Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1794 (06:22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1787 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,43. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124,34. EUR-CHF oszilliert bei 1,0730.
Die Finanzmärkte blieben gestern gut gelaunt, allen voran die Aktienmärkte in den USA. Die Eröffnung heute früh fällt freundlich aus. Der USD tendiert stabil gegenüber Hauptwährungen. Gold und Silber bewegen sich auf bekanntem Terrain.
Der Finanzmarkt will sich auf positive Meldungen fokussieren. Trump ist wieder gesund, das hilft. Biden baut seine Führung in Wisconsin und Pennsylvania aus. Das hilft auch. China setzt einen positiven Akzent nach dem anderen (heute Exporte und Importe). Das hat an chinesischen Märkten kaum Wirkung, aber es unterstützt westliche Märkte, US-Wirtschaftskrieg gegen China hin oder her.
Die westliche Welt sanktioniert nahezu alles, was ihnen nicht passt, internationales Regelwerk hin oder her, kein Problem! Diese Rigiditäten spielen für Finanzmärkte erstaunlicherweise keine entscheidende Rolle, auch wenn dieses Sanktionspolitik das Grundgerüst der Weltwirtschaft (politisches Regelwerk Teil davon) im Rahmen der Wahrnehmung der US-Interessenpolitik Stück für Stück unterminiert.
Der IWF wird wohl die äußerst negativen BIP-Prognosen bei der heutigen Anpassung der Prognose für die Weltwirtschaft positiv revidieren müssen, insbesondere auch die Prognosen für China (wo stünde China ohne die Folgen des US-Wirtschaftskriegs?) und Deutschland. Diese Erwartungshaltung hilft den Märkten, auch wenn die erwartete Prognoseanpassung doch nur eine Form der Nacherzählung ist. Die nationalen Prognosen sind doch schon längst angepasst worden. Und wird nicht gerade zu einem Zeitpunkt seitens des IWF positiv angepasst, wo konjunkturelle Dynamikverluste ex Asien erkennbar sind?
Negative Entwicklungen werden ausgeblendet. Das gilt vor allen Dingen für Strukturdaten, die mittel- und langfristig entscheidend für die Konjunkturlagen sind. Auf Verlautbarungen von Hilfspaketen, die die Strukturlagen ultimativ stressen und belasten, und kurzfristige Konjunkturdaten wird geschaut, aber auch nur wenn sie in das Bild passen. Derartige Verhaltensweisen können temporär Dynamik an den Märkten verursachen, die Betonung liegt auf dem Begriff "temporär".
An die prekäre Corona-Lage in den USA hat man sich offensichtlich gewöhnt. Verschärfte Corona-Maßnahmen mit Konjunkturimplikationen, ob im UK, in Frankreich, Tschechien oder Deutschland sind derzeit für die Finanzmärkte irrelevant. Das gilt auch für die negative Tendenz der Zahl der positiv getesteten Personen als "Ursuppe" des Corona-Problems. Im März/April wurde anders reagiert.
Der Eindruck asymmetrischer Wahrnehmung seitens der Mehrheit der Marktteilnehmer im Risiko- und Chancenprofil darf im aktuellen Umfeld durchaus Raum greifen. Damit leiten wir zum nächsten Thema weiter, dass die vom Finanzmarkt vernachlässigten Probleme, als reale Risiken beschreibt.
EZB: Vorbereitung auf mehr Maßnahmen?
Hinsichtlich der Dynamikverluste der Konjunkturlage sagte der Vizepräsident der EZB Luis de Guindos, dass die EZB ihre Entscheidungen entsprechend der weiteren Entwicklung treffen würde. Im Dezember lägen neue Inflations- und Konjunkturprognosen der EZB vor, die Grundlage einer Neubewertung sein würden.
Vor dem Hintergrund dieser aktualisierten Zahlen könne die EZB die Angemessenheit ihrer bisher verfügten Krisenmaßnahmen neu bewerten. Dafür gäbe es aber kein konkretes Datum.
Diese Aussage klingt zunächst professionell, sachlich und unanfechtbar. Sie muss aber im Kontext der jüngsten Corona-Entwicklungen und der daraus resultierenden Wirtschaftsfolgen bewertet werden. Dann ergibt sich eine Tendenz in der Aussage. Diese Tendenz steht im Gegensatz zu der Risikofreude an den Finanzmärkten.
Wir konstatieren, dass die erkennbaren Fissuren in der Konjunkturlage im Einklang mit der Taktung der Corona-Lage, unter anderem Abschwächung des von Markit ermittelten Composite Index, Aufmerksamkeit seitens der EZB erfordert. Das Risiko, dass eine Lockdown-Politik, ob national oder regional, insbesondere den Dienstleistungssektor, der für mehr als 60% des BIP der Eurozone steht, beeinträchtigt, ist nicht von der Hand zu weisen.
An den Börsen erwarten Teile der Investoren, dass die EZB ihr Krisen-Anleiheankaufprogramm PEPP weiter aufstocken wird. Es ist bisher auf 1,35 Billionen EUR angelegt. Spekulationen auf eine Ausweitung um weitere 500 Mrd. EUR greifen Raum. Auch wird eine Verlängerung der Käufe bis Ende 2021 als Möglichkeit unterstellt.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
China setzt weiter starke positive Akzente mit Handelsdaten. Der Anstieg der Exporte und jetzt auch vor allem der Importe unterstreicht die Bedeutung Chinas für die Erholung und Stabilisierung der Weltwirtschaft.
Die Daten belegen auch, dass China nicht nur wesentlicher Impulsgeber für die Weltwirtschaft ist, sondern auch, dass die in den letzten Jahren zunehmenden innerasiatischen Verkehre quantitativ eine zunehmende globale Bedeutung haben (u.a. Abkoppelung von westlichen Abhängigkeiten).
Die von den USA forcierte Abwendung durch Wirtschaftskrieg und Unterminierung des Projekts „Belt and Road Initiative“ (BRI) schadet damit primär welcher exportstraken Region der Welt? Haben Sie Antworten für mich?
China: Starke Handelsdaten
Per September nahmen die Exporte im Jahresvergleich um 9,9% (Prognose 10,0%) nach zuvor 9,5% zu. Importe stiegen unerwartet stark um 13,2% (Prognose 0,3%) nach zuvor -2,1%. Der Saldo der Handelsbilanz wies in der Folge einen Überschuss in Höhe von 37,0 Mrd. USD (Prognose 58,0 Mrd. USD) nach zuvor 58,93 Mrd. USD aus.
Eurozone: Deutsche Inflation wie erwartet
Die deutschen Verbraucherpreise sanken per Berichtsmonat September gemäß finaler Berechnung sowohl im Monats- als auch Jahresvergleich um 0,2%.
UK: Schwache Tendenz am Arbeitsmarkt
Die Arbeitslosenrate (Basis ILO) stellte sich per August von zuvor 4,1% auf 4,5% (Prognose 4,3%) und markierte den höchsten Wert seit April 2017.
Russland: Geringerer Handelsbilanzüberschuss
Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat August einen Überschuss in Höhe von 3,72 Mrd. USD (Prognose 6,90 Mrd. USD) nach zuvor 4,78 Mrd. USD aus (revidiert von 4,25 Mrd. USD).
Japan: Leichte Stimmungsaufhellung
Der von Reuters ermittelte Tankan Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg per Oktober von -29 auf -26 Punkte. Der Index für den Dienstleistungssektor verbesserte sich von -18 auf -16 Zähler. Beide Indices markierten die höchsten Indexstände seit März 2020.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 - 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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