Wer meine Beiträge schon etwas länger verfolgt, wird sicherlich über den einen oder anderen Artikel zur Credit Suisse (SIX:CSGN) gelesen haben. Vor allem in diesem Beitrag vom 4. Oktober 2022 nahm ich die schweizer Großbank genauer unter die Lupe und wies damals schon auf die Probleme der Bank hin. Auch einen Ausblick zur allgemeinen Bankenlandschaft gab ich dort. Nun wird die Credit Suisse vom Konkurrenten UBS (SIX:UBSG) geschluckt, da die Credit Suisse in der aktuellen Form sicher dem Untergang geweiht wäre. Wer sich auf anderen Finanzportalen herumtreibt wird derzeit lesen, wie sehr dieses Ereignis die Finanzwelt erschüttert und sich eine Bankenkrise anbahnt. Das sehe ich allerdings nicht, denn gerade der Untergang der Credit Suisse ist war nicht nur abzusehen, sondern auch ein nötiges Übel.
Angefangen beim Aktienkurs, hat diese Bank seit der Eurokrise kein Licht mehr gesehen. Das Erholungshoch aus dem Jahr 2009 war nur kurzlebig und kam nicht an die Hochs vor der Finanzkrise im Jahr 2007 heran. Seitdem verlor der Kurs über 97%, wobei dieser heute zusätzlich noch unter die $1-Marke sank. Natürlich dürfte die Pleite der nordamerikanischen Silicon Valley Bank, die sich erst letzte Woche zu Lehman Brothers und Konsorten gesellte, hier den Verfall der Credit Suisse beschleunigt haben, aber dieser Gnadenstoß kam nicht unerwartet. Seit Jahren schleppt sich die schweizer Bank von einer Krise in die nächste. Darunter sind Korruptionsaffären, Bestechungsskandale, Veruntreuungen, Personalkrisen, Missmanagement und gigantische Fehlinvestitionen, die durch unzureichende Bilanzprüfung durchgewunken wurden.
Jüngst hat die Bank einen Verlust von über $10 Milliarden im Rahmen des Greenshill Capital Skandal hinnehmen müssen. Allein die Rückgewinnungskosten von einem Teil der Gelder belief sich auf fast $300 Millionen. Ungefähr im gleichen Zeitfenster verlor man weitere $5 Milliarden, weil einige Mitarbeiter außerhalb ihres Kompetenzbereiches Kredite an den Hedge-Fonds Archegos vergab. Bereits im Oktober, und in dem oben verlinkten Artikel beschrieben, stiegen die Credit Default Swaps, also die Absicherungen gegen den Bankrott des Kreditinstituts, nicht ohne Grund auf neue Allzeithochs – das bedeutet, dass bereits vor Monaten Anleger den Ausfall der Bank fürchteten. Ebenfalls im Oktober wurde in einem Verfahren in Frankreich eine Entschädigungssumme in Höhe von 238€ Millionen an die französischen Behörden gezahlt, weil die Credit Suisse in mehreren Ländern bei der Steuerhinterziehung mithalf.
Zuletzt ließ der CEO der Skandalbank, Axel Lehmann, im Dezember verlauten, dass die Bank „definitiv stabil“ sei hier mehr dazu. Das dies nicht so wirklich stimmte weiß heute jeder, aber auch damals war für viele informierte Marktteilnehmer klar, dass diese marode Bank einfach keine Zukunft hatte. Auf etliche Personalwechsel und die kriminellen Finanzierungsgeschäfte in diktatorischen Staaten bin ich hier nicht einmal eingegangen, da schon im Hauptgeschäft so viel verhauen wurde, dass man sich seine Daseinsberechtigung selbst genommen hat. Mit anderen Worten, der Kollaps ist hier gerechtfertigt, absehbar und förderlich gewesen. Unter der Führung der UBS hat diese Bank, und damit ihre Mitarbeiter, die Möglichkeit, sich langfristig zu erholen. Was den Bankensektor im Allgemeinen angeht, gibt es sicherlich Aspekte, auf die es zu achten gilt, wie beispielsweise größere Kreditausfälle. Insgesamt profitieren die Banken aber aktuell von hohen Zinsen, steigenden M&A-Volumen und Verschlankungen des operativen Geschäfts. Viele Banken schreiben zunehmen schwarze Zahlen und zeigen sich krisenresistent. Dass die faulen Äpfel in solchen Zeiten nicht übernehmen nennt man im Volksmund auch „natürliche Auslese“.
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