Die Börsen starteten verhalten in die neue Woche, der DAX setzte seine Kursstabilisierung fort. In den nächsten Tagen könnte aber eine Fülle an Konjunkturdaten für mehr Bewegung sorgen. Im Blickpunkt wird dabei der Donnerstag stehen, weniger wegen der EZB-Sitzung als wegen der Vielzahl an US-Konjunkturdaten. Auch die Arbeitsmarktzahlen werden veröffentlicht, da am Freitag in den USA der Unabhängigkeitstag gefeiert wird. Möglich, dass es vor dem verlängerten Wochenende zu kurzfristigen Kursturbulenzen kommt.
Die EZB kann nun erst einmal abwarten
Den Befürwortern einer Ausweitung der expansiven Geldpolitik der EZB wurde etwas der Wind aus den Segeln genommen: Die Inflationsrate in Deutschland erhöhte sich im Juni unerwartet stark von 0,6 auf 1,0 Prozent. In der Eurozone insgesamt stieg die Kernrate ohne die volatilen Energiepreise auf 0,8 Prozent. Die gesamte Inflationsrate verharrte aber u.a. wegen des negativen Preisdrucks in Spanien und Italien bei 0,5 Prozent. Trotzdem werden die Preisdaten für Juni die EZB zumindest dazu bewegen abzuwarten, wie sich die bereits beschlossenen Maßnahmen auswirken. Das dürfte auch das Ergebnis der Sitzung am kommenden Donnerstag sein. Für die Aktienmärkte wäre dies eher positiv, ist eine positive Inflationsrate im Gegensatz zu fallenden Preisen doch ein Zeichen von Normalität.
Warum gibt es bislang keine Inflation?
Immer wieder wird die Frage gestellt, warum die extrem expansive Geldpolitik der letzten Jahre bislang nicht zu Inflation geführt hat. Um es auf den Punkt zu bringen: Der starke internationale Wettbewerb und die immer noch relativ verhaltene Weltkonjunktur verhindern, dass die Unternehmen Preiserhöhungen durchsetzen können. Ebenfalls wichtig: Energie und andere Rohstoffe sind aktuell keine Preistreiber. In den USA drücken Öl und Gas sogar das Preisniveau. Solange die Weltkonjunktur nicht deutlich stärker in Fahrt kommt, bleibt das Problem Inflation daher auf einige Regionen beschränkt. Und daran wird sich so schnell nichts ändern, auch wenn die Weltwirtschaft wieder langsam an Schwung gewinnt und die Wachstumsrate 2015 etwas stärker ausfallen dürfte.
Die Gefahr von Preisblasen an den Märkten
Wir schätzen eine andere Gefahr höher ein als das Inflationsrisiko: Die Gefahr von Preisblasen an den Kapitalmärkten, auch an den Börsen. Denn die Notenbanken waren in den letzten Jahren sehr erfolgreich darin, das Preisniveau an den Aktien- und Anleihemärkten, das nach der Finanzkrise und der Eurokrise abgesackt war, wieder anzuheben. Das Mittel dazu waren und sind die niedrigen Zinsen, die Anleger quasi in riskantere Anlagen „zwingen“, wenn sie überhaupt eine Rendite erzielen wollen. Und der Renditedruck bei professionellen Anlegern ist stets hoch. Natürlich besteht die Gefahr, dass dabei übers Ziel hinausgeschossen wird und es zu Preisblasen bei Aktien oder anderen Assets kommt. Anzeichen dafür gibt es bereits, so sind z.B. die Renditen für zehnjährige spanische Anleihen mit 2,65 Prozent auf ein Allzeittief gefallen.
Sind Aktien schon überbewertet?
Und auch die Aktienbewertungen halten manche Experten für zu hoch, doch darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Wir sehen jedenfalls noch keine generelle Überbewertung an den Börsen. Was aber fast noch wichtiger ist: Das Platzen einer Blase, sollte es denn eine geben, ist in jedem Fall sehr unwahrscheinlich, solange die Weltkonjunktur auf Erholungskurs ist und die Zinsen niedrig sind. Die Anleger werden in diesem Umfeld ihre Renditejagd fortsetzen – das zeigen auch die Lehren aus der Vergangenheit.
Fazit
Die internationalen Anleger haben keine Scheuklappen auf, das Risiko einer Preisblase an den Märkten wird auch anderswo gesehen. Daher reagieren die Aktienanleger mitunter sehr nervös und es kommt zu Korrekturen. Aber in einen Bärenmarkt münden diese nicht, solange das Umfeld für Aktien so günstig bleibt, wie es derzeit ist. Zwischenkorrekturen können daher weiterhin zum Aufbau neuer Positionen genutzt werden. Die Gefahr des Platzens einer Blase in der Zukunft sollte man aber immer im Hinterkopf behalten.
Erfolgreiche Investments wünscht
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor