FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Krieg in der Ukraine dürfte auch in der neuen Börsenwoche ein zentrales Thema bleiben. Hinzu kommen einige wichtige Wirtschaftsdaten: Inflationsdaten aus Deutschland und der Eurozone, der wichtige ISM-Einkaufsmanagerindex aus den USA und der monatliche Arbeitsmarktbericht der weltgrößten Volkswirtschaft.
Die Berichtssaison hierzulande ist indes fast zu Ende. Nur noch vereinzelt werden Unternehmen aus der Dax-Familie über ihre Ergebnisse berichten, und das vor allem aus der zweiten und dritten Reihe. Aus dem deutschen Leitindex selbst dürfte die VW-Beteiligungsgesellschaft Porsche (DE:PSHG_p) SE in den Blick rücken. Die anstehenden Jahreszahlen sollten keine große Überraschung mehr bringen, da sie sich aus den Zahlen des Autobauers Volkswagen (DE:VOWG) (VW) ermitteln lassen. Spannend könnte es aber werden, falls es Neuigkeiten zum Börsengang der VW-Sportwagenmarke Porsche AG gibt.
"Die Handelswoche wird erneut im Zeichen des Ukraine-Kriegs und des Inflationsdrucks stehen", erwartet Andreas Lipkow, Marktexperte von Comdirect. Mit jeder weiteren Konfliktwoche spitze sich die Wirtschaftslage zu. Insbesondere die gestiegenen Energiekosten seien ein ernsthaftes Problem für die Unternehmen und das Konsumverhalten. "Die Marktteilnehmer bleiben nervös und dürften sich mit neuen Engagements bei deutschen Aktien weiter zurückhalten", ergänzt er. Die Perspektiven für europäische Aktien sei allgemein inzwischen "stark eingetrübt".
Der zuletzt dank der Wall Street überraschend stabile deutsche Aktienmarkt könnte daher erneut kräftig schwanken. Marktexperte Timo Emden von Emden Research verweist angesichts der Energiekosten auf mögliche Stagflationssorgen. Verstärkt werden könnte Sorgen vor einer Stagnation der Wirtschaft bei hoher Inflation etwa von den am Mittwoch für Deutschland anstehenden Verbraucherpreisen im März. Am Freitag folgen Daten aus der Eurozone. "Steigende Zinsen, hohe Inflationsraten und teure Energie, welche auf sinkende Wachstumsprognosen treffen, ergeben eine gefährliche Mischung für den Gesundheitszustand der Konjunktur", warnt Emden.
Für Deutschland etwa rechnet Volkswirt Christoph Weil von der Commerzbank (DE:CBKG) - besonders wegen des Ukraine-Kriegs - im März mit einem Inflationsschub auf 7,5 Prozent. Für die Eurozone erwartet er einen Anstieg auf 7,7 Prozent und damit ein neues Allzeithoch. Auch die Kernrate ohne Energie-, Nahrungs- und Genussmittel dürfte ihm zufolge geklettert sein.
"Die Angst vor einer Energiekrise hat die Preise für Heizöl, Kraftstoffe, Gas und Strom noch einmal drastisch in die Höhe getrieben", schreibt Weil unter Verweis auf den Krieg. In Summe dürfte sich im März Energie für die Verbraucher um mehr als 13 Prozent verteuert haben. Allein das lasse die Inflationsrate um 1,5 Prozentpunkte steigen, rechnet er vor.
Zudem mache sich der Krieg auch bei den Lebensmittelpreisen zunehmend stärker bemerkbar, da ein großer Teil der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl, Weizen, Gerste und Mais aus Russland oder der Ukraine kommt. Die Lieferengpässe, die sich durch den Krieg und die jüngsten coronabedingten Betriebsschließungen in China ebenfalls weiter verschärft hätten, trügen ebenfalls zum Preisanstieg bei.
Für die USA indes dürfte die Woche am Freitag dagegen einige erfreuliche Daten bereithalten: Der Arbeitsmarkt wird weiterhin stark erwartet. Die Zahl der im März neu entstandenen Stellen sollte laut Weil ähnlich wie in den vorangegangenen Monaten gewachsen sein und vom Abflauen der Omikron-Welle profitiert haben. Die Arbeitslosenquote dürfte zugleich weiter gesunken sein.
Auch vom wohl wichtigsten US-Frühindikator, dem ISM-Einkaufmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe, wird Positives erwartet. Zwar rechnet Konjunkturanalyst Patrick Franke von der Landesbank Hessen-Thüringen mit einem Rückgang im Vergleich zum Vormonat, doch das signalisiert weiter eine wachsende Aktivität der Unternehmen; wenn auch nicht so stark wie im Monat zuvor.