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Ausblick auf den Ölmarkt 2023: Chancen und Gefahren

Veröffentlicht am 26.12.2022, 11:48
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  • Wichtige Institutionen haben ihre 2023 Preisprognosen für Öl gesenkt
  • Das Ende von Chinas Null-Covid-Politik ist einer der Hauptfaktoren, die zu höheren Preisen führen könnten
  • Hier geben wir Ihnen einen Blick auf die wichtigsten Einflussfaktoren für den Ölmarkt 2023
  • Es ist Zeit für einen Ausblick auf den Ölmarkt 2023, wobei ich mich an meine üblichen Regeln halte: weniger Prognosen und mehr Hinweise, worauf man achten sollte.

    Wir haben bereits gesehen, dass große Institutionen ihre Preisprognosen für das schwarze Gold für 2023 gesenkt haben. So änderte beispielsweise Goldman Sachs vor Kurzem seine Prognosen für den Preis von Brent im 1. und 2. Quartal 2023 von 115 USD bzw. 105 USD pro Barrel auf 90 USD bzw. 95 USD pro Barrel.

    Im November hatte Goldman für Brent noch einen Durchschnittspreis von 110 USD pro Barrel für 2023 prognostiziert. Jetzt rechnet die Bank nur noch mit einem Durchschnittspreis von 98 USD pro Barrel. Goldman liegt damit am oberen Ende der Prognosespanne für den Durchschnittspreis von Brent. Die EIA geht derzeit von 92 USD pro Barrel aus. J.P. Morgan sieht den Durchschnittspreis dagegen bei 90 USD pro Barrel (gegenüber einer früheren Prognose von 98 USD).

    Für Händler heißt das, dass alle Preisprognosen von Banken und internationalen Organisationen im Laufe des Jahres geändert werden könnten. Vor diesem Hintergrund werfen wir im Folgenden einen Blick auf einige der Themen, die die Ölpreise 2023 am stärksten beeinflussen könnten.

    Faktoren, die den Ölpreis 2023 nach oben treiben können

    • Das Ende von Chinas Null-Covid-Politik

    China ist bereits dabei, seine restriktive Coronapolitik zu beenden. Aber es scheint, dass die Rückkehr zum normalen Wirtschaftsleben noch sehr zögerlich verläuft. Die Ölnachfrage dürfte in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen und könnte dann die weltweiten Ölpreise in die Höhe treiben.

    • Die USA füllen ihre strategischen Erdölreserven wieder auf

    Nach der Freigabe rekordverdächtiger Ölmengen aus der strategischen Erdölreserve der USA ist das Weiße Haus nun bestrebt, diese wieder aufzufüllen. Die Regierung hofft auf ein Schnäppchen, bei einem Preis von 65 bis 70 USD pro Barrel könnte dies für viele Ölkonzerne, die 2023 niedrigere Preise befürchten, ein gutes Geschäft sein. Angesichts der Menge an Öl, die die Regierung kaufen will, ist es möglich, dass eine zusätzliche Nachfragequelle dazu beitragen könnte, die Preise insgesamt anzuheben.

    • Stagnierende oder rückläufige US-Ölproduktion

    Die EIA prognostiziert nach wie vor eine Ölproduktion von 12,34 Mio. Barrel pro Tag für 2023. Allerdings weisen viele Ölfirmen darauf hin, dass sie wahrscheinlich nicht mehr Öl produzieren werden, als sie es derzeit tun.

    In Anbetracht von Einschränkungen in der Lieferkette, regulatorischer Unsicherheit, einem schwierigen Arbeitsmarkt und dem Druck vonseiten der Aktionäre, Gewinne an sie auszuzahlen, anstatt in eine neue Produktion zu investieren, ist es möglich, dass die US-Ölproduktion stagniert oder sogar sinkt. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die weltweite Nachfrage nach Öl steigt. Ein solches Szenario würde für steigende Ölpreise sorgen.

    • Sanktionen gegen russische Erdölerzeugnisse, die auf dem Seeweg transportiert werden

    Diese Sanktionen treten im Februar in Kraft und werden wahrscheinlich zumindest kurzfristig zu einem Anstieg der Benzinpreise in Europa führen. Da jedoch mehr russisches Rohöl zur Raffination nach China, in die Türkei und nach Indonesien verschifft wird, dürften die Preise für Mineralölprodukte sinken.

    • OPEC+ senkt die Förderquoten oder behält sie bei

    Die OPEC+ könnte versuchen, die Ölpreise anzuheben, indem sie die Förderquoten für 2023 senkt oder angesichts der steigenden Ölnachfrage beibehält.

    • Weitere Inflation/Abwertung des US-Dollars

    Öl wird in Dollar abgerechnet, und wenn der US-Dollar im Vergleich zu ausländischen Währungen an Wert verliert, müssen die Ölproduzenten ihr Öl zu höheren Preisen verkaufen, um die gleichen Einnahmen in ihren jeweiligen Währungen zu erzielen.

    • Unvorhergesehene Naturkatastrophen oder Kriege

    Dies könnte etwa ein außergewöhnlich kalter Winter, eine nukleare Katastrophe oder ein Hurrikan sein. Zu den geopolitischen Problemen zählen der chinesische Einmarsch in Taiwan oder ein Aufflammen der Konflikte im Nahen Osten.

    Faktoren, die den Ölpreis 2023 belasten können

    • Globale Rezession

    Viele Ökonomen sind überzeugt, dass wir uns am Rande einer weltweiten Rezession befinden. Es gibt bereits Anzeichen dafür, dass Europa und die USA 2023 in eine Rezession reingeraten werden. In der Regel sinken die Ölnachfrage und damit auch die Ölpreise während einer Rezession. Die Nachfrage nach Benzin und Destillaten ist jedoch nach wie vor stark, was im Widerspruch zu anderen Anzeichen einer bevorstehenden Rezession steht.

    • OPEC+ steigert die Produktion

    Im Falle einer Rezession ist es möglich, dass die OPEC+ ihre Produktion erhöht, um die wirtschaftliche Belastung der angeschlagenen Volkswirtschaften zu verringern. Zum jetzigen Zeitpunkt haben jedoch nur Saudi-Arabien, der Irak und die VAE die Kapazität, ihre Produktion zu erhöhen, sodass jede Produktionssteigerung relativ gering ausfallen würde.

    • Die chinesische Ölnachfrage ist schwächer als erwartet

    Die Wiederaufnahme der vollen Wirtschaftstätigkeit in China läuft nicht wie geplant. In diesem Fall könnte die chinesische Ölnachfrage langsamer steigen als erwartet, wodurch der Druck auf das weltweite Ölangebot abnehmen würde. Dies könnte die Preise nach unten drücken oder sie zumindest vor einem Anstieg bewahren.

    • Russland und die EU legen ihre Differenzen bei und nehmen den Energiehandel wieder auf

    Es ist möglich, dass sich die Herausforderungen eines Lebens ohne russisches Öl und Gas für die politischen Entscheidungsträger der EU als zu schwierig erweisen. Sie könnten gezwungen sein, ihre Differenzen mit Russland 2023 beizulegen und Russlands billiges Erdgas und leicht zugängliches Öl wieder zu kaufen. Dies würde die Ölpreise 2023 sinken lassen.

    • Atomabkommen zwischen den USA und Iran sorgt für ein Ende der Ölsanktionen

    Die Aushandlung eines Atomabkommens mit dem Iran hat für das Weiße Haus derzeit keine hohe Priorität. Im kommenden Jahr könnte es jedoch zu einem wichtigen außenpolitischen Thema werden. Unter Druck könnte die US-Regierung von Biden versuchen, ein neues Atomabkommen mit dem Iran zu schließen und die Sanktionen gegen die iranische Ölindustrie aufzuheben. In diesem Fall würde die Wiedereinführung eines transparenten iranischen Ölhandels auf dem Weltmarkt die Preise nach unten drücken.

    *Frohe Festtage an alle Leser!*

    Offenlegung: Die Autorin besitzt keine der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere.

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