Die türkische Lira ist auf dem Weg zu einem fortgesetzten Ausverkauf, nachdem das US-Repräsentantenhaus gestern für die Verhängung von Sanktionen gegen das Land wegen seiner Aktionen gegen kurdische Streitkräfte in Nordsyrien gestimmt hatte. Die Abgeordneten beschlossen auch, den Völkermord an den Armeniern vor einem Jahrhundert anzuerkennen.
Während letzterer Schritt keine direkten finanziellen Auswirkungen hat, widersetzt sich die Türkei diesen Erkenntnissen seit Jahren und die diplomatische Wende zum Schlechteren könnte das Investitionsklima zusätzlich beeinträchtigen.
Nach der Abstimmung verbilligte sich die türkische Lira um bis zu 0,33%, nach dem gestrigen Plus von 0,36%. Um 09:00 MEZ verlor die Währung jedoch innerhalb einer Stunde 0,36% an Wert gegenüber dem Dollar. Keine neuen Fundamentaldaten sind bekannt, die dafür verantwortlich sein könnten. Daher dürfte es sich um Gewinnmitnahmen handeln. Technisch rechnen wir jedoch mit einer weiteren Schwächung der Lira.
Die Lira erholte sich zwischen dem Tief von Ende Januar und dem Mai-Hoch um 21%. Der letzte Höchststand muss überwunden werden, um den langfristigen Aufwärtstrend zu verlängern, aber beim USD/TRY Kurs hat sich in der Zwischenzeit ein mittlerer Aufwärtstrend etabliert.
Der Kurs hat zwischen dem Augusttief und dem Oktoberhoch zwei Täler und zwei Spitzen registriert. Der Kursverlauf bildete einen steigenden Kanal, dessen untere Linie die Niveaus kennzeichnet, auf denen die Nachfrage einsetzt, während die obere Linie die Niveaus verfolgt, bei denen Gewinnmitnahmen einsetzen.
Während der heutige Rückgang möglicherweise auf Widerstand durch die 50-Tagelinie gestoßen ist, zeigte der Kurs in der letzten Handelswoche Unterstützung über dem 100-Tagesdurchschnitt, nachdem er beim Bilden des zweiten Tiefs am 30. September von der 200-Tagelinie zurück nach oben geschickt wurde.
Der RSI hat ein Unterstützungsniveau erreicht, das seit Anfang September besteht, ausgehend von der Preisspanne in diesem Zeitraum. Ein Durchbruch nach unten würde den auf dem Momentum basierenden Indikator ein Doppel-Top bilden lassen und Druck auf den Kurs ausüben, aber eine Erholung über 50 wäre ein Signal für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends innerhalb des ansteigenden Kanals.
Handelsstrategien
Konservative Händler würden einen Schlusskurs von über 5,8 abwarten, mit dem Anstieg über das Hoch vom 25. Oktober, als die Nachfrage auf diesem Niveau das gesamte Angebot aufgebraucht hat. Dann bräuchten sie noch einen Rücksetzer, der die Unterstützung durch den Aufwärtstrend belegen würde.
Moderate Händler könnten eine Long-Position eingehen, nachdem kurzfristig ein höheres Hoch registriert wurde (über 5,8) und dann einen Rückschlag abwarten, um einen besseren Einstieg zu bekommen, der aber nicht notwendig ist, um ein Fortbestehen des mittelfristigen Aufwärtstrends zu belegen.
Aggressive Händler könnten jetzt eine Long-Position riskieren und sich dabei auf den etablierten mittelfristigen Aufwärtstrend innerhalb des langfristigen Aufwärtstrends, den Boden des Aufwärtskanals oberhalb der 200-Tagelinie verlassen - da das Votum für Sanktionen vermutlich die Anleger abschreckt.
Beispiel-Position
- Einstieg: 5,7440
- Stop-Loss: 5,7140 – unter dem Tief vom 28. Oktober
- Risiko: 300 pips
- Ziel: 5,8340
- Gewinn: 900 pips
- Risiko-Gewinn-Verhältnis: 1:3