München, 10. Nov (Reuters) - Wegen stark gestiegener Kosten in Rumänien prüft der Autozulieferer Leoni LEOGn.DE die Verlagerung von Teilen der Produktion in andere osteuropäische Länder. "Wir denken darüber nach", sagte Vorstandschef Dieter Belle am Dienstag. "Es ist unser klares Ziel, die Zahl der Mitarbeiter in Rumänien zu reduzieren." Derzeit arbeiteten etwa 15.000 oder 16.000 Menschen dort in drei Werken für den Nürnberger Konzern. Wieviele es künftig sein sollen, könne er noch nicht sagen. Leoni hatte in Rumänien mit einem deutlich geringeren Anstieg der Gehälter gerechnet. Nach mehreren Runden in den vergangenen Jahren war dort der Mindestlohn zuletzt umgerechnet von rund 1,30 Euro auf 1,40 Euro pro Stunde erhöht worden.
Leoni wolle sich aber nicht aus Rumänien zurückziehen, sagte Belle. Es sei "keine Notwendigkeit gegeben, dort die Zelte abzureißen". Von Rumänien aus werden viele Autobauer in Europa beliefert. Belle sagte, in der Ukraine laufe das Geschäft gut. Auch Moldawien passe gut in die Strategie, in Niedriglohn-Ländern zu produzieren.
Leoni wurde im dritten Quartal von einer überraschenden Auftragsflut bei Bordnetzen kalt erwischt. Die Kundschaft aus der Autoindustrie bestellte mehr und kompliziertere Kabelsätze und machte regen Gebrauch davon, dass sie bis zu fünf Tage vor Produktion noch kostenlos Zahl und Ausstattung der Bordnetze ändern kann. Beim Zulieferer fehlten interne Absprachen, in der Folge wurden an das Werk Bistrita in Rumänien so viele Projekte vergeben, bis dieses nicht mehr hinterherkam. "Rumänien ist uns im September um die Ohren geflogen", sagte Belle. "Man hätte das sicherlich früher erkennen können." Der zuständige Bordnetze-Chef musste am Montag seinen Hut nehmen.
Weil das Legen von Bordnetzen mit bis zu drei Kilometern Kabeln im Schnitt acht bis zehn Stunden Handarbeit erfordert, in der Anlaufphase 20 bis 25 Stunden, stellt Leoni seit einiger Zeit neue Mitarbeiter in Rumänien ein. "Wir brauchen viel mehr Leute, einige Tausend mehr", sagte Belle. In Bistrita stieg die Zahl demnach bereits von 5000 auf 9000 Mitarbeiter. Wegen der Vollbeschäftigung in Rumänien kommt neues Personal von Zeitarbeitsfirmen oder wird zu Hunderten in Serbien angeheuert. Das ist teuer.