Der EUR/USD stieg gestern Abend aus den folgenden Gründen auf ein Sieben-Monats-Hoch:
- Die Fed konnte die Erwartungen an eine straffere Geldpolitik nicht anheben. Jetzt sei nicht die Zeit, um über ein Tapering zu sprechen, sagte Powell.
- Deutschlands zehnjährige Anleiherendite kletterte auf den höchsten Stand seit zwei Monaten.
- Am Donnerstag werden Verbesserungen bei den deutschen Arbeitsmarktdaten sowie dem Verbrauchervertrauen in der Eurozone erwartet.
- Bis zur nächsten Fed-Sitzung sind es noch sieben Wochen. In diesem Zeitraum dürften die Restriktionen in der Eurozone abnehmen, bevor die Fed über eine Straffung spricht.
- EUR/USD bricht aus technischer Sicht nach oben aus.
Die Federal Reserve konnte die Erwartungen an eine straffere Geldpolitik nicht anheben, was den US-Dollar auf breiter Front ins Minus drückte. Der Greenback gab gegenüber allen Leitwährungen nach, und diese Schwäche drückte den EUR/USD auf den höchsten Stand seit fast zwei Monaten.
Laut der Erklärung des FOMC haben sich die wirtschaftliche Aktivität und die Beschäftigung dank der Fortschritte bei den Impfungen und der starken politischen Unterstützung verbessert. Angesichts der anziehenden Konjunktur wurde dieser Optimismus von den Investoren weithin erwartet. Die Anleger hofften auch, dass die jüngsten Verbesserungen den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell ermutigen würden, ein Tapering anzudeuten, aber er hat den Köder nicht geschluckt. Stattdessen betonte Powell, dass der Anstieg der Inflation nur vorübergehend ist, weil es immer noch eine erhebliche Flaute auf dem Arbeitsmarkt gibt. "Ein vorübergehender Anstieg über 2% in diesem Jahr würde den Standard eines moderaten Überschießens nicht erfüllen."
Anstatt sich zu Änderungen in der Bilanz zu äußern, meinte Powell, dass es jetzt nicht an der Zeit sei, über ein Tapering zu sprechen, was für die Anleger ausgereicht hat, um den Dollar auf Talfahrt zu schicken. Der Greenback rutschte auf breiter Front ab und mit sieben Wochen bis zur nächsten geldpolitischen Sitzung könnte die Zurückhaltung der Fed beim Abbau der akkommodierenden Geldpolitik den US-Dollar auf kurze Sicht von einer Rallye abhalten.
Das FOMC war aber nicht der einzige Grund, weshalb der EUR/USD am Mittwoch nach oben geschossen ist, wenngleich es sicherlich der wichtigste war. Die Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen erreichten ebenfalls ein Zweimonatshoch. Und heute werden stärkere Zahlen zum deutschen Arbeitsmarkt und zum Verbrauchervertrauen in der Eurozone erwartet. Auch die Inflationsdaten dürften angesichts steigender Rohstoffpreise interessant werden. Die Zeit ist auf der Seite der Europäer. Jeden Tag lassen sich mehr Europäer impfen, und die Beschränkungen könnten im Mai gelockert werden. Wenn dies geschieht, sollte die Aussicht auf eine robuste Nachfrage den Euro wieder ansteigen lassen. Aus technischer Sicht ist die Überschneidung des 20/50-Tage-SMA ein Signal für weitere Stärke.
Am Donnerstag steht auch der Bericht zum US-BIP für das erste Quartal im Fokus. Es wird erwartet, dass die US-Wirtschaft in Q1 kräftig gewachsen ist. Ökonomen rechnen mit einem Wachstum von 6,1%. Sollten die BIP-Zahlen diese Zahl übertreffen, könnten wir einen Anstieg des US-Dollars sehen. Fällt es jedoch geringer aus, könnte der Rückgang des Dollars gegenüber dem japanischen Yen und anderen Währungen signifikanter ausfallen.
Alle Rohstoffwährungen handelten aufgrund der Schwäche des US-Dollars höher. Der neuseeländische Dollar zeigte die stärkste Performance. Die Rallye im kanadischen Dollar wurde durch stärkere Einzelhandelsumsätze unterstützt, während sich der australische Dollar nicht ganz so stark präsentierte, nachdem die VPI-Zahlen hinter den Erwartungen zurückblieben.