Die ersten 5 Handelstage des neuen Jahres liegen hinter uns. Und eine Börsenweisheit besagt, dass die Kursentwicklung dieses Zeitraums einen Signalcharakter für das Gesamtjahr hat.
DAX deutlich stärker als Dow Jones & Co.
Der DAX ist jedenfalls stark in das neue Jahr gestartet. Er konnte gegenüber dem Schlusskurs 2024 um 2,11 % zulegen. Damit fällt die Kursentwicklung in Deutschland deutlich besser aus als in den USA. Und genau davon profitiert das Depot des Börse-Intern Premium, weil wir ausschließlich günstig bewertete deutsche Aktien und zugleich eine Short-Position auf den hoch bewerteten und charttechnisch massiv überkauften Nasdaq 100 besitzen. Dadurch konnte das Depot trotz einer aktuellen Investitionsquote von nur 66 %, also lediglich zwei Dritteln, seit Jahresbeginn immerhin um 0,62 % zulegen.
Pulver trocken halten für eine Korrektur
Die Investitionsquote ist relativ gering, weil ich mit einer größeren Korrektur oder zumindest Konsolidierung der US-Märkte rechne. Und eine solche dürfte auch tendenziell unsere heimischen Werte belasten. Daher halte ich noch etwas Pulver trocken, um bei günstigeren Kursen Schnäppchenkäufe tätigen zu können.
Zu früh auf eine Korrektur gewartet
Eine Korrektur hatte ich auch schon im vergangenen Jahr erwartet. Vor allem hatte ich 2024 nicht mit einem erneuten extrem starken Anstieg der US-Technologieaktien gerechnet, da diese bereits im Jahr zuvor besonders stark zugelegt hatten. Der Nasdaq 100 gewann 2024 jedoch rund 26 % (im Hoch waren es sogar mehr als 31 %), was nach dem bereits extrem starken Anstieg von fast 54 % im Vorjahr 2023 sicherlich nicht zu erwarten war. Und daher hat das Börse-Intern Premium-Depot zuletzt schlechter abgeschnitten als der Gesamtmarkt.
Wie stark war der Gesamtmarkt wirklich?
Wobei der Gesamtmarkt für das Jahr 2024 nicht unbedingt repräsentativ ist. Denn wie Sie aus meinen vorangegangenen Analysen oder anderen Quellen wahrscheinlich wissen, wurden die Märkte nur von einigen großen Werten nach oben gezogen (Stichwort: Magnificent 7). Tatsächlich war 2024 daher eher ein sehr gemischtes und durch eine extreme Schieflage ein äußerst herausforderndes Aktienjahr.
Vor allem Nebenwerte haben in den vergangenen Monaten und Jahren relativ schlecht abgeschnitten, was insbesondere für unsere heimischen Titel gilt. Das ist nicht sonderlich verwunderlich, weil die deutsche Wirtschaft 2 Jahre in Folge geschrumpft ist, zumindest nach allen bisherigen Erkenntnissen. Am Mittwoch kommender Woche werden wir dazu mehr wissen, denn dann veröffentlicht das Statistische Bundesamt Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt.2024: Kursgewinne bei nur 55 % der DAX-Unternehmen
Der DAX hat binnen 3 Jahren übrigens um +25,33 % zugelegt. Allerdings verdankt er dies fast nur dem vergangenen Jahr. Denn bis zum Jahresbeginn 2024 lag er seit Ende 2021 nur etwas mehr als 5 % im Gewinn – nur 5 % Gewinn also in 2 Jahren!
Und im vergangenen Jahr konnte – trotz eines Anstieg des DAX (also des vermeintlichen Gesamtmarktes) von mehr als 25 % – nur etwas mehr als die Hälfte (22) der 40 DAX-Unternehmen Kursgewinne erzielen. Auch deshalb war das Jahr 2024, wie oben bereits geschrieben, „eher ein sehr gemischtes und durch die extreme Schieflage ein äußerst herausforderndes Aktienjahr“.
Daher bin ich sehr gespannt, wo der deutsche Leitindex landet, wenn die US-Märkte 2025 korrigieren und der DAX mit nach unten gezogen wird.
Der DAX tendiert bereits zu einem neuen Rekordhoch
Vorerst sieht es charttechnisch aber sehr gut aus für den deutschen Aktienindex. Denn ein Rutsch unter das Hoch vom Oktober 2024 (siehe roter Pfeil im folgenden Chart) wurde verhindert. Stattdessen konnten die Bullen den DAX bereits wieder bis zur Rechteckgrenze bei 20.400 Punkten treiben. Diese Marke stellt allerdings derzeit offenbar erneut eine zu hohe Hürde für die Bullen dar, wie schon bei der Wende vom Jahresende (roter Bogen).
Doch es ist bullish zu werten, dass das Oktober-Hoch erfolgreich von oben getestet und damit zugleich der Ausbruch über diese Marke und die Rechteckgrenze bei 19.690 Punkten bestätigt wurden. Und es ist auch bullish zu werten, dass der DAX mit hoher Dynamik zum aktuellen Rekordhoch zurückgekehrt ist. Für gewöhnlich führt eine schnelle Rückkehr in den Bereich einer bearishen Wende zu weiter steigenden Kursen.
Ein schneller Rutsch unter das Tief einer solchen Wende ist aufgrund der starken Kurserholung und des erreichten Niveaus hingegen eher selten – aber natürlich nicht ausgeschlossen und wohl abhängig von der weiteren Kursentwicklung der US-Märkte. Vor allem, wenn der DAX erneut dynamisch nach unten dreht und unter die Mittellinie bei 20.045 Punkten gerät, muss man doch mit diesem bearischen Szenario rechnen.
Allerdings gilt es zu beachten, dass sich der DAX jüngst an die „Leitplanken“ des blauen Rechtecks gehalten hat. Und er könnte daher innerhalb dieses Rechtecks um die rot gestrichelte Konsolidierungslinie pendeln und somit zusammen mit den US-Indizes lediglich auf hohem Niveau konsolidieren. Die psychologisch wichtige Marke von 20.000 Punkten könnte den Index auch noch eine Weile anziehen. Ein Rutsch unter die 20.045er Mittellinie ist daher noch nicht klar bearish zu werten. Und auch ein Unterschreiten der 19.690er Rechteckgrenze lässt nicht die Alarmglocken läuten.
Das ist weiterhin erst der Fall, wenn das deutlich markantere Hoch unterschreiten wird, das Mitte Mai bei 18.892,92 Punkten markiert wurde. Dann würde sich gemäß der letzten Börse-Intern-Ausgabe 2024 das Chartbild deutlich stärker eintrüben (siehe „Abschluss-Marktbericht“).
2025: Aufholjagd der deutschen Werte?
Ich könnte mir jedenfalls zumindest eine Outperformance deutscher Werte gegenüber US-Titeln vorstellen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus