Frankfurt (Reuters) - Aus Furcht vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft ziehen sich Anleger erneut aus den europäischen Aktienmärkten zurück.
Grund hierfür seien die festgefahrenen Zollverhandlungen zwischen den USA und China, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
"Die Gefahr, dass aus dem Handelskonflikt ein ausgewachsener Handelskrieg wird, war noch nie so groß wie aktuell." Der Dax fiel am Montag um 0,8 Prozent auf 11.962, der EuroStoxx50 büßte 0,5 Prozent auf 3343 Zähler ein. In der vergangenen Woche hatten sie bereits drei beziehungsweise vier Prozent verloren.
Die Regierung in Peking will nach der Verschärfung der US-Einfuhrzölle auf chinesische Waren hart bleiben. "Die gute Nachricht ist: sie reden noch miteinander", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Der Wirtschaftsberater von Donald Trump, Larry Kudlow, hatte ein Treffen des US-Präsidenten mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer (G20) Ende Juni ins Gespräch gebracht. Kooh Goh, Chef-Analyst für Asien bei der ANZ Bank, warnte allerdings vor überzogenen Erwartungen. "Wir hoffen das Beste, unser Grund-Szenario ist aber, dass eine Einigung scheitert und auch für die bislang nicht betroffenen chinesischen Importe Strafzölle erhoben werden."
YUAN UNTER DRUCK - AUTOBAUER AUF TALFAHRT
Die Nervosität der Anleger war auch am Devisenmarkt zu spüren. So fiel die chinesische Währung zeitweise auf den tiefsten Stand des Jahres. An Handelsplätzen außerhalb des chinesischen Festlandes stieg der Kurs des Dollar auf 6,9070 Yuan. Im Vergleich zu dem als sichere Anlage geltenden Franken verlor die US-Valuta allerdings weiter und war mit 1,0089 Franken so billig wie zuletzt vor einem Monat.
Bei den Aktienwerten flogen vor allem die Autobauer aus den Depots. Da den europäischen Herstellern ebenfalls US-Strafzölle drohen, rutschte ihr Branchenindex um zwei Prozent ab. Allerdings sagte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström, sie rechne mit einer Verschiebung der eigentlich am 18. Mai auslaufenden Frist für eine Entscheidung.
Der Zollstreit überschattete bei Daimler (DE:DAIGn) den geplanten Kauf von Aktien durch BAIC. Der chinesische Konkurrent will Insidern zufolge bis zu fünf Prozent der Anteile übernehmen. Allerdings sei unklar, wie viele Papiere BAIC bereits besitze und wie aggressiv der Konzern Daimler-Titel einsammeln wolle. Daimler-Aktien verloren 2,8 Prozent.
ÖLPREIS ZIEHT NACH ATTACKE AUF TANKER AN
Gegen den Trend stieg der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,9 Prozent auf 71,97 Dollar je Barrel (159 Liter) an. Grund hierfür waren Börsianern zufolge Spekulationen auf einen Versorgungsengpass angesichts wachsender Spannungen zwischen den USA und Iran. Kopfschmerzen bereitete ihnen außerdem die Aussage der Regierung von Saudi-Arabien, dass zwei Öltanker bei Sabotageakten beschädigt wurden.
Bitcoin verteuerte sich in der Spitze um gut 14 Prozent und markierte mit 7175,83 Dollar ein Acht-Monats-Hoch. "Das wachsende Interesse von institutionellen Vermögensverwaltern schürt neue Hoffnungen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Zu den hartgesottenen Anlegern, welche Bitcoin mehr oder weniger am Leben gehalten haben, gesellen sich immer mehr kurz bis mittelfristige Investoren."
Zu den wenigen Gewinnern am deutschen Aktienmarkt zählte E.ON (DE:EONGn) mit einem Kursplus von 0,7 Prozent. Der Reingewinn des Versorgers sei etwas besser ausgefallen als erwartet, schrieb Analyst Ahmed Farman von der Investmentbank Jefferies.