zum Beispiel die Autobauer. Aufgrund von deutlich mehr Value-Fokus in den vergangenen Jahren und seit den Tiefpunkten der Corona-Krise haben sie sich in den letzten zwei Jahren wieder verdoppelt bis teilweise verdreifacht im Börsenwert. Das bedeutet, dass sie mit ihrem zugegebenermaßen auch größeren Indexgewicht deutlich mehr Anteil an der Gesamtperformance haben. Das hat den Abverkauf ein wenig ausgebremst. Selbst Stagnation hilft in diesen Fällen, um den Abverkauf zu bremsen.
Im Endeffekt finden wir in der Summe der Einzelteile daher eine gute Begründung. Übrigens: Selbst tief gefallene Aktien wie Fresenius (ETR:FREG), Vonovia (ETR:VNAn) oder auch die Münchener Rück sind gemessen an ihrem Börsenwert vergleichsweise klein. Das heißt, dass diese Aktien individuell sehr preiswert sein können. Aber eben auch, dass das gemessen am Indexgewicht wenig Beachtung finden muss.
Ein verzerrtes Bild? Ob das ein verzerrtes Bild darstellt, darüber kann man sicherlich streiten. Fest steht jedoch: Der DAX ist ein wenig eingeknickt, aber einige Aktien hat es bedeutend stärker erwischt. Günstige Chancen sind daher vorhanden, teilweise auch in Hülle und Fülle.
Jetzt gilt es für Stock-Picker eines zu tun: Nicht versuchen, die bestmögliche Antwort zu identifizieren, nein, sondern besser auf langfristig orientiert aussichtsreiche Kandidaten zu setzen. Für Foolishe Investoren ist das schließlich primär eines: eine Chance.
Vincent besitzt Aktien von Fresenius, der Münchener Rück, Vonovia und Zalando. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Zalando und empfiehlt Fresenius.
Motley Fool Deutschland 2022