Nvidia (NASDAQ:NVDA) steht in dieser Woche nicht nur im Mittelpunkt, sondern hat wie keine andere Aktie die Rallye seit vergangenem Herbst geprägt. Ohne zu übertreiben, kann man sagen, dass der Aktienmarkt mit den Nvidia Aktien steht und fällt. Entsprechend steht am Mittwochabend mit der Veröffentlichung des Berichts zum 1. Fiskalquartal viel auf dem Spiel. Nicht nur für New York, sondern für alle Aktienmärkte.
Und eines steht fest: Alles, was am Mittwoch bei Nvidia zählt, ist die neue Prognose. Um jedoch noch positiv zu überraschen, muss Nvidia Hürden nehmen, die atemberaubend hoch sind. Allein die Umsatzsteigerung für das abgelaufene 1. Fiskalquartal 2025 muss im Jahresvergleich mehr als 240 % betragen. Die Analysten wollen mindestens 24,6 Mrd. US-Dollar Umsatz sehen. Wichtiger als der Jahresvergleich ist jedoch der Vergleich zu den Vorquartalen. Die Frage, die die Börsianer geklärt haben wollen, ist, wie weit sich die Wachstumsrate des Umsatzes im Verhältnis zu den beiden Vorquartalen verringert hat. Und wie viel Umsatz Nvidia für das laufende 2. Fiskalquartal prognostiziert. Ein Niveau von 27 Mrd. US-Dollar ist das Minimum, um die Aktien zu halten und ihnen im Zweifel etwas neuen Schwung zu geben.
Doch die Konkurrenz schläft nicht. Alle wollen vom AI-Kuchen ein Stück abhaben, den Nvidia bis dato fast ausschließlich für sich beansprucht. Was daran liegt, dass die Technik von Nvidia allen anderen so weit voraus ist, dass man kurzfristig nicht eingeholt oder gar geschlagen werden kann. Entsprechend sucht die Konkurrenz nach neuen aussichtsreichen Geschäftsmodellen im AI-Markt, die ebenfalls hohe Wachstumsaussichten haben.
Nvidia hat den Kampf um die Hardware gewonnen
Konkret fokussieren sich die Konkurrenten auf das Thema AI-PC. Da sich die ausgesprochen teuren und leistungsfähigen Chips von Nvidia im Kern nur für den wirtschaftlichen Einsatz in Rechenzentren und im Cloud-Geschäft eignen, setzen die anderen Halbleiterhersteller auf eine Dezentralisierung der Story. Was nicht falsch ist, denn wie immer in der Vergangenheit werden die technischen Fortschritte von einer zentralen zu einer dezentralen Lösung migrieren. Oder anders gesagt:
Die Bedeutung von AI auf lokalen PCs wird in Zukunft deutlich steigen. Das zumindest ist der Traum von Playern wie AMD (NASDAQ:AMD), Apple (NASDAQ:AAPL) und Intel (NASDAQ:INTC), die alle bisher dem AI-Zug hinterherlaufen. Aber auch PC-Hersteller wie Dell (NYSE:DELL) wollen ihren Kunden natürlich das Neueste vom Neuesten bieten. Die Frage ist dabei allerdings, wie viele von den Marketingversprechen man am Ende in der Praxis halten wird können.
Die Software wird die Weichen stellen
Der zweite Ansatz der Konkurrenten liegt auf der Softwareseite. Denn Nvidias Monopol basiert nur zu einem Teil auf der Hardware. Die zweite wichtige Zutat heißt CUDA (Compute Unified Device Architecture). Dabei handelt es sich um die Softwareschnittstelle zwischen den AI-Programmierern und den Chips von Nvidia. Die von größter Bedeutung ist, denn diese Schnittstelle ermöglicht im Kern erst, dass die AI-Modelle auf den Chips von Nvidia so herausragende Leistungen abliefern. Nvidia hat mit dieser Kombination eines der wichtigsten Alleinstellungsmerkmale geschaffen, die gleichzeitig die Kunden in eine hohe Abhängigkeit bringt und dem Unternehmen erhebliche Preissetzungskraft gibt.
Und da die Konkurrenz Nvidia auf absehbare Zeit nicht auf der Hardwareseite schlagen kann, versucht man an die Softwareseite heranzugehen. Bereits 2021 hatte beispielsweise OpenAI begonnen, aus dieser Abhängigkeit herauszukommen. Man hat mithilfe der wichtigsten Player in der Branche begonnen, mit Triton eine Alternative zu CUDA zu entwickeln. Das Open-Source Projekt soll die Rolle von CUDA übernehmen und gleichzeitig durch eine allgemeine Schnittstelle zu den verfügbaren AI-Chips anderer Anbieter die Abhängigkeit zu den Nvidia Chips ersetzen. Das eng verdrahtete Ökosystem von Nvidia soll aufgebrochen werden, um die frei verfügbare Softwareebene Triton mit allen AI-Chips kompatibel zu machen. Der Vorteil: Programmierer können ihre AI-Modelle unabhängig von der Hardware entwickeln und müssen nur eine Version erstellen, was die Kosten für AI erheblich senken würde. Aber im Umkehrschluss das Wachstum der Umsätze und Gewinne von Nvidia erheblich reduzieren würde.
Triton steckt in den Kinderschuhen
Von dem Ziel ist OpenAI noch weit entfernt. Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Unklar ist auch, ob ein Projekt wie Triton überhaupt eine vergleichbare Leistung und einen ähnlichen Leistungsumfang wie CUDA erreichen kann. Nur wenn dies ernsthaft in Aussicht steht, wird die nötige kritische Masse an Programmierern dazu übergehen, zu Triton zu wechseln.
Meta (NASDAQ:META) zählt zu den bekanntesten Jüngern von Triton. Die Mutter von Instagram, Facebook, Threads und Co. hat das Open-Source Projekt in den Mittelpunkt der eigenen AI-Strategie gestellt. Neben Triton gibt es noch weitere Vorstöße, um Nvidias Marktmacht zu brechen. So arbeitet beispielsweise die UXL Foundation an der OneAPI Plattform unter der Federführung von Intel. Neben Intel haben sich auch ARM, Google (NASDAQ:GOOGL) und Qualcomm (NASDAQ:QCOM) an der Plattform beteiligt.
Die gute Nachricht ist: Die AI-Story wird breiter und damit für die Investoren attraktiver. Vor einem Jahr bestand die AI-Story fast ausschließlich aus Nvidia. Mit den Fortschritten auf der Hard- und vor allem auf der Softwareseite verbreitert sich das Angebot an neuen attraktiven Investments deutlich. Entscheidend für den Erfolg ist vor allem zu verstehen, wie die Wall Street die jeweiligen Storys und Katalysatoren einordnet. Ein Thema, dessen wir uns im Zürcher Finanzbrief regelmäßig annehmen.
Ein Artikel von
Mikey Fritz
Chefredakteur Zürcher Finanzbrief