FRANKFURT (dpa-AFX) - Der alten Börsenweisheit "Sell in May" zu folgen könnte sich in diesem Jahr lohnen. Hat doch der Dax (DAX) seit Jahresbeginn um beeindruckende rund 17 Prozent zugelegt. Es gibt also Gewinne mitzunehmen.
An vierzehn der vergangenen fünfzehn Handelstage ist der Dax zuletzt gestiegen. Gaben die Kurse einmal nach, kamen prompt Käufer an den Markt. Zuletzt waren die Gewinne jedoch überschaubar. Bei 12 400 Punkten wurde die Luft dünn für den Dax. Analyst Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel spricht von einer Konsolidierung. Diese sei "durchaus gesund und dient zum Abbau der kurzfristig überkauften Lage". Für ein "Sell in May" sei es noch etwas zu früh, argumentiert Marktexperte Jörg Scherer von der Bank HSBC. Der Mai sei zwar ein "herausfordernder Börsenmonat", noch verspüre der Dax aber Rückenwind, nicht zuletzt von der günstigen charttechnischen Lage. Warnzeichen gebe es allerdings in den USA: Dort habe zwar der marktbreite S&P 500 zuletzt ein Rekordhoch markiert, aber nicht mehr die Kurse großer Transportkonzerne. Diese gelten erfahrungsgemäß als Vorläufer für den Markttrend. Weitere Kursgewinne erforderten steigende Gewinne der Unternehmen, sagt David Bianco vom Vermögensverwalter DWS. Während sich die Börsen in diesem Jahr stark erholt haben, sind dem Strategen zufolge die Gewinnprognosen weiter gesunken. Zwar hinkten die Analysten mit ihren Schätzungen regelmäßig dem Markt hinterher; ein Blick auf den US-Markt für Aktienoptionen zeige jedoch, dass sich dort "eine gewisse Sorglosigkeit, wenn nicht sogar Euphorie" breitmache. Anleger dürften also genau auf die Quartalszahlen und Prognosen der Unternehmen schauen. Immerhin öffnen in der kommenden Woche mehr als ein Drittel aller Dax-Schwergewichte die Bücher. Darunter illustre Namen wie BMW (4:BMWG), Siemens (4:SIEGn), Deutsche Telekom (4:DTEGn) und Deutsche Post (4:DPWGn). Bei BMW, Siemens und der Deutschen Telekom waren die Anleger zuletzt vorsichtig, die Aktienkurse blieben seit Jahresbeginn weit hinter dem Anstieg des Dax zurück.