Die Börsengänge in 2019 waren wohl die spannendsten in Jahren. Und als der Bullenmarkt immer weiter heiß läuft, vergleichen viele Analysten die derzeitige Situation mit der in 1999, dem Jahr, in dem das letzte Mal eine Rekordzahl von Technologieunternehmen an die Börsen gingen—bis die Dotcom Blase dann platzte.
Angesichts der Tatsache, dass die US-Märkte sich auf Allzeithochs befinden, ergibt es natürlich Sinn für Unternehmen mit Kapitalbedarf, dieses an den Publikumsmärkten aufzunehmen. Und doch, trotz des hektischen Geschehens, bei weitem nicht alle Börsengänge haben ihren Investoren Gewinne beschert. Von den sieben hoch profilierten US-Börsengängen in diesem Jahr haben einige beachtliche Renditen abgeworfen, aber viele hinken dem breiteren Markt hinterher oder haben sogar Verluste produziert.
Wir nutzen hier das System amerikanischer Schulnoten, um die sieben Unternehmen einzuordnen, in dem A+ exzellent ist und F für unzureichend steht. In unserem nächsten Artikel werden wir uns dann die großen Börsengänge anschauen, die im zweiten Halbjahr kommen sollen.
1. Beyond Meat: A+
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Entwicklung gegenüber Emissionskurs: +526%
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Entwicklung gegenüber Eröffnungskurs: +240%
Beyond Meat (NASDAQ:BYND), der Hersteller von pflanzlichem Fleischersatz, hat ohne Zweifel den heißesten Börsengang in diesem Jahr hingelegt. Der Handel mit der Aktie begann am 2. Mai.
Seither ist der Kurs erstaunlich gestiegen. Und wichtiger, die stürmische Entwicklung der Aktie hat das ohnehin schon gute Image des Unternehmens weiter aufpoliert, als es höhere Bekanntheit durch Partnerschaften wie mit der Fastfoodkette Carl's Jr. erlangte. Indem die Firma auf den kulturellen Trend zur Vermeidung von Fleisch aufsattelt, konnte sie die Investoren von ihren Aussichten begeistern.
Eine starke Wachstumsgeschichte mit einer guten Geschäftsidee ist ein Patentrezept für eine explosive Kursentwicklung. Beyond Meat wird gegenwärtig zum fast 100 fachen seines Jahresumsatzes gehandelt, was klar macht, dass die Bewertung an der Börse eher auf Langzeiterwartungen als soliden Fundamentaldaten beruht.
2. Zoom Video Communications: A
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Entwicklung gegenüber Emissionskurs: +152%
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Entwicklung gegenüber Eröffnungskurs: +39%
Zooms (NASDAQ:ZM) Aufstieg seit dem Börsengang am 8. April geschah so schnell, dass er sogar den CEO auf dem linken Fuß erwischte.
Der Börsenwert dieses Anbieters von Software für Videokonferenzen wird von zwei Hauptfaktoren angetrieben: Es verdoppelte im vergangenen Jahr seinen Umsatz und ist schon jetzt profitabel. Im gegenwärtigen Umfeld, in dem viele Technologiebörsengänge auf Wachstum zu Lasten des Gewinns fokussiert sind, wird Zooms Fähigkeit auf beiden Fronten zu liefern von den Investoren sehr geschätzt.
3. Pinterest: B
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Entwicklung gegenüber Emissionskurs: +41%
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Entwicklung gegenüber Eröffnungskurs: +13%
Unsere Bewertung vor dem Börsengang war: Neutral
Auch wenn die Aktie von Pinterest (NYSE:PINS) nach dem Börsengang am 18. April hochschoss, kam sie schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die anfängliche Rallye war durch Hoffnungen von Investoren zustande gekommen, dass das Unternehmen bald profitabel sein könnte, aber der erste Ergebnisreport vom 16. Mai brachte die Anteile auf ein vernünftigeres Kursniveau zurück, da sich die Anleger fragen, wann das soziale Netzwerk, auf dem die Nutzer eigene Kreativräume gestalten können, profitabel werden könnte.
Dennoch kann man argumentieren, dass Pinterest der einzige mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Börsengang war, der Kleinanlegern etwas eingebracht hat. Auch wenn wir neutral bleiben, was Pinterests Zukunftsaussichten angeht, da es womöglich erst in 2020 in die Gewinnzone kommen wird.
4. Levi Strauss: C
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Entwicklung gegenüber Emissionskurs: +36%
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Entwicklung gegenüber Eröffnungskurs: +4%
Der legendäre Jeanshersteller Levi Strauss (NYSE:LEVI), der am 21. März an die Börse ging, sollte eher zwei Schulnoten bekommen, je nachdem, wann ein Anleger seine Aktien erwerben konnte. Für all diejenigen, die sie zum Emissionskurs erhielten, lief es sehr gut und es gibt ein A; für die Normalsterblichen, die erst später zuschlagen konnten ist es ein D-.
Da die meisten Leute nicht zum Emissionskurs zum Zuge kamen, haben wir die Note C vergeben. Levi Strauss ist ein solides Unternehmen, das Wachstum vorweist, aber kein übermäßig starkes. Es sitzt auf einem beträchtlichen Schuldenberg von 1,2 Mrd USD auf einen Reingewinn von 448 Mio USD in den letzten 12 Monaten und sieht sich starkem Wettbewerb aus der Sportartikelindustrie durch Schwergewichte wie Nike (NYSE:NKE) und Adidas (OTC:ADDYY) ausgesetzt.
Diese Faktoren sind der Grund für die glanzlose Entwicklung der Aktie bisher. Während Levi ein solides Geschäft hat, sehen wir keine unmittelbaren Gründe, warum der Kurs in nächster Zeit steigen sollte.
5. Slack Technologies: C-
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Entwicklung gegenüber Emissionskurs: +34%
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Entwicklung gegenüber Eröffnungskurs: -9%
Unsere Bewertung vor dem Börsengang: Überbewertet
Wie bei Levi Strauss hängt die Rendite bei Slack (NYSE:WORK) davon ab, ob man die Aktie zum Emissionspreis erstehen konnte. Das Unternehmen ging am 20. Juni an die Börse und ist damit erst seit drei Wochen im Handel, womit es zum jetzigen Zeitpunkt kaum mehr zu dem Unternehmen zu sagen gibt. Der erste Quartalsbericht als börsengehandeltes Unternehmen kommt erst im Oktober heraus.
Allerdings wissen wir, dass die Messanger-App für Unternehmen zum 30 fachen des für 2020 erwarteten Umsatzes gehandelt wird und dass das Umsatzwachstum sich von 67% im Q1 auf 52% im Q2 verlangsamen soll. Allein von diesen Kennzahlen her, sieht Slack eher riskant aus.
6. Uber Technologies: D
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Entwicklung gegenüber Emissionskurs: -4%
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Entwicklung gegenüber Eröffnungskurs: +2%
Unsere Bewertung vor dem Börsengang: Überbewertet
Der Pionier unter den Fahrdienstvermittlern, Uber (NYSE:UBER), war in vielerlei Hinsicht die Börsenenttäuschung des Jahres, bisher zumindest. An einem Punkt waren die Erwartungen derart übergeschäumt, dass viele mit einem Gang an die Börse zu 120 Mrd USD rechneten.
Dummerweise musste das Unternehmen seinen Ausblick vor dem Börsengang am 10. Mai wiederholt nach unten korrigieren. Es wird zur Zeit zu einem enttäuschenden Börsenwert von ‘nur’ 73 Mrd USD gehandelt.
Zu den Sorgen darüber, wie das Unternehmen in die Gewinnzone kommen kann, kamen am ersten Tag viel beachtete Berichte über Konflikte mit Fahrern hinzu, sodass die Aktie gegenüber ihrem Emissionskurs zeitweilig 20% einbüßte, bevor sie sich wieder berappeln konnte. Bis Uber demonstriert, dass es tatsächlich Geld verdienen kann, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Investoren es anders als bisher behandeln werden.
7. Lyft: F
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Entwicklung gegenüber Emissionskurs: -17%
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Entwicklung gegenüber Eröffnungskurs: -32%
Unsere Bewertung vor dem Börsengang: Überbewertet
Lyft (NASDAQ:LYFT) bekommt die zweifelhafte Auszeichnung, der einzige große Börsengang in diesem Jahr zu sein, der allen seinen Investoren Verluste eingebrockt hat. Allein dafür gibt es ein F, das aber für die Anleger noch ärgerlicher ist, da der Rest des Marktes sein bestes erstes Halbjahr in zwei Jahrzehnten hatte.
Das Getümmel rund um den Börsengang des Fahrdienstvermittlers—der erste große in diesem Jahr—ließ das Emissionskonsortium einen überhöhten Preis festsetzen. Die Märkte allerdings kauften die Story nicht. Und sie tun es nach wie vor nicht. Und auch wir glauben, dass Lyfts Umsatz und Fahrkundenzahl seine derzeitige Bewertung nicht rechtfertigt.
Fazit
Auch wenn die Aktienkurse immer weiter steigen, würden wir sagen, dass Vergleiche mit der Situation in 1999 falsch sind. Die Marktteilnehmer in 2019 haben generell vernünftig auf die neuen Angebote reagiert und keine Angst gehabt, gierige Emissionsbanken wie im Fall von Lyft abzustrafen.
Allerdings halten wir fast alle Börsengängen des ersten Halbjahres für überteuert, aber das trifft auch für den Markt im Ganzen zu.
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