In den vergangenen Jahren wich der Euphorie schnell der Ernüchterung, aber Gold-Fans können sich wahrscheinlich nicht sicherer als jetzt sein, dass die Rallye des Edelmetalls Bestand hat.
Gefragt in guten Zeiten - man denke an Schmuck oder ähnliches - und schlechten Zeiten - als Absicherung gegen wirtschaftliche und politische Unruhen - hat Gold sein bestes Jahr seit es vor acht Jahren ein Rekordhoch erreicht hatte.
Mit einem Kurs auf einem Sechsjahreshoch von über 1.530 USD die Feinunze ist der Benchmarkkontrakt auf Gold-Futures an der Comex-Sparte der New York Mercantile Exchange in diesem Jahr um 17% gestiegen und ist damit mit seinem Gewinn im Jahr 2011 gleichgezogen - dem Jahr, in dem er sein Allzeithoch von 1.911,60 USD erreicht hatte.
Seit Anfang August hat Gold mehr als 8% oder 100 USD an Wert gewonnen, dank laufender Käufe durch Zentralbanken, die auf die erhöhten Spannungen in den Handelsbeziehungen reagieren, einer Serie enttäuschender Konjunkturdaten aus aller Welt und in jüngster Zeit auch einer Inversion der Zinsstrukturkuve in den USA, die eine Rezession signalisiert.
Neben den Käufen der Notenbanken wird die Rallye beim Gold auch von Spekulationen von Hedgefonds angeheizt und indirekten Positionen über börsengehandelten Goldfonds (ETFs).
Ein Ergebnis ist, dass sowohl der Comex-Benchmarkkontrakt und Spotpreise, die den Handel mit Barrengold reflektieren, vor ihrem dritten Wochengewinn in Folge stehen, der auch der 11. Preisanstieg der letzten 13 Wochen wäre.
Eine Rallye basierend auf Stärke der Fundamentaldaten und der Charts
Die starken Fundamentaldaten bei Gold und die relative Preisentwicklung hat auf Golds technisches Bild durchgeschlagen. Der Relative-Stärke-Indikator (Relative Strength Indicator, RSI) für den Benchmarkt der Comex hat jetzt Momentum auf seinem höchsten Wert seit dem 2011er Gipfel.
Und was bedeutet all dies für den Ausblick auf künftige Hochs bei Gold?
Einige Analysten, wie auch Christopher Vecchio, ein Devisenstratege, der sich auch mit Edelmetallen beschäftigt, sehen Gold jetzt in der besten Position seit Jahren, um wieder das glänzende Preisniveau von vor acht Jahren zu erreichen. Vecchio hat ein oberes Preisziel von 1.820 USD ausgegeben, was, sollte es denn erreicht werden, den Weg für das Edelmetall freimachen könnte, sein derzeitiges Rekordniveau zu einzustellen oder gar zu übersteigen.
Investing.com bewertet Comex Gold mit einem Prädikat “Stark Kaufen” in seinem technischen Tagesausblick und sagt eine obere Widerstandsmarke von 1.599,24 USD für die nächste Zeit voraus.
Weitere Nachfrage durch die Zentralbanken
In einer Edelmetallnotiz aus dieser Woche sagte Bank of America (NYSE:BAC) Merrill Lynch, dass Zentralbanken noch viel Gold kaufen könnten.
Die US-Investmentbank führte weiter aus:
“Wir nehmen zur Kenntnis dass der Papiermarkt sehr long aufgestellt ist, aber wir stellen zur gleichen Zeit fest, dass der Goldbesitz von Investoren als Prozentsatz der weltweiten Aktienmärkte weiter weit unter den Niveaus bleibt, die wir in den 70er Jahren gesehen haben: Damals entsprach der Goldbesitz mehr als 6% des Aktienmarkts, während dieser Wert jetzt mit 2,7% weniger als die Hälfte beträgt.
“Daher, sollten Sorgen über die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken und die Bewertungen von Aktien/ Festverzinslichen zunehmen, dann könnte weiteres Kapital in Gold fließen.”
BAML sagte, dass die Zentralbanken aus verschiedenen Gründen Gold kaufen, wie dem Abbau der Abhängigkeit vom Dollar und als Absicherung, während auch die Verbreiterung des Portfolios zu einem wichtigen Anreiz geworden ist.
Die Wall Street Bank weiter:
“Ein Goldanteil von knapp unter 5% maximiert das Risiko-Ertrags-Profil eines konservativen Portfolios. Wir schätzen, dass der Goldbesitz von 12% der Zentralbanken unter dieser Schwelle liegt. Sollte all diese Banken den Anteil auf das optimale Niveau anheben, dann würde dies eine beeindruckende zusätzliche Nachfrage von 5.870 Tonnen Gold schaffen, während das Angebot im letzten Jahr aus Produktion und Recycling 4.600 Tonnen betrug.
“Alles in Allem: Rekordlongpositionen an den Terminmärkten erhöhen das Risiko eines kurzzeitigen Preisrückschlags, aber es gibt Raum für weitere Goldkäufe durch Investoren und Zentralbanken in der Zukunft.”
Einige sind da etwas vorsichtiger
Andere sind weniger ambitioniert.
Nach Tagesgewinnen von bis zu 2% oder noch mehr in den letzten Wochen hat Golds Aufstieg auf Rezessionsängste sich in letzter Zeit etwas verlangsamt, während die Investoren auf Hinweise warten, dass die Zentralbanken den Geldhahn weiter aufdrehen werden, besonders die Federal Reserve, bevor sie weitere Long-Positionen eingehen.
Das hat einige technische Strategen, wie Michael Boutros veranlasst, weniger hohe Preisziele auszugeben, obwohl auch er weiter optimistisch zum Edelmetall eingestellt ist.
In einer Notiz zu den Gold-Charts merkte Boutros an:
“Der Goldausbruch testet ein Zusammenfallen verschiedener Widerstandsmarken da oben.
“Beobachten sie den Kurs zum Ende der Handelswoche: Das Risiko einer kurzfristigen Korrektur wächst, wenn wir unter 1.526 USD aus dem Handel gehen. Von einem Trading-Standpunkt her, ist das ein guter Moment, sein Long-Risiko zu vermindern und schützende Stopps-Losses anzuheben – seien Sie auf der Hut vor einer möglichen Erschöpfung der Rallye.”
Allerdings sagte der Analyst auch, dass eine exponentielle Rallye kommen könnte, sollten die Widerstandsmarken bei 1.558 und 1.568 USD durchbrochen werden:
“Rechnen Sie mit einer größeren Reaktion, sollten diese erreicht werden.”