Zwar können die US-Börsen (ETR:SXR4) auf eine kräftige Erholung nach dem Tiefpunkt im vergangenen Jahr verweisen, doch ist nicht damit zu rechnen, dass die alten Höchststände in absehbarer Zeit wieder erreicht werden.
Die Kombination aus erhöhten geopolitischen Risiken, Inflations- und Zinsunsicherheit sowie die anhaltende politische Lähmung in Washington sind überzeugende Gründe für eine abwartende Haltung der Investoren.
Die seit dem Tiefststand im vergangenen Jahr zu beobachtende Rallye ist im Sommer ins Stocken geraten und der Markt befindet sich seither in einer stetigen Korrekturbewegung. Es ist ein langsamer, aber unangenehmer Drawdown zu beobachten, der sowohl den Bullen als auch den Bären Raum lässt, ihre jeweiligen Weisheiten über die Gründe und die weitere Entwicklung beizusteuern.
Ein Drawdown am Aktienmarkt bezeichnet die Phase, in der der Wert einer Anlage, sei es eine Einzelaktie, ein Index oder ein Portfolio, von einem vorherigen Höchststand auf ein niedrigeres Niveau abfällt. Dieser Terminus dient der Beschreibung der negativen Performance-Phasen von Aktien oder Investitionsportfolios.
Trotz der vorangegangenen Rallye befinden sich die Börsen immer noch klar im Minus im Vergleich zum Höchststand im Januar 2022. Die aktuelle Korrektur des S&P 500 vom Höchst- zum Tiefststand beträgt rund 10 %.
Im Vergleich zum Tiefpunkt im vergangenen Jahr, als der Markt zeitweise um 25 % einbrach, stellt das eine klare Verbesserung dar.
Der aktuelle Drawdown ist der neuntlängste seit 1950. Während dieser Zeit waren einige der stärkeren Drawdowns nahe daran, ihre früheren Höchststände wieder zu erreichen.
Es gab jedoch auch Fälle, in denen der Drawdown wesentlich länger andauerte. Die drei längsten reichten von 1.376 Handelstagen (2007-2009) bis fast 1.900 (1973-1974).
Das deutet darauf hin, dass der derzeitige 451-tägige Drawdown der Auftakt für eine längere Handelsperiode unter dem vorherigen Höchststand sein könnte.
Erfreulich ist, dass die Erholung nach den stärksten Drawdowns anhaltend ist, wenngleich sie vorübergehenden Rückschlägen unterliegt. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie schlimm es werden könnte, ist der Einbruch von 1973 bis 1974 ein Anhaltspunkt.
Mit 1.898 Handelstagen war dies die längste Phase seit 1950 und zugleich das Paradebeispiel der neueren Geschichte für eine Erholung mit viel Ach und Krach.
Mitte 1975, als der Markt auf dem Weg der Besserung schien, brach er erneut ein und fiel um mehr als 30 %, bevor er sich wieder erholte.
1976 kam es zu einem Rücksetzer, der den Beginn einer fast zweijährigen Talfahrt markierte - ein kräftiger Einbruch innerhalb eines Drawdowns.
Die gute Nachricht ist, dass trotz regelmäßiger Rückschläge der allgemeine Trend nach dem Höhepunkt der Talfahrt immer wieder auf eine Erholung hindeutet, wenn auch stotternd und in Schüben. Daraus lässt sich schließen, dass der aktuelle Drawdown dem historischen Muster folgt und die Erholung irgendwann kommt. Das Geheimnis der Performance liegt im Timing.
Meiner Meinung nach wird der Markt auf absehbare Zeit je nach den tagesaktuellen Schlagzeilen auf und ab schwanken.
Irgendwann, wenn der Nachrichtenzyklus etwas freundlicher und milder ist, wird der Markt einen kräftigen Versuch unternehmen, das vorherige Hoch wieder zu erreichen. Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage und des Verlaufs der Erholung betrachte ich die Entwicklung mit der gebotenen Vorsicht.