Berlin, 21. Jun (Reuters) - Ökonomen kritisieren den Einstieg der Bundesregierung beim Tübinger Biotechunternehmen Curevac. "Diese Industriepolitik sehe ich sehr kritisch", sagte der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, der "Welt" (laut Vorabbericht von Sonntag). "Das hat sich durch die Corona-Krise nicht geändert. Sie dient vor allem protektionistischen Zwecken." Man wollte ausländische Investoren daran hindern, Unternehmen in Deutschland zu übernehmen. Dies werde nicht ohne Reaktion anderer Staaten bleiben. Es drohe eine zunehmende Abschottung in Europa. Angesichts der Bedeutung der Globalisierung für den Erfolg der deutschen Wirtschaft sei das eine "falsche Strategie", sagte Feld.
Ablehnend äußerte sich auch der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr. "Die Bundesregierung will mit dem Einstieg bei Curevac wohl signalisieren, dass sie alles tut, um die Versorgung der Bevölkerung mit einem Impfstoff sicherzustellen", sagte Felbermayr. "Ökonomisch ist der Einstieg sehr kritisch zu sehen: Es gibt viele weitere Firmen, die an einem Impfstoff arbeiten. Mit der Finanzierung von Curevac wird massiv in den freien Wettbewerb eingegriffen."
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hatte vor wenigen Tagen verkündet, dass der Staat mit 300 Millionen Euro bei dem Tübinger Unternehmen einsteigt. Das entspricht einem Anteil von etwa 23 Prozent. Curevac arbeitet wie der Mainzer Konkurrent Biontech und zahlreiche Pharmaunternehmen weltweit an einem Impfstoff gegen Covid-19.