Berlin, 06. Okt (Reuters) - Bundesinnenminister Thomas de Maiziere lässt offen, ob sich die Behörden in Deutschland in diesem Jahr auf mehr als die bisher vorausgesagten 800.000 Flüchtlinge und Asylbewerber einstellen müssen. Er werde keine neuen Prognosen anstellen, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in Berlin: "Wir wissen nicht genau, was die kältere Jahreszeit bringt." De Maiziere fügte hinzu: "Und außerdem würde jede neue Prognose von Schleppern und anderen missinterpretiert als zusätzliche Einladung. Und dazu möchte ich keinen Beitrag leisten."
Nicht nur über die noch kommenden, sondern auch über die Zahl der eingereisten Flüchtlinge herrscht de Maiziere zufolge Unklarheit. Der Innenminister kündigte für diese Woche die Bekanntgabe der Zahl der Asyl-Anträge und der sogenannten Easy-Zahlen an. Das Easy-System ist die Datenverwaltung, die zur Verteilung der Flüchtlinge auf die Bundesländer genutzt wird. Es dient hilfsweise als Anhaltspunkt für die tatsächliche Zahl der Zuzüge. "Wir wissen, dass wir höhere Zahlen als Easy-Zahlen haben", sagte de Maiziere. "Wie hoch sie sind genau, das wird sich so schnell noch nicht feststellen lassen."
Als einen Grund dafür nannte de Maiziere, dass ein "nicht unerheblicher Teil" der Flüchtlinge versuche, sich einer Registrierung zu entziehen, etwa weil sie nach Schweden reisen wollten. Andere tauchten ohne jede Registrierung in den Erstaufnahmeeinrichtungen auf. In der Praxis fehlt es nach Angaben aus den Ländern vielfach aber auch an technischen Möglichkeiten und Personal, Flüchtlinge zu erfassen.