Die Aktien des chinesischen Internetgiganten Alibaba (HK:9988) erholten sich am Dienstag stark und legten während des Handels in Hongkong um 5,7% zu.
Die Aktie ist ins Straucheln geraten, nachdem hiesige Aufsichtsbehörden sowohl das E-Commerce Imperium von Jack Ma als auch die Praktiken seines Zahlungsdienstleisters Ant Group unter die Lupe genommen haben, was zur Folge hatte, dass Alibabas Finanztechnologietochter angewiesen wurde, zu ihren Wurzeln zurückzukehren und die angrenzenden Geschäftsbereiche neu zu gestalten.
Da die Aktie momentan überverkauft aussieht, halten viele den Kurs für eine günstige Kaufgelegenheit. Wir sind uns da nicht so sicher.
Diese plötzliche Trendwende bei Alibaba kommt nur zwei Monate, nachdem die Aktie Ende Oktober einen neuen Höchststand von 319 US-Dollar erreicht hatte. Grund dafür war der rekordverdächtige Umsatz von 100 Milliarden US-Dollar am Singles Day, der bereits am 21. Oktober stattfand.
Danton Goel, globaler Portfoliomanager bei David Advisors, prognostiziert für das neue Jahr eine Erholung der Alibaba-Aktie (NYSE:BABA). Er hält das Papier, das den amerikanischen Handel am Montag zu 222 USD beendete, für günstig bewertet.
Raymond James-Analyst Aaron Kessler bewertet das Unternehmen mit dem 16-fachen des für 2021 erwarteten Gewinns, was für ein Tech-Unternehmen, dessen Umsatz um 30% gestiegen ist, recht niedrig ist. Auch Tracy Chen, Portfoliomanagerin bei dem Vermögensverwalter Brandywine Global, ist der Auffassung, dass die chinesische Regierung früher oder später Jack Ma vom Haken lassen wird, da das asiatische Land mit den USA um die globale Führungsrolle im Tech-Bereich konkurriert.
Zwar haben wir keine Zweifel an den längerfristigen Aussichten für Alibaba, doch sind wir auf Basis der Charttechnik zuversichtlich, dass es zunächst weiter nach unten gehen wird.
BABA hat gerade ein abwärtsgerichtetes Schulter-Kopf-Schulter-Muster vollendet. Die Bären waren so stark, dass es nicht gelang, die rechte Schulter auf dem gleichen Niveau wie die linke Schulter zu entwickeln, bevor das Angebot die Nachfrage überstieg.
Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie sich technische Spannungspunkte puzzleartig zusammenfügen. Die 200-Tage-Linie deckte sich exakt mit dem Punkt, an dem die Nackenlinie nach unten geknackt wurde. Zur gleichen Zeit ist der 50 DMA unter die Glättung der letzten 100 Tage gefallen.
Eine zusätzliche Bestätigung lieferte die Tatsache, dass der schnellere MA des MACD kurz nach dem Höchststand am 28. Oktober noch vor dem langsameren fiel. Sowohl der ROC- als auch der RSI-Momentum-Indikator lieferten negative Divergenzen, als die Kurse im September nach oben gingen.
Der gestrige Kursanstieg in den USA ist lediglich ein Teil der Dynamik, die einem SKS-Muster folgt. Leerverkäufer nehmen Gewinne mit, d.h. sie kaufen Aktien zurück, um sie an den Broker zurückzugeben. Das drückt den Preis nach oben.
Schnäppchenjäger erachten dies als Kaufdelle und lassen sich anlocken, was zu einem Short-Squeeze führt. Das Momentum kann sich noch verstärken, bis der Preis wieder das bärische Muster erreicht, wo ein Überangebot wartet, das den Kurs wieder nach unten drückt.
Das Kursziel aus der Umkehrformation ergibt sich aus der Höhe zwischen dem Hoch vom 28. August bei 319,28 Dollar und dem Tief vom 9. September bei 266,70 Dollar. Das kalkulatorische Abschlagspotenzial beläuft sich damit auf 52,58 Dollar.
Handelsstrategien
Konservative Händler ollten auf eine komplette Gegenbewegung und einen Beleg von Angebot durch das Muster warten.
Moderate Händler sollten ebenfalls darauf warten, dass sich der Kurs der Nackenlinie nähert, um dann einen besseren Einstieg zu erwischen.
Aggressive Händler können nach Belieben shorten, je nachdem, was sie sich leisten konnten und wie temperamentvoll sie sind.
Hier ein Beispiel:
Beispielposition
- Einstieg: 230 USD
- Stop-Loss: 240,00 USD
- Risiko: 10 USD
- Kursziel: 200 USD
- Gewinn: 30 USD
- Risiko-Chance-Verhältnis: 1:3