Investing.com - Wirecard-Aktionäre ist das Lachen in den letzten Wochen vergangenen. So ist der Kurs seit gestern um mehr als 8 Prozent gefallen. Grund für die neuerliche Verunsicherung war ein Artikel des Handelsblatts.
Indien-Geschäft gerät ins Visier der Ermittler
Die Polizei aus Singapur soll sich einem Artikel des Handelsblatts zufolge intensiv mit dem Indien-Geschäft von Wirecard (DE:WDIG) beschäftigen. Gegenstand der Ermittlungen seien Wirecard-Mitarbeiter und mehrere Gesellschaften des deutschen Zahlungsdienstleisters aufgrund möglicher Geldwäsche und Dokumentenfälschung. Neben der indischen Tochter Hermes I Tickets nimmt die auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Sondereinheit der Polizei Singapur auch die Wirecard-Gesellschaften in Hongkong, Malaysia, Indonesien und auf den Philippinen ins Visier.
Die Vorwürfe mit Blick auf das indische Geschäft seien nicht neu und wurden bereits mehrfach auch durch externe Prüfungen widerlegt, sagte Wirecard der dpa. "Auch soweit die jetzige Untersuchung in Singapur Transaktionen in Indien betrifft, können wir noch einmal bestätigen, dass die interne Untersuchung alle Vorwürfe entkräftet hat."
Trotzdem verlieren die Anleger allmählich die Geduld mit dem Dax-Aufsteiger. Das hat den ganz banalen Grund, dass Wirecard seit dem 8. Februar keine offizielle Presseerklärung mehr herausgegeben hat. Die aktuelle Kommunikationspolitik des deutschen Zahlungsdienstleisters gleicht einem Schuldeingeständnis. Da kann Wirecard-Chef Markus Braun noch so oft sagen, dass an den Vorwürfen nichts dran sei und die Kursschwankungen der Aktie keinen fundamentalen Grund hätten. Wenn Wirecard nicht schleunigst die Karten auf den Tisch liegt, dann könnte dieses Glaubwürdigkeitsproblem noch sehr viel schwerwiegendere Folgen für den Aktienkurs haben.
Das sagen die Analysten
Die US-amerikanische Großbank Citigroup (NYSE:C) hat die Einstufung für Wirecard von "Halten" auf "Verkaufen" mit einem Kursziel von 100 Euro (zuvor 144 Euro) gesenkt. Grund dafür seien die Untersuchungen, die wahrscheinlich länger andauern werden als erwartet. Das spiegle der Aktienkurs noch nicht wieder.
Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat Wirecard von der "German Top Picks List" gestrichen. Die Einstufung beließen die Experten aber in einer am Freitag vorliegenden Studie auf "Buy".
Analysteneinschätzungen gelten in der Regel als guter Stimmungsindikator.
Das sagt die Charttechnik
Durch das Scheitern der Wirecard-Aktie an einem Spurt über die Glättung der letzten 90 Tage bei 132,68 Euro und dem dynamischen Breakout unter die Schlüsselunterstützung bei 115 Euro, gilt es den unmittelbaren Blick weiter nach unten zu richten.
Heute Morgen ist das Papier außerdem unter das Tief vom 18. Februar bei 105,57 Euro gefallen, was ein Anlaufen des Schlusskurses vom 15. Februar bei 99,76 Euro wahrscheinlich gemacht hat. Kommt es auch hier zu keiner Kursstabilisierung, droht ein weiterer Fall auf 96,12 Euro gefolgt von 92,17 Euro.
Um die charttechnisch angeschlagene Ausgangslage wieder etwas zu verbessern, gilt es zunächst das Gap bei 115 Euro zu schließen. Für eine positive Weichenstellung bedarf es jedoch mindestens eines Spurts über 124,05 Euro.