- Die BBBY-Aktie ist seit ihrem Höchststand zu Jahresbeginn um 83 % eingebrochen
- Das macht BBBY aber noch lange nicht zu einem Kauf; es handelt sich nach wie vor um ein verschuldetes, hochgradig unrentables Unternehmen.
- Die Anleihekurse von Bed Bath & Beyond und nicht der Aktienkurs verdeutlichen das wirkliche Risiko des Unternehmens
Selbst nach den derzeitigen Maßstäben eines kriselnden Retail-Sektors war der Abverkauf der Bed Bath & Beyond-Aktie (NASDAQ:BBBY) halsbrecherisch. Noch Ende März wurde BBBY für mehr als 28 USD gehandelt, doch nach einem Kursverlust von rund 83 % schloss die Aktie am Montag unter 5 USD. Unglaublich aber wahr - die Aktie droht nun sogar auf den tiefsten Stand seit dem Corona-Crash im März 2020 zu fallen.
Quelle: Investing.com
Das Ausmaß und das Tempo des Kurseinbruchs mögen einige Anleger zu der Annahme verleiten, die Aktie sei zu billig. Doch wie wir bereits an anderer Stelle dargelegt haben, ist der Fokus auf das Ausmaß eines Ausverkaufs ein klassischer Investmentfehler, der auch als "Ankereffekt" bekannt ist.
Diesen Fehler hat der Markt bis jetzt konsequent bestraft. Viele Gewinner der Pandemie-Ära, darunter Unternehmen wie Peloton Interactive (NASDAQ:PTON) und Coinbase (NASDAQ:COIN), stürzten um 70 % bzw. 80 % ab - und gaben dann noch weiter nach.
Ja, BBBY war ein Pandemie-Gewinner
Entgegen den anfänglichen Erwartungen hat der US-Einzelhandel von der neuartigen Erfahrung der Coronavirus-Pandemie profitiert. Dank der Konjunkturpakete der US-Regierung und der geringen Reise- und Unterhaltungsausgaben hatten die Verbraucher zwar reichlich Geld zur Verfügung, doch außer für die Verschönerung ihrer Wohnungen gab es nicht viel, wofür sie es hätten ausgeben können.
Nun besteht das Problem darin, dass einfach nicht mehr viel zum Kaufen übrig ist, wie Lagerprobleme selbst bei großen Einzelhändlern wie Target (NYSE:TGT) und Walmart (NYSE:WMT) zeigen.
Für Bed Bath & Beyond sieht die Pandemie jetzt wie eine kurze Atempause nach einer langen Periode der operativen Schwäche aus. Der Verkauf verschiedenartiger Produkte in ein und demselben Geschäft ist das Lebenselixier eines Einzelhändlers und die einzige Möglichkeit für den Einzelhandel, seine Gewinne kontinuierlich zu steigern. Bed Bath & Beyond hatte schon vor der Pandemie jahrelang Probleme: Zwischen den Geschäftsjahren 2015 und 2018 (die Geschäftsjahre enden im jeweils folgenden Februar) war das Umsatzwachstum im Durchschnitt negativ, bevor BBBY im Geschäftsjahr 2019 einen Rückgang von 6,8 % verzeichnete.
Die Einbußen sind mit voller Wucht zurückgekehrt. Im vierten Quartal des Geschäftsjahres sank der vergleichbare Umsatz um 12 %, was zu einem massiven Gewinnrückgang führte. Das erste Quartal war sogar noch schlimmer: Der vergleichbare Umsatz (einschließlich Online-Aktivitäten) brach im Jahresvergleich um 23 % ein.
Die Wall Street-Analysten erwarten nun, dass der Gesamtumsatz in diesem Jahr um 17 % zurückgehen wird - und prognostizieren für Bed Bath & Beyond im Durchschnitt einen Verlust von mehr als 6 USD je Aktie. Vor drei Monaten hatten dieselben Analysten noch mit einem Gewinn gerechnet.
Die Argumente gegen die Bed Bath & Beyond-Aktie
Die Kombination ist toxisch: Sinkende Umsätze auf vergleichbarer Basis, hohe Verluste und eine Bilanz mit hohen Schulden - Bed Bath & Beyond steht insgesamt mit über 1 Mrd. USD in der Kreide - sind eine brutale Kombination für ein Einzelhandelsunternehmen. Bed Bath & Beyond muss einen Turnaround schaffen.
Natürlich arbeitet das Unternehmen schon seit Jahren daran. Der CEO von GameStop (NYSE:GME) und Großaktionär von BBBY, Ryan Cohen, wies im März in einem Brief an die Geschäftsführung genau auf diesen Punkt hin. Wie die Verkaufszahlen vor der Pandemie und der Absturz der BBBY-Aktie von fast 80 USD Anfang 2015 auf 10 USD fünf Jahre später zeigen, haben diese Bemühungen nichts gebracht.
Vielleicht gibt es noch Hoffnung. BBBY hat einen neuen CEO ernannt. Es gab Spekulationen über einen Verkauf des buybuy BABY-Geschäfts, dessen Wert Cohen im März auf "mehrere Milliarden US-Dollar" schätzte. Im April berichtete das Wall Street Journal , dass buybuy BABY tatsächlich das Interesse potenzieller Käufer geweckt hatte.
Allerdings scheinen die Hoffnungen auf einen Turnaround auf schwachen Füßen zu stehen. Auch hier ist es schon fast ein Jahrzehnt her, dass dieses Geschäft ein beständiges Wachstum vorzeigen konnte. Es wird mehrere Quartale dauern, bis die Herausforderungen mit den Lagerbeständen bewältigt sind. Das Interesse an buybuy BABY hat nach der Veröffentlichung der Zahlen für das 1. Quartal wahrscheinlich nachgelassen; auch andere auf Kinder fokussierte Einzelhändler wie Children's Place (NASDAQ:PLCE) haben in den letzten Monaten einen Einbruch ihrer Bewertungen erlebt.
Selbst wenn Bed Bath & Beyond buybuy BABY für 1 Mrd. USD verkaufen könnte - das ist etwa das 1-fache des Umsatzes im Geschäftsjahr 2020, wie in der Präsentation des Unternehmens auf dem Analystentag in diesem Jahr dargelegt wurde -, würden damit nur die Schulden aus der Bilanz verschwinden. Übrig bliebe ein Unternehmen, das Verluste macht und rund 400 Mio. USD wert ist.
In jedem Fall würde es eine beträchtliche Zeit dauern, bis Bed Bath & Beyond wieder schwarze Zahlen schreibt und den Investoren beweist, dass es dort auch bleiben kann.
Ein Blick auf die Anleihen des Unternehmens
Das Problem ist, dass Bed Bath & Beyond möglicherweise gar nicht die Zeit dazu hat. Wie bereits erwähnt, war der Einbruch der Aktie um 83 % in weniger als vier Monaten - halsbrecherisch. Aber der Rückgang der Anleihen des Unternehmens war fast genauso heftig - und vielleicht sogar noch kritischer.
Noch Anfang März wurden die im Jahr 2024 fälligen 3,749 %-Anleihen von Bed Bath & Beyond zum Nennwert gehandelt. Dieser Preis implizierte die Möglichkeit, dass das Unternehmen in Konkurs gehen würde, bevor es diese Schulden zurückzahlen könnte.
Vier Monate später wurden dieselben Anleihen bei 39 USD gehandelt. Längere Laufzeiten werden sogar mit noch höheren Abschlägen gehandelt.
Diese Bewertungen legen nahe, dass der Anleihemarkt eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 % einpreist, dass Bed Bath & Beyond es nicht bis August 2024 schafft, wenn die Rückzahlung der ersten Tranche der Anleihen ansteht, ohne Konkurs anzumelden und dabei auch die Aktionäre im Dunkeln stehen zu lassen.
Bed Bath & Beyond muss nicht zwangsläufig an einen Punkt gelangen, an dem das Unternehmen diese Schulden bei Fälligkeit sofort zurückzahlen kann. Ein Mindestfortschritt beim Turnaround könnte die Anleihegläubiger so weit beruhigen, dass eine Refinanzierung möglich wird.
Aber Bed Bath & Beyond hat kaum zwei Jahre Zeit, um entsprechende Fortschritte zu erzielen. Der Anleihemarkt sagt den Aktienanlegern, dass er nicht an den Erfolg des Unternehmens glaubt. Die Aktienanleger sollten zuhören.
Haftungsausschluss: Vince Martin hält zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels keine Positionen in hier besprochenen Wertpapieren.