Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0605 (07:48 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0564 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 118.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.0749.
Der Finanzmarkt fokussiert sich auf das Thema Verfassungreferendum in Italien. Der Ausgang ist ungewiss. Ungewissheit impliziert Risikoaversaion. Risikoaversion belastet damit die italienischen Märkte und in der Folge den Euro.
Die „Marktspezialisten“ versteigen und verstiegen sich zu der Annahme, dass bereits bei einer Ablehnung der Verfassungsreform eine Regierungskrise und potentielle Neuwahlen zu einem Exit Itlaiens aus der EU und der Eurozone führen würden. Das ist zumindest jetzt partiell in der Bewertung des Euros an den Märkten diskontiert.
Wo stünde Italien ohne die EU/Eurozone? – Ist das Theater in London nicht Beleg dafür, dass mit einem Verlassen der europäischen Familie enorme Stresszustände für Wirtschaft und Gesellschaft drohen? Wie gut ist Beppe Grillo auf eine Italexit vorbereitet? So gut wie Boris Johnson oder David Cameron oder die Bank of England auf den Brexit?
Warum sieht Blackrock in dieser Irritation der Märkte offensichtlich Chancen, während der so genannte Markt solitär Risiken erkennen will?
Während die Unsicherheit über die zukünftige Politik einer Regierung Trump vollständig ausgeblendet wird und nicht ansatzweise eine Diskontierung erfährt und die finanziellen Spielräume im Budget der USA äußerst eng sind, werden bezüglich der Eurozone konsequent „Worst-Case“ Szenarien etabliert und auch so diskontiert.
Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Neuverschuldung in den USA laut US-Treasury vom 31.12.2015 bis zum 25.11.2016, die deutlich macht, dass aktuell das Motto für die US-Wirtschaft lautet:
„Pimp my economy by dramatically inflating public deficits to make people believe!“
Die Zunahme stellte sich auf 1.006 Mrd. USD oder auf das Jahr hochgerechnet auf 6,0% des BIP. Die Dynamik im vierten Quartal ist dramatisch. Sie entspricht in der annualisierten Fassung einer Neuverschuldungsquote von 12,5% des BIP.
Unterfütterung erhalten die den Euro belastenden Sichtweisen nahezu latent durch die EZB, die den in dieser Form unerwarteten Aufschwung der Eurozone in den letzten drei Jahren nur mit Risikowarnungen begleitete und dabei die Chancen nicht nur nicht thematisierte, sondern förmlich ausliess und die bessere Performance in Nebensätzen als Nacherzählung lieferte. Auch die Strukturerfolge der Eurozone wurden und werden nicht öffentlich thematisiert.
Die ideologische Fokussierung der EZB auf das bei knapp 2% angesiedelte Inflationsziel wirkt bezüglich der gesamten Historie der globalen Zentralbankgeschichte zunehmend skurril. Mit dem Wissen um die Infrastrukturmaßnahmen aus der Seidenstraße, des Projekts „One Belt – One Road“, den voraussichtlichen US-Infrastrukturprojekten der USA und der EU sollte dem EZB-Rat um zukünftige Preisinflation nicht bange sein. Die aktuell leicht anziehenden Verbraucherpreise verdienen sich die Klassifizierung eines Vorspiels.
Nun, durch die Nichterwähnung der Erfolge der Eurozone in strukturellen Fragen (Haushaltsdefizite, Nord-Süd Divergenz bereinigt) und einer Fokussierung auf globale Risiken, die im Zweifelsfall alle Länder betreffen, kann man natürlich einen Ausverkauf des Kapitalstocks in Richtung USA alimentieren.
Was die EZB versäumt zu sagen, machen wir gerne wett.
Werfen wir einen Blick auf ein paar Kerndaten der europäischen Erfolge:
Das muss aber auch reichen …
Als Hintergrundmusik:
Der größte Vermögensverwalter Blackrock nutzt den schwachen Euro im Rahmen der induzierten Aufregung über Italien, um günstig Finanztitel der Eurozone aufzukaufen.
Wer seinen Kapitalstock nicht kontollieren kann, kann ihn eben auch verlieren!
Kommen wir zu den Daten der Eurozone, die gestern veröffentlicht wurden. Sie waren wieder erfrischend. Sie belegen, dass das Wachstum der Eurozone maßgeblich auf wiederkehrenden Einkommen basiert, ganz im Gegenteil zu den USA. Aber auch der Kreditsektor gewinnt leicht an Fahrt.
Die Geldmenge M-3 legte im Jahresvergleich um 4,4% zu (Vormonat 5,0%). Die Prognose lag bei 5,0%.
Die Kredite an private Haushalte verzeichneten eine Anstieg im Jahresvergleich um 1,8% (Vormonat 1,8%).
Kredite an den Unternehmenssektor nahmen im Jahresvergleich um 2,1% nach zuvor 1,9% zu und markierten den höchsten Zuwachs seit Juni 2011.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Ausbruch über das Widerstandsniveau bei 1.0820-1.0850 eröffnet neue Opportunitäten und dreht den Bias wieder ins Positive.
Viel Erfolg!
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