Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0912 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0799 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,37. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117.17. EUR-CHF oszilliert bei 1,0605.
Trotz der Bemühungen transatlantischer Kreise, ein Feindbild Chinas zu kreieren (zuletzt Norbert Röttgen), gewinnt China laut Umfrage der Körber Stiftung deutlich an Beliebtheit bei den Bundesbürgern. Parallelen sind zu dem Feindbildaufbau bezüglich Russlands gegeben, was auch bisher nicht erfolgreich war.
Die Aggressionen der USA auf internationaler Bühne gegen China, aber auch gegen Europa und andere Teile der Welt ohne belastbare internationale Rechtsgrundlagen, aber auch die Coronavirus-Krise sind Katalysatoren dieser Entwicklung. Chinas Reaktionsmuster sind in diesem Konflikt durchgehend unterproportional. Das gilt auch für alle anderen Länder, die von den Aggressionen der USA betroffen sind. Dieses unilaterale Verhalten der USA, das Respekt vor anderen Ländern und Kulturen vermissen lässt, erodiert das Vertrauen in die USA.
Laut der Umfrage der Körber-Stiftung sehen 36% der Bundesbürger enge Beziehungen zu China mittlerweile als wichtiger an, 37% ziehen enge Beziehungen zu den USA vor. Noch im September 2019 fiel die Antwort deutlich zu Gunsten der USA aus. Seinerzeit votierten 50% pro USA und nur 24% pro China.
Nora Müller von der Körber-Stiftung sagte: „Die Skepsis der Deutschen den USA gegenüber wächst, ein besorgniserregender Trend, der politischen Entscheidungs-trägern auf beiden Seiten des Atlantiks zu denken geben sollte."
73% der Befragten sagten in der repräsentativen Umfrage, die im April vom Meinungsforschungsinstitut Kantar erstellt wurde, ihre Meinung von den USA hätte sich durch die aktuelle Krise verschlechtert. Am Ende isolieren sich die USA mit dieser Politik. Auch die Politik der USA gegenüber der WHO ist ein Teil davon!
Europa funktioniert!
Mit großer Freude und auch Demut habe ich gestern die Verabredungen, aber auch die Themenabsprache von Kanzlerin Merkel und Präsident Macron aufgenommen. Sowohl die Verständigung auf den Vorschlag für einen Wiederaufbaufonds im Volumen von 500 Mrd. Euro, der das Gesamtpaket der EU auf 3 Billionen Euro heben würde, aber mehr noch die Verständigung auf Themen, die zukünftig zu beordnen sind, liefern Europa potenziell neue Kraft.
Ich möchte bewusst zunächst auf die Themenauswahl eingehen:
Frau Merkel forderte, dass sich die EU gegen Kräfte behaupten müsse, die die EU zerstören wollten. In diesem Zusammenhang ist der Verweis auf die Attacken gegen die Eurozone aus London und New York, mit dem Ziel die Eurozone zu zerlegen, in der ersten Hälfte dieser Dekade, aber auch die Verleihung des Feindstatus für die EU seitens Präsident Trump angebracht. Frau Merkel sagte: „Wir beide sind überzeugt: Die Antwort heißt, Europa muss gemeinsam handeln. Der Nationalstaat allein hat keine Zukunft.“
In der Tat, da die Welt in Blöcke zerfällt und damit „Politics of Scale“ greifen, ist die Rückkehr zur Nationalstaatlichkeit (siehe UK) ein Weg, Bedeutungslosigkeit des eigenen Landes auf internationaler Bühne zu forcieren. Damit einher geht das Risiko, dass man Erpressungen seitens der großen Blöcke ausgesetzt sein kann (siehe USMCA, Unterordnung Kanadas und Mexikos unter US-Interessen). Das wünsche ich uns nicht!
Merkel und Macron wollen die technologische Souveränität der EU vorantreiben. Beide forderten eine Reform des EU-Wettbewerbsrechts, um die Bildung sogenannter europäischer Champions zu ermöglichen, also von Firmen, die im weltweiten Wettbewerb mit Unternehmen etwa aus China oder den USA mithalten können. Macron sagte: „Europa und Frankreich sollen sich nicht abschotten. Die Europäer dürften nicht naiv sein.“ Völlig richtig, meine Frage lautet nur, warum erst jetzt, warum nicht schon 2015 nach „Snowden“. Aber besser jetzt als nie (IT-Airbus)!
Kanzlerin Merkel deutete an, dass es langfristig auch eine Debatte über eine Änderung der EU-Verträge geben müsse, um eine weitere Integration in der EU zu ermöglichen. Auch dieses Thema kennen Sie aus diesem Report. Kontinentaleuropa braucht eine angemessene Form (politische Einheit), um Handlungsfähigkeit gegen Aggressionen (z.B. Handelskrieg) Dritter zeitnah und effektiv zu gewährleisten.
Kommen wir zurück zu dem Vorschlag des Wiederaufbaufonds, der auf positive Resonanz gestoßen ist. Die 500 Mrd. Euro sollen den betroffenen Staaten in den kommenden drei Jahren zusätzlich zu dem normalen EU-Haushalt gezahlt werden. Die Mittel sollen als Zuschuss und nicht als Kredit fließen. Die Kanzlerin betonte die nötige Solidarität in Europa. Die EU müsse in einer außergewöhnlichen Krise auch außergewöhnlich handeln. Der EU-Kommission soll erstmals nach Artikel 122 erlaubt werden, Anleihen aufzunehmen. Merkel sagte, dass entscheidende Voraussetzung die Zustimmung des Bundestages und der anderen nationalen Parlamente sei.
Fazit: Kontinentaleuropa funktioniert, Kontinentaleuropa scheint wiederbelebt.
Corona-Krise: Eine Annäherung mit den Daten der Johns-Hopkins-Universität:
Coronavirus global: Die Zahl der nachgewiesenen Infektionsfälle legte auf 4.805.005 zu (Vortag 4.716.513). Die Zahl der Genesungen stieg auf 1.787.527 (Vortag 1.734.578), während die Zahl der Todesfälle auf 318.534 (Vortag 315.225) zunahm. Damit liegt die Zahl der akuten nachgewiesenen Fälle bei 2.698.944 (Vortag 2.666.710).
Quelle: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6
Wir reden bei der Nutzung der Johns-Hopkins Daten bewusst von einer Annäherung an die Realitäten der Corona-Krise, da die Datenqualität anfechtbar ist. Ebenso ist die Methode diskussionswürdig, sich bezüglich der Krisensituation nicht auch auf andere Aspekte (u.a. Übersterblichkeit) zu fokussieren.
Aus meiner Sichtweise sind sowohl Medien, Politik und die Finanzmärkte auf die obigen Daten im Grundtenor fixiert. Sie liefern damit den Schlüssel zum Verständnis der Marktreaktionen. Aus diesem Grund halte ich an der Darstellung fest.
Derzeit gibt es zwei Wahrheiten. Es gibt Entspannung in Asien und Kontinentaleuropa und es gibt weiter Verspannung in den USA, dem UK und Russland.
In China liegt die Anzahl der akut Infizierten bei 115. In Südkorea sind es noch 877. Japan kommt auf 3.992. Der Hotspot bleibt Singapur (Problem Wanderarbeiter) mit jetzt aber auch nur noch 18.486 Fällen.
Kontinentaleuropas Fallzahlen kommen weiter runter. In Deutschland liegen wir bei 13.507. Spanien kommt auf 53.521. Italien steht bei 66.553, während Frankreich mit 89.966 Fällen etwas hinterherhinkt.
Die USA mit 1.135.067 akuten Fällen als auch das UK mit 211.743 und Russland mit 217.747 akut Infizierten stellen weiterhin die Epizentren des Infektionsproblems dar.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
USA: Schwach, aber besser als erwartet
Der NAHB Housing Market Index legte per Mai von zuvor 30 auf 37 Punkte zu. Die Prognose war bei 35 Zählern angesiedelt.
UK: Arbeitsmarkt setzt positiven Akzent
Die Arbeitslosenrate stellte sich per März auf 3,9% nach zuvor 4,0% (Prognose 4,4%).
China: Ermutigender Datenpotpourri
Die Wohnimmobilienpreise stiegen per April im Jahresvergleich um 5,1% nach zuvor 5,3%. Die Geldmenge M-2 nahm im Jahresvergleich per Berichtsmonat April um 11,1% (Prognose 10,2%) nach zuvor 10,1% zu. Das Volumen der Kredite stieg per April im Jahresvergleich um 13,1% (Prognose 12,9%) nach zuvor 12,7%. Ausländische Direktinvestitionen sanken per April um 6,10% im Jahresvergleich nach zuvor -10,80%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungspaar EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0720 - 1.0980 eröffnet neue Opportunitäten.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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