Einer der Vorteile fortgeschrittenen Alters ist, dass man eigentlich alles schon einmal gesehen hat.
In jedem Bullenmarkt gibt es einige Star-Performer, für die immer wieder Worte wie die folgenden verwendet werden:
„Einzigartiges Geschäftsmodell.”
„Brillanter CEO.”
„Verdient eine höhere Bewertung aufgrund des starken Wachstums.”
„Wertvollstes Unternehmen aller Zeiten.“
„Dieses Mal ist alles anders.”
Mit praktisch ebenso großer Zuverlässigkeit fallen diese Stars am Ende jedes Bullenmarkts vom Börsenhimmel.
Selbst in meinem relativ jungen Alter von 43 Jahren habe ich dies bereits zig Male erlebt.
Als General Electric (NYSE:GE) noch das war, was die „FAANGs” heute sind
Mitglieder meiner Generation werden sich noch deutlich an die Zeit erinnern, als General Electric als „das beste Unternehmen der Welt“ galt.
Der damalige CEO von „GE“, Jack Welch, tauchte regelmäßig auf den Titelseiten der großen Finanzmagazine auf. Fortune bezeichnete ihn auf einer Titelseite als „den Meister“. Seine Managementmethode namens „Six Sigma“ wurde als Erfolgsbeispiel an Universitäten unterrichtet. GE war berühmt dafür, ein vermeintlich einzigartiges Geschäftsmodell aufgebaut zu haben, bei dem durch Übernahmen immer neue Geschäftsbereiche zu einem immer breiter wuchernden Konglomerat hinzugefügt wurden.
Zwischen 1980 und 2000 stieg der Börsenkurs von GE um den Faktor 70. Mit einem Börsenwert von 600 Mrd. US$ war der Konzern zum wertvollsten privaten Unternehmen der Welt geworden. Relativ zur damaligen Leistung der US-Wirtschaft war der Börsenwert von GE sogar noch größer als die heutigen Börsenwerte von Amazon (NASDAQ:AMZN) und Apple (NASDAQ:AAPL), die beide jeweils über 1.000 Mrd. US$ wert sind.
Viele glaubten, das ginge einfach immer so weiter
1999 wurde Jack Welch sogar zum „Manager des Jahrhunderts“ gewählt.
Unnötig zu erwähnen, dass GE-Aktien seinerzeit ein fester Bestandteil von vielen Wachstumsportfolios waren. Die Aktie stieg ja quasi unaufhaltsam. Angesichts eines Börsenwerts von 600 Mrd. US$ kann man sich vorstellen, wie viele private Anleger gehörige Summen in GE-Aktien geparkt hatten. Immerhin machte GE den Eindruck, für Anleger eine sichere Sache zu sein.
GE fielen die Flügel ab
Heute, also 18 Jahre später, hat GE rund 500 Mrd. US$ des früheren Börsenwerts von 600 Mrd. US$ verloren. Die Gesellschaft bring derzeit nur noch rund 100 Mrd. US$ auf die Waage.
Facebook (NASDAQ:FB) ist gegenwärtig knapp unter 500 Mrd. US$ wert. Der Verlust, den Anleger bei GE erlitten, entspräche einem Totalausfall von Facebook.
Was sicher und zuverlässig aussah, war am Ende dann doch nicht so sicher:
Die Expansion in immer neue Geschäftsbereiche führte dazu, dass GE kaum mehr zu überblicken, geschweige denn effizient zu managen war. Um immer neue Übernahmen durchführen zu können, benötigte GE Zugang zu schnellen, billigen Krediten. Das Platzen der dotcom-Blase im Jahr 2001 und die Finanzkrise 2008 hatten negative Auswirkungen auf die Fähigkeit von GE, immer weiter Kredite aufzunehmen. Die Welt verändert sich eben ständig. GE hatte in großem Umfang auf Anlagenbau im Bereich konventionelle Energiegewinnung gesetzt. Mit dem starken Wachstum alternativer Energien hatte der Konzern schlicht nicht gerechnet und somit auf das falsche Pferd gesetzt.
Selbst nach dem Absturz ist GE immer noch 100 Mrd. US$ wert. Allerdings würden Sie Schwierigkeiten haben, Anleger zu finden, die seit längerem in GE investiert sind und dabei Geld verdient haben. Die Aktie hat seit ihrem Höchststand im Jahr 2000 über 80% an Wert verloren und notiert heute so niedrig wie zuletzt während der Finanzkrise vor zehn Jahren.
Die GE-Aktie sah aus wie ein sicheres Wachstumsinvestment. Stattdessen wurde die Aktie zu einer Fallstudie für „Kaufen auf der Spitze.“
Wer investierte, als GE noch als glänzendes Unternehmen galt, hat heute alles andere als ein glänzendes Portfolio.
Auf welche Unternehmen werden wir 2025 oder 2030 zurückblicken?
Ich bin kein Weltuntergangsprophet, vielmehr bin ich sogar ein großer Fan der sogenannten FAANG-Unternehmen.
Facebook – benutze ich jeden Tag, um mit Freunden zu kommunizieren!
Amazon – nicht unbedingt mein liebster Einkaufsort, weil ich lieber echte Geschäfte und kleine Unternehmer unterstütze, aber auch ich weiß den Versandservice des Unternehmens gelegentlich zu schätzen.
Apple – seit 15 Jahren mein bevorzugter Laptophersteller.
Netflix (NASDAQ:NFLX) – ich bin nur deshalb kein Abonnent, weil ich sonst keinerlei Zeit mehr zum Schreiben hätte.
Google – ich bin nicht nur ein Nutzer, sondern leitete sogar mal ein Projekt mit Google, das fast 1 Mio. YouTube-Downloads erzielte. Fantastische Firma, tolle Produkte und sehr schlaue Mitarbeiter.
Allerdings hat gerade diese besondere Form von Popularität dazu geführt, dass die überwiegende Zahl der FAANG-Aktien heute kein gutes Langfristinvestment mehr sind.
Weil sich Krethi und Plethi bei den FAANGs als Aktionär eingekauft haben und die Kurse in die Höhe trieben, sind diese Aktien heute überwiegend jenseits von Gut und Böse bewertet. Nicht, dass besonders viele Anleger heutzutage noch auf langweilige Faktoren wie Bewertungskennziffern schauen würde. Die Aktie wird gekauft, weil es Google ist. Punkt, aus. Sie steigt doch immer weiter, oder?
Meine vergleichsweise kurzen wöchentlichen Berichte sind nicht das richtige Medium, um die Bewertung dieser Konzern im Einzelnen zu durchleuchten. Derzeit will sowieso kaum jemand etwas über dieses Thema hören.
Wie ich es überhaupt wagen kann, an diesen Unternehmen zu zweifeln?
Hier sind nur einige offensichtliche Gründe:
Apple – Neun von zehn Amerikanern haben bereits ein Mobiltelefon. Der Erstausstattungsbedarf ist einfach gedeckt.
Amazon – Wenn die Aktie nochmals um den Faktor 10 steigen würde, wie sie es in den letzten zehn Jahren getan hat, hätte Amazon einen Börsenwert, der dem Bruttosozialprodukt der gesamten EU entspräche.
Google – Die Expansion in immer neue Geschäftsbereiche, wie sie ja auch aus der Namensänderung in „Alphabet (NASDAQ:GOOGL)“ klar wurde, erinnert mich an die Diversifikationsstrategie von GE. Überblicken die das noch?
Ich wäre der Allerletzte, der behaupten würde, dass diese Unternehmen keine guten Produkte anbieten. Einige der FAANGs könnten auch ganz einfach aufhören, als Wachstumsstories eingestuft zu werden, und stattdessen zu „Cash-Cows“ werden. Ähnliches sah man beispielsweise bei Philip Morris, die nach den Gerichtsprozessen um Lungenkrebsopfer und neu eingeführten Tabakregulierungen einfach als Dividendentitel ein neues Kapitel aufschlugen und ihren Anlegern auch in dem dann gedämpften Branchenumfeld reichlich Gewinn brachten.
Weil Bullenmärkte immer viel länger anhalten als man denken sollte, können die FAANGs noch weiter steigen. Vielleicht sogar noch viel weiter.
Diese Trends gehen immer solange weiter, bis sie eben einfach irgendwann nicht mehr weitergehen. Das genaue Timing hierfür kann niemand vorab bestimmen.
Der Unterschied zwischen Value-Investoren und Wachstums-Anlegern
In FAANG-Aktien zu investieren, ist „trendy“ und „cool“.
Diese Unternehmen rufen (überwiegend) positive Vorstellungen in den Köpfen der Öffentlichkeit hervor.
Aktionär von solchen tollen Unternehmen zu sein, fühlt sich gut an.
Man (DE:MANG) ist Teil der Masse, und da fühlt man sich ja bekanntlich noch am sichersten. Der Mensch ist ein Herdentier.
Man kann sogar den Fernseher anschalten und sagen: „Guck‘ mal, Schatzi, bei der Serie bin ich Miteigentümer!“
Wer möchte da noch in Unternehmen investieren, die außer Mode sind oder deren Produkte weniger sexy sind?
Es gibt eine starke Korrelation zwischen der Fähigkeit von Value-Anlegern, Unternehmen rein auf Basis von harten Zahlen und Fakten zu beurteilen; und der Neigung von Wachstumsinvestoren, in weiche Faktoren und tolle Stories zu investieren.
Wer nach wie vor dem schillernden Schein amerikanischer Wachstumsunternehmen verfallen ist, sollte sich einmal mit Insiderverkäufen auseinandersetzen.
Insiderverkäufe auf Rekordhoch
Man sollte nie der Verlockung verfallen, bestimmte Unternehmen in einer Gruppe alle über einen Kamm zu scheren. So hat sich beispielsweise der größte Guru aller Value-Investoren, Warren Buffett, bei Apple eingekauft.
Allerdings ist schon auffallend, in welchem Tempo Unternehmensinsider in den USA gegenwärtig Aktien der eigenen Unternehmen abstoßen.
Im September gab es die größten Insiderverkäufe der US-Geschichte.
Gleichzeitig gaben US-Unternehmen im bisherigen Jahresverlauf 2018 mehr Geld für den Rückkauf eigener Aktien aus als im bisherigen Rekordjahr 2007.
Während also Unternehmen das Geld der Aktionäre für den Rückkauf von Aktien verwenden, stoßen Unternehmensinsider ihre persönlich gehaltenen Aktien ab. Nicht bei jedem Unternehmen, aber für den US-Markt als Ganzes.
Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.
Ich bevorzuge Value statt Hype
GE lief mir über den Weg, als ich nach Unternehmen suchte, die folgende Kriterien erfüllen:
Billig, was die Bewertungskennziffern anbelangt. Sicher, im Hinblick auf ein stabiles Geschäftsmodell. Liquide, was den Handel der Aktie anbelangt.
Diese Art von Unternehmen möchte ich regelmäßig auf meiner zum Relaunch anstehenden Webseite www.undervalued-shares.com vorstellen. Die neue Webseite geht in den kommenden Wochen online, mit einer ersten Studie, an der ich bereits emsig arbeite.
Schon den einen oder anderen Crash erlebt zu haben, sehe ich aus heutiger Sicht als echten Vorteil an.
Meine erste Crash-Erfahrung machte ich im Jahr 1989, wenn dies damals auch nur als „Mini-Crash“ galt. Seither habe ich einige der größten Blasen und Crashs der jüngsten Wirtschaftsgeschichte erlebt. Ich bin sogar alt genug, um mich daran zu erinnern, wie es sich anfühlt, steigende Zinsen zu haben! Wer nicht mindestens 30 Jahre alt ist, dürfte sich kaum noch an Zeiten steigender Zinsen erinnern.
Wer sich gut vorbereitet und strategisch arbeitet, kann gerade auch aus anhaltenden Abschwüngen viel Gewinn erzielen. In diesen Perioden wird jeweils der Grundstein gelegt, um im kommenden Aufschwung einen großen (finanziellen) Satz nach vorne zu machen.
Ist die GE-Aktie auf dem jetzigen Niveau ein Kauf? Vermutlich nicht. Jedenfalls hatte ich bei meiner bisherigen Prüfung nicht den Eindruck, als würde GE in absehbarer Zeit wieder zu den Glanzzeiten zurückfinden. Vermutlich bleibt GE bis auf Weiteres eine gute Fallstudie dafür, wie ein Liebling der breiten Anlegermasse zur gigantischen Kapitalvernichtungsmaschine werden kann.
Über einige der FAANG-Aktien – darauf würde ich eine Wette abschließen – werden in der Zukunft sicher ähnliche Studien geschrieben.
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Ein Beitrag von Swen Lorenz.