(Neu: Aussagen aus Pressekonferenz)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - BMW (XETRA:BMWG) will nach fünf Rekordjahren in Folge auch 2015 wieder Bestwerte erreichen, warnt aber vor wachsenden Risiken. "Es existieren viele Unsicherheiten", sagte der scheidende Konzernchef Norbert Reithofer am Mittwoch in München bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz. Wichtige Märkte wie China würden an Schwung verlieren, es gebe politische Unsicherheiten und viele Krisenherde. "All das wirkt sich auf die Entwicklung der Automobilmärkte aus."
Dennoch soll der Gewinn vor Steuern 2015 "solide" steigen - das bedeutet fünf bis knapp zehn Prozent Zuwachs. Vergangenes Jahr war dieses Ergebnis, in dem auch das komplette China-Geschäft enthalten ist, noch um gut zehn Prozent auf 8,7 Milliarden Euro geklettert. Im vierten Quartal hatten höhere Marketing- und Vertriebskosten den Gewinn allerdings stagnieren lassen. Außerdem kosten neue Technologien wie etwa zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes viel Geld.
Das "solide" Wachstum erwartet BMW auch bei den Verkaufszahlen - und ist damit optimistischer als noch zu Jahresbeginn. Der Konzern bringt dieses Jahr 15 neue oder überarbeitete Modelle auf den Markt - allerdings sind wichtige Gewinnbringer wie der 5er oder 7er in die Jahre gekommen und werfen weniger Geld ab. An der Börse kamen die Aussagen nicht gut an. BMW-Aktien gaben bis zum Mittag als schwächster Dax (DAX)-Wert um mehr als fünf Prozent nach.
Im Mai übernimmt der bisherige Produktionsvorstand Harald Krüger den Vorstandsvorsitz von Norbert Reithofer. Er soll dafür sorgen, dass BMW auch 2020 vor Daimler (XETRA:DAIGn) und der Volkswagen (XETRA:VOW3)-Tochter Audi (XETRA:NSUG) die Nummer eins in der Oberklasse ist. Zugleich muss er mit den vielen unterschiedlichen Krisen umgehen, die auf den Märkten weltweit ganz unterschiedliche Auswirkungen haben.
Der weltgrößte Markt China dürfte zwar der Treiber der Branche bleiben. Aber die Zeiten des halsbrecherischen Wachstumstempos sind vorbei. 2015 soll die Wirtschaft nur noch um rund sieben Prozent zulegen und durch das geringere Wachstum der Neuzulassungen spüren auch die Münchner höheren Wettbewerbsdruck. Die Deckungsbeiträge der vergangenen Jahre könne man nicht mehr erzielen, sagte Reithofer. Trotzdem brachte das dortige Gemeinschaftsunternehmen mit den vor Ort produzierten Autos dem Konzern 658 Millionen Euro Gewinn und damit satte 60 Prozent mehr als im Vorjahr.
Allerdings war in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres speziell die Nachfrage nach großen importierten BMW-Modellen abgeflaut. Damit kamen die Preise dieser wichtigen Renditebringer unter Druck. Daher verschiffte BMW sogar einige für China bestimmte Neuwagen in andere Märkte. In anderen Wachstumsländern ist die erhoffte Dynamik ganz ausgefallen, in Brasilien oder Russland läuft es für die Autohersteller derzeit alles andere als gut.
"Jede Zeit hat ihrer Herausforderungen", sagte Reithofer. Er wird Krüger eng begleiten und wechselt nach der Hauptversammlung an die Spitze des Aufsichtsrates. In dem letzten kompletten Jahr unter seiner Führung hatte BMW 2014 zum fünften Mal in Folge Rekorde verbucht. Der Autobauer verdiente unter dem Strich mehr als 5,8 Milliarden Euro. Der Umsatz des Konzerns kletterte um fast 6 Prozent auf 80,4 Milliarden Euro. Erstmals knackte BMW auch die Marke von zwei Millionen verkauften Auto.