NEW YORK (dpa-AFX) - Eine rabenschwarze Börsenwoche hat für die US-Aktienmärkte mit erneuten herben Verlusten geendet. Der von den erwarteten Zinserhöhungen ausgehende Druck vor allem auf Tech-Aktien (NYSE:XLK) wurde am Freitag von Hiobsbotschaften des Streaming-Anbieters Netflix (NASDAQ:NFLX) noch verstärkt. Der technologielastige Nasdaq 100 sackte um weitere 2,75 Prozent auf 14 438,40 Punkte auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober ab. Vom Rekordhoch im November hat der Index mittlerweile fast 14 Prozent eingebüßt.
Für den Nasdaq 100 war es die verlustreichste Wochen seit März 2020. Aber auch für den Leitindex Dow ging es am Freitag mit minus 1,30 Prozent auf 34 265,37 Punkte deutlich abwärts. Der Wochenverlust summiert sich damit auf 4,6 Prozent. Der marktbreite S&P 500 büßte am Freitag 1,89 Prozent auf 4397,94 Punkte ein und fiel auf den niedrigsten Stand seit Mitte Oktober.
Nach Verlusten im frühen Handel hatten alle drei großen Indizes zwischenzeitlich sogar wieder ins Plus gedreht. Diese Erholung nutzten Anleger jedoch zügig für neuerliche Aktienverkäufe, welche die Börsenbarometer wieder auf Talfahrt schickten. Die Investoren flüchteten angesichts der Aktienverluste in US-Staatsanleihen als sichere Alternative.
Für große Enttäuschung sorgte eine überraschend schwache Prognose von Netflix für die Nutzerzahlen. Diese ließ die Netflix-Aktie auf den tiefsten Stand seit April 2020 abstürzen. Mit einem Einbruch von fast 22 Prozent waren die Papiere mit Abstand größter Verlierer im NASDAQ 100.
Für das laufende Quartal erwartet das Unternehmen nur noch 2,5 Millionen neue Kunden. Die Prognose für die Neuabonnenten sei nicht einmal halb so hoch wie gedacht, sagte Mark Mahaney vom Analysehaus Evercore ISI. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2021 war die weltweite Anzahl der Abonnenten noch um 8,3 Millionen gestiegen. Zudem belastet der starke Dollar die Einnahmen des Unternehmens auf den Märkten außerhalb der USA.
Der Schock wegen Netflix sitzt tief und ist Wasser auf die Mühlen derer, die Tech-Aktien für überbewertet halten. Wegen Inflationssorgen werden die Branchenpapiere schon seit Wochen verkauft. "Steigende Zinsen und dann noch niedrigere Wachstumserwartungen", kommentierte Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Seiner Ansicht nach könnte Netflix "symptomatisch sein für das, was dem Aktienmarkt in den kommenden Wochen und Monaten noch bevorsteht".
Netflix sandte mit dem enttäuschenden Ausblick auf die aktuellen Kundenzahlen Schockwellen besonders in die Streaming-Branche. Die Kursverluste anderer Anbieter wie Walt Disney (NYSE:DIS), Amazon (NASDAQ:AMZN), ViacomCBS (NASDAQ:VIAC) und FuboTV (NYSE:FUBO) reichten von sechs bis mehr als neun Prozent.
Die am Vortag um fast 24 Prozent eingebrochenen Aktien von Peloton (NASDAQ:PTON) erholten sich um knapp 12 Prozent. Der Chef John Foley will beim angeschlagenen Hersteller von Fitnessgeräten auf die Kostenbremse treten, das sorgte für eine Erholung. Ein Medienbericht über Produktionskürzungen hatte die Papiere am Vortag in den Keller geschickt.
Unter Druck standen erneut auch die Aktien von Impfstoffherstellern. Das Analysehaus Airfinity hatte die Absatzerwartungen für die Corona-Impstoffe wegen der durch einen milderen Infektionsverlauf geprägten Omikron-Variante gesenkt. Die Kursverluste für CureVac (NASDAQ:CVAC), Moderna (NASDAQ:MRNA), BioNTech (NASDAQ:BNTX) und Novavax (NASDAQ:NVAX) reichten von 4,5 bis zu mehr als 14 Prozent.
Der Euro erholte sich zum US-Dollar von den Vortagesverlusten und kostete am Abend 1,1341 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1348 Dollar festgesetzt.
Am US-Rentenmarkt stieg der Terminkontrakt auf zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,46 Prozent auf 128,30 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Papiere sank entsprechend auf 1,75 Prozent. Sie hatte am Mittwoch mit 1,90 Prozent den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren erreicht./bek/he