Das Finanzsystem im Euroraum steht nach Warnungen der Europäischen Zentralbank (EZB) vor erheblichen Herausforderungen. Die Fragilität des Systems wird auf verschiedene Faktoren zurückgeführt, darunter gestiegene Zinsen, geopolitische Konflikte und eine schwache Konjunktur. Insbesondere für Banken im Euroraum stellen die schnell angestiegenen Zinsen ein Risiko dar. Obwohl diese nun höhere Zinserträge verzeichnen, sehen sie sich mit Gegenwind konfrontiert, der durch erhöhte Finanzierungskosten, eine schlechtere Qualität der Aktiva und rückläufige Kreditnachfrage entsteht.
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos betont bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts, dass die schwachen Wirtschaftsaussichten und die Auswirkungen der hohen Inflation die Fähigkeit von Menschen, Unternehmen und Regierungen belasten, ihre Schulden zu bedienen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, empfiehlt die EZB, die erhöhten Kapitalpuffer beizubehalten und die geplanten Reformen zur Bankenregulierung nach Basel IV vollständig umzusetzen.
In Bezug auf die Geldpolitik warnt EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor einer zu frühen Erklärung des Sieges über die Inflation. Die EZB hat seit Juli 2022 die Leitzinsen zehn Mal erhöht, und aktuell erhalten Banken für Einlagen 4,5 Prozent Zinsen.
Eine aktuelle Studie von EY zeigt, dass die zehn größten europäischen Banken im ersten Halbjahr einen deutlichen Anstieg ihrer Nettogewinne verzeichneten, wobei die UBS (SIX:UBSG) nach der Übernahme der Credit Suisse (SIX:CSGN) besonders hervorsticht. Die Rentabilität (Return on Equity) der europäischen Banken erreichte den höchsten Wert der letzten zehn Jahre, während US-Banken erstmals einen niedrigeren Wert aufweisen.
Trotz überraschend hoher Gewinne bei JPMorgan (NYSE:JPM) im Sommer äußert Bankchef Jamie Dimon Besorgnis über die geopolitische Lage, insbesondere den Ukraine-Konflikt und den Überfall der Hamas auf Israel. Andere US-Banken wie Wells Fargo (NYSE:WFC) verzeichnen ebenfalls höhere Gewinne aufgrund gestiegener Zinsen.
Die Citigroup meldet im dritten Quartal moderate Gewinnsteigerungen, während CEO Jane Fraser einen umfassenden Umbau der Bank ankündigt. Die Erträge im Bereich institutionelle Kunden, einschließlich Investmentbanking, steigen, was als positiver Aspekt für die Bank gewertet wird.
Insgesamt bleibt die Zukunft des Bankensektors unsicher und wird maßgeblich von der Zinspolitik in den USA und der EU sowie von der wirtschaftlichen Lage in beiden Regionen beeinflusst. Die Studie hebt hervor, dass effizientes Kosten- und Risikomanagement für Banken entscheidend sein wird, und betont die Bedeutung von Maßnahmen zur Verbesserung der Eigenkapitalquoten.
Trotz dieser Risiken sehen wir vor allem im US-Bankensektor einige sehr gute Aktien, die in den kommenden Jahren sehr stark ansteigen können. Der dramatische Einbruch der Kurse im Jahr 2009 hat bei vielen für ein neues wie starkes Fundament gesorgt, gefolgt von starken Korrekturen der jüngeren Vergangenheit. Auf dieser Basis sehen wir durchaus große Chancen.
Neben JPMorgan trifft das aus unserer Sicht auch auf American Express (NYSE:AXP), Goldman Sachs (NYSE:GS) und die Bank of America (NYSE:BAC) zu. Letztere halten wir für eine sehr chancenreiche Aktie, die meist nicht im selben Atemzug der zuvor genannten Institute genannt wird. Wir halten es für einen Fehler, diese Bank nicht näher zu beleuchten.
In der folgenden Video-Analyse stellen wir die Bank of America vor und zeigen, was wir von dieser Aktie mittel- bis langfristig erwarten können: