4 Anzeichen für einen anhaltend bearishen Ölmarkt

Veröffentlicht am 02.08.2016, 15:52
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31

Analyse vom 2.8.2016 von Ellen R. Wald, Ph.D. aus dem Englischen übersetzt.

Vor ein paar Tagen kehrte ich von einer Konferenz in Wyoming zurück, einem Staat, der sowohl für Energie als auch für Bären bekannt ist. Die beiden kommen sich auch auf dem Ölmarkt näher.

Gestern fiel der Preis für Rohöl unter 40 US-Dollar pro Barrel. Der vierprozentige Verlust ist der Höhepunkt eines langsamen, wochenlangen Abstiegs und ist auf zwei Ursachen zurückzuführen: das anhaltende Überangebot an Rohöl und die Überversorgung mit raffinierten Ölprodukten (Benzin usw.).

Am Anfang des Jahres, als die Preise die 50-$-Marke erklommen hatten, war das Überangebot Berichten zufolge dabei, sich aufzulösen. Es schien, als würden sich Angebot und Nachfrage endlich wieder aneinander anpassen. Produktionsunterbrechungen in Nigeria, Kanada, Libyen und Venezuela, langsamer aber beträchtlicher Rückgang der Schieferölproduktion in den USA und hoher Bedarf der Raffinerien verfehlten nicht ihre Wirkung. Doch der Schein trügt: All diese Faktoren schafften es nicht, ausreichend Öl aus dem Markt zu nehmen, um die Überversorgung wirklich nachhaltig zu reduzieren.

Folgende Anzeichen sprechen dafür, dass wir noch nicht am Ende der Abwärtsspirale angekommen sind:

1. Golfstaaten-Exporte:

Der Persische Golf erlebt einen der heißesten Sommer aller Zeiten. Die Temperaturen in der Region bringen Benzin in den Tanks zum Kochen. Diese Tatsache sollte für Ölhändler von Bedeutung sein, da die Preise zu dieser Zeit üblicherweise ansteigen, unter anderem infolge des hohen Stromverbrauchs am Golf. Anders als andere Nationen nutzen die Ölproduzenten in dieser Region Rohöl nämlich zur Erzeugung von Strom: Damit werden unter anderem die Klimaanlagen betrieben, die das moderne Leben hier erst möglich machen. Aufgrund des höheren Energiebedarfs steigt der Ölverbrauch in Saudi-Arabien, Kuwait und den VAE und ihre Exportzahlen gehen dementsprechend zurück. In diesem Jahr jedoch stieg die Ölproduktion trotz des höheren Verbrauchs in Saudi-Arabien an und die Exportmenge bleibt weiterhin hoch. Zusätzlich senkte Saudi-Arabien den Preis ihres Arab Light, das nach Asien verkauft wird, um über 1 US-Dollar pro Barrel und trieb die Preise damit zusätzlich nach unten.

2. Comeback des Schieferöls:

Die Schieferölförderer, die den Preisabsturz unter 30 US-Dollar überlebt hatten, schwimmen infolge neuer Kreditrahmen und des Preisanstiegs im Frühling wieder im Geld. Geschlossene Ölquellen werden wieder genutzt, neue Bohrungen durchgeführt und die Produktion wird strategisch geplant, um so viel Umsatz einzubringen wie möglich. Die Plattform-Zählung in den USA steigt stetig an und deutet auf ein anhaltendes Wachstum der Produktion hin.

3. Aktuelle Spekulationen:

Hedgefonds und andere Spekulanten gehen nicht mehr von einer Erholung der Ölmärkte aus und setzen ungeheure Summen auf den weiteren Preisverfall. Dieser Herdentrieb verstärkt den Effekt, den die Fundamentalfaktoren auf den Markt haben.

4. Das Mysterium der chinesischen Nachfrage:

Die Nachfrage aus China bleibt mysteriös. China importiert weiterhin immens viel Öl, vor allem aus Saudi-Arabien und Russland.

Oil Exports to China From Saudi Arabia vs Russia

Unabhängige Raffinerien (Teekessel) in China kaufen und verfeinern Rohöl so schnell wie sie nur können, es sieht jedoch so aus, als würden viele die raffinierten Produkte anschließend in die Nachbarländer vertreiben. Es ist ebenfalls unklar, wie viel Rohöl die chinesische Regierung in ihren strategischen Reserven speichert, anstatt es für den einheimischen Verbrauch zu verfeinern. Falls ein Großteil der Importe für Reserven oder für den Wiederverkauf aufgewendet wird, so könnte China seine Importe durchaus einschränken.

Einige gute Analysen deuten zwar darauf hin, dass Indien China bald als der am schnellsten wachsende Ölkonsument ablösen könnte, deutlichere Anzeichen gibt es jedoch dafür, dass das Wirtschaftswachstum in Indien sich nicht so schnell entwickeln wird wie ursprünglich angenommen.

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