😎 Sommerzeit, Hammer-Deals! Bei InvestingPro winken jetzt bis zu 50% Rabatt auf KI-Aktien-TippsJETZT ZUGREIFEN

Wirecard-Pleite: Alles in die Commerzbank packen und Deckel drauf?

Veröffentlicht am 02.07.2020, 08:54
Aktualisiert 02.07.2020, 09:06
Wirecard-Pleite: Alles in die Commerzbank packen und Deckel drauf?
CBKG
-
WDIG
-
SNHJ
-

Die Commerzbank (DE:CBKG) (WKN: CBK100)-Aktie kommt nicht aus der Krise. Seit Jahren wird der Befreiungsschlag gesucht und doch stolpert sie von einem Rückschlag zum nächsten. Zuletzt sorgten nicht nur COVID-19, sondern auch Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206) für Ärger in der Bilanz. Es könnten sich jedoch für die Bank auch Chancen ergeben aus dem Desaster des Zahlungsabwicklers.

Die Commerzbank braucht neue Impulse Seit der Finanzkrise und der anschließenden Teilverstaatlichung ringt die Commerzbank um eine profitable Neuausrichtung. Viele Randbereiche wurden versilbert und risikoreiche Aktivitäten eliminiert. Ein stabiler Partner für den Mittelstand wollte das Bankhaus werden. Gleichzeitig entwickelte das Management eine umfassende Strategie, um einen Kulturwandel zu schaffen. Alles sollte unkomplizierter, agiler und digitaler werden, Stichwort „Commerzbank 4.0“ bzw. seit dem Update vom letzten September „Commerzbank 5.0“.

2018 sah es zwischenzeitlich so aus, als ob die Strategie voll aufgehen würde, als der Jahresgewinn auf 865 Mio. Euro hochschnellte. Schon im Folgejahr waren es aber nur noch 644 Mio. Euro. Neben der Belastung durch die anhaltenden Null- und Minuszinsen nannte das Management eine erhöhte Steuerbelastung und Restrukturierungsaufwendungen.

In diesem Jahr wollte die Commerzbank endlich durchstarten, etwa über den Aufbau von profitableren Kundenbeziehungen, erhöhte Investitionen in effizientere Prozesse und die vollständige Integration der comdirect. Im März schlug jedoch die Coronakrise zu. Das bedeutet, dass mit deutlich erhöhten Kreditausfällen zu rechnen ist. Mit dem Wirecard-Skandal kam noch ein besonders großer Brocken hinzu, da die Bank dort mit einem Konsortialkredit im Risiko steht.

Darum könnte Wirecard auch eine Chance darstellen Zweifellos hat die Commerzbank an vielen Stellen gute Fortschritte gemacht. Doch über zehn Jahre Boom nach der Finanzkrise, in der viele Kunden hochprofitabel unterwegs waren, haben nicht ausgereicht, um selbst hochprofitabel zu werden. Ein bisschen mehr Dynamik hätte es wahrscheinlich gebraucht, um schneller zu greifbaren Ergebnissen zu kommen.

Für genau diese Dynamik wurde Wirecard jahrelang gerühmt. Sie brannte ein Feuerwerk an Initiativen und Innovationen ab. Ständig wurden neue Märkte erobert, egal ob durch Übernahmen, Partnerschaften, neue Produkte oder den Einstieg in weitere Regionen. Vieles davon hatte Hand und Fuß.

Die comdirect hingegen mag zwar ein nationaler Champion unter den Direktbanken sein, aber frühere Internationalisierungsversuche sind alle gescheitert. Was bleibt, ist die Übernahme von Onvista 2017. Wirkliche Start-up-Mentalität ist für mich kaum zu erkennen. Die Zusammenführung der IT von Commerzbank und comdirect dürfte daher vor allem Kosteneinsparungen bringen, aber nicht den erhofften Innovationsschub.

Könnte Wirecard bei der Commerzbank unterkommen? Nun ist es zwar auf den ersten Blick unschön, ausstehende Kredite bei einem Skandalkonzern zu haben. Allerdings sind Kreditgeber bekanntlich viel besser gestellt als Aktionäre, wenn es darauf ankommt. Bei Steinhoff (DE:SNHG) (WKN: A14XB9) war über die letzten Jahre gut zu beobachten, wie die Gläubiger das Ruder übernommen haben. Sie haben der Holding hohe Zinszahlungen aufgebrummt und zwingen ihn, jeden verfügbaren Euro an sie zu überweisen.

Als Gläubiger der insolventen Wirecard könnte die Commerzbank folglich auch schon bald eine mächtige Position erlangen. Eine Komplettübernahme ist allerdings unrealistisch: Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé geht davon aus, dass die größten Erlöse erzielt werden können, wenn die einzelnen Geschäftsbereiche von Wirecard separat ein neues Zuhause finden. Unter diesen Bedingungen könnte es für die Commerzbank sinnvoll sein, sich zügig mit Sachvermögen ausbezahlen zu lassen, anstatt über Jahre in einen Insolvenzprozess eingebunden zu sein.

Die digital getriebenen internationalen Zahlungs- und Mikrokreditlösungen könnten beispielsweise eine spannende Ergänzung darstellen. Wenn dann noch etwas mehr Start-up-Geist in die für Transformation und Innovation zuständigen Abteilungen einzieht, dann wird die Vision Commerzbank 5.0 vielleicht doch noch ein großer Erfolg. Zu viel Wirecard kann tödlich enden. Vielleicht wäre jedoch ein bisschen davon heilsame Medizin für die Commerzbank-Aktie.

Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.