(neu: Details zu Folgen des Schuldeingeständnis, Aktienkurs)
ZÜRICH (dpa-AFX) - Die schweizerische Großbank UBS (SIX:UBSG) (ETR:UBRA) (VTX:UBSN) kommt im Skandal um manipulierte Devisenkurse überraschend glimpflich davon. Für Probleme im Währungshandel und mangelnden interne Kontrolle muss das Institut zwar ein weiteres Bußgeld zahlen. Dieses Mal sind es aber lediglich 342 Millionen Dollar (rund 320 Mio Euro) an die US-Notenbank, wie der Konzern am Mittwoch in Zürich mitteilte. Zuletzt hatten Experten über eine Strafe von bis zu einer Milliarde Dollar gegen die UBS spekuliert. Das US-Justizministerium verzichtete nach langen Ermittlungen auf eine Bestrafung und belohnte die Schweizer damit für ihre umfangreiche Zusammenarbeit bei der Aufklärung des Falls.
Allerdings muss die Bank eine Kröte schlucken. Das Justizministerium verlangte im längst abgeschlossen geglaubten Libor-Skandal um manipulierte Referenzzinsen nachträglich ein Schuldeingeständnis auf Konzernebene. Zudem muss die UBS dafür noch einmal 203 Millionen Dollar zahlen. Die Behörde hob damit ein sogenanntes Nicht-Klage-Abkommen aus dem Jahr 2012 auf. Die damalige Vereinbarung sah vor, dass die Bank sich für mindestens zwei Jahre keinerlei Verfehlungen leisten durfte.
Es ist das erste Mal überhaupt, dass das Ministerium eine Bewährung aufhebt. In den vergangenen Jahren war der politische Druck auf die Ermittler in den USA gestiegen, die Strafen gegen Banken zu verschärfen. Ein Schuldeingeständnis hat allerdings in der Regel nur symbolische Bedeutung. Damit einhergehen könnten zwar Restriktionen im täglichen Geschäft. Bislang gelang es den Banken aber stets, diese in den Verhandlungen klein zu halten.
STRAFEN DURCH RÜCKSTELLUNG GEDECKT
Die schweizerische Bank teilte mit, dass die neuen Zahlungen keine Auswirkungen auf das Ergebnis des zweiten Quartals hätten. Die Kosten seien vollständig durch Rückstellungen abgedeckt. Zudem rang das Institut dem Ministerium bereits die Zusicherung ab, auch bei den Ermittlungen zu möglichen Tricksereien bei Währungswetten und Edelmetallen keine Strafanklage zu erheben. An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Aktie legte bis zum Nachmittag um rund drei Prozent zu und baute damit die jüngsten Kursgewinne aus. Mit knapp 21 Franken hatte sie am Mittwochvormittag sogar so viel wie seit 2008 nicht mehr gekostet.
Die UBS-Spitze wertete die niedrige Buße als Beleg für ihre Politik der "Nulltoleranz gegenüber Fehlverhalten". "Wir haben diese Angelegenheit selbst aufgedeckt und dem US-Justizministerium sowie weiteren Behörden gemeldet", sagten Vorstandschef Sergio Ermotti und Verwaltungsratschef Axel Weber. "Das Verhalten einer kleinen Anzahl von Mitarbeitenden war inakzeptabel und wir haben entsprechende Disziplinarmaßnahmen ergriffen."
ZWEITE VERGLEICHSRUNDE IM DEVISENSKANDAL
Im Devisenskandal hatte sich die UBS bereits im vergangenen November auf eine Zahlung von rund 800 Millionen Dollar mit mehreren britischen und amerikanischen Behörden geeinigt. Insgesamt hatten die Strafverfolger damals Bußen von rund 4,3 Milliarden Dollar gegen sechs Banken verhängt. Das US-Justizministerium hatte sich nicht an diesem Vergleich beteiligt und seine breiter angelegten Ermittlungen fortgesetzt.
Im Laufe des Tages wird es vermutlich die Untersuchungsergebnisse vorlegen und weitere Strafzahlungen bekannt geben. Betroffen sein werden neben der UBS die US-Banken JPMorgan (NYSE:JPM) (ETR:CMC) und Citigroup (NYSE:C) (XETRA:TRVC), sowie die britischen Geldhäuser Barclays (ISE:LONDON:BARC) (FSE:BCY) und Royal Bank of Scotland (RBS) (ISE:RBS) (FSE:RYS). Zuletzt wurde über eine Gesamtbuße von bis zu sechs Milliarden Dollar spekuliert.
DEUTSCHE BANK HOFFT AUF VERSCHONUNG
Die Institute hatten bereits vor einem halben Jahr Manipulationsversuche einräumen müssen. Ähnlich wie beim Libor-Skandal gab es verbotene Absprachen von Händlern, um eigene Geschäfte zu fördern. Die Deutsche Bank (XETRA:DBKGn), obwohl einer der größten Devisenhändler der Welt, nahm bislang nicht an den Vergleichsgesprächen teil. Die Behörden hatten zuletzt angedeutet, dass sie sich zunächst auf die schwerwiegendsten Verdachtsfälle konzentrieren. Allerdings schaut sich die New Yorker Aufsichtsbehörde DFS auch den Devisenhandel der Deutschen Bank an.
Im Libor-Fall hatte die UBS vor zweieinhalb Jahren bereits eine Milliardenstrafe an einige amerikanische, britische und schweizerische Behörden bezahlt. Zudem bekannte sich die japanische Tochter schuldig. Beim US-Justizministerium und der EU-Kommission waren die Schweizer dagegen wegen der Kooperation bei der Ermittlung weitestgehend verschont worden.