In den jüngsten Unternehmensberichten gibt es keine Anzeichen für eine bevorstehende Rezession. Mehr als 90 % der S&P 500 Unternehmen haben ihre Ergebnisse für das 2. Quartal bereits veröffentlicht.
Der operative Gewinn je Aktie (EPS) des S&P 500 stieg im Berichtsquartal gegenüber dem Vorjahr um 10,9 % und erreichte mit 60,19 USD ein Rekordhoch.
Und es gibt noch mehr gute Nachrichten:
1. Quartalsergebnisse
Unmittelbar vor Beginn der Berichtssaison für das 2. Quartal, in der Woche vom 28. Juni, lag die Konsensprognose der Analysten für das 2. Quartal bei einem Anstieg des Gewinns je Aktie um 9,1 %.
Allerdings muss es in den Chefetagen der Unternehmen viele negative Prognosen gegeben haben, denn der Konsens für den Gewinn pro Aktie im 3. Quartal sank im gleichen Zeitraum um 2,7 % auf 61,77 USD und die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr fiel von 8,3 % auf 5,8 %.
2. Jährliche Earnings
Dennoch blieb die Konsensschätzung für den Jahresgewinn 2024 während der letzten Berichtssaison unverändert und liegt derzeit bei 243,51 USD pro Aktie.
Die Konsensschätzung für 2025 blieb ebenfalls unverändert und liegt derzeit bei 279,52 USD, 15 % über der Schätzung 2024. Die Schätzung für 2026 sank in der Woche vom 8. August auf 315,40 USD, 13 % über der Schätzung 2025.
3. Keine Rezession
Auch hier ist weder in den Rekordergebnissen des 2. Quartals noch in den Konsensschätzungen der Analysten für den Zeitraum bis 2026 eine Rezession zu erkennen. Wir haben bereits früher festgestellt, dass Branchenanalysten keine gute Erfolgsbilanz bei der Vorhersage von Rezessionen haben.
Diese Aufgabe müssen wir Ökonomen und Strategen übernehmen. Wir haben die Konsensprognose einer Rezession in den Jahren 2022 und 2023 zu Recht zurückgewiesen. Wir werden das auch in diesem Jahr tun. Wir könnten es sogar für die nächsten zwei Jahre tun.
4. Gewinnerwartungen
Sollte die Rezession ausbleiben, dürfte das erwartete S&P 500 EPS weiterhin ein positiver Frühindikator für das aktuelle EPS und die Wirtschaft sein. Die Gewinnerwartungen stiegen in der Woche vom 8. August auf ein neues Rekordhoch von 265,67 USD.
Es handelt sich um einen Indikator, der ein Jahr in die Zukunft blickt und auf den Gewinnen der letzten vier Quartale basiert, die bis zum zweiten Quartal 232,27 USD betrugen. Wir berechnen den erwarteten Gewinn als zeitgewichteten Durchschnitt der jährlichen EPS-Konsensschätzungen der Analysten für das laufende und das kommende Jahr.
Wie wir bereits festgestellt haben, korrelieren die erwarteten Gewinne auch stark mit dem Index of Coincident Indicators (CEI) und der Beschäftigung auf der Lohn- und Gehaltsliste, die eine der vier Komponenten des CEI ist.
Das ergibt durchaus Sinn, denn rentable Unternehmen neigen dazu, ihre Belegschaft zu vergrößern, während unrentable Unternehmen ihre Belegschaft eher verkleinern.
5. Umsätze und Gewinnspannen
Im 2. Quartal stieg der Umsatz pro Aktie (RPS) im S&P 500 um 5,7 % gegenüber dem Vorjahr.
Dieses Tempo dürfte sich verlangsamen, wenn sich die Inflation weiter abschwächt. In jedem Fall entsprach der RPS fast seinem Rekordhoch aus dem 4. Quartal 2023.
Die Gewinnmarge der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen stieg im 2. Quartal auf 12,3 %. Damit liegt sie aber immer noch unter dem Rekordwert von 13,7 % aus dem 2. Quartal 2021.
Die wöchentliche Gewinnmarge des S&P 500 stieg in der Woche zum 8. August auf 13,4 % und erreichte damit ihren bisherigen Höchststand von 13,4 % in der Woche zum 9. Juni 2022.
Diese Entwicklung verheißt Gutes für die tatsächlichen Gewinnmargen, die nach unserem Szenario "Roaring 2020s", das von einem technologiegetriebenen Produktivitätswachstum ausgeht, in den kommenden Jahren neue Rekordhöhen erreichen dürften.