Die Rekordjagd an den Börsen geht in dieser Woche weiter, der DAX markierte erstmals einen Stand von über 9.300 Punkten. Verantwortlich dafür waren eine Reihe von positiven Meldungen, darunter vor allem die Einigung im jahrelangen Atomstreit mit dem Iran, denn das sorgt für weitere Entspannung am Ölmarkt.
Niedrige Rohstoffpreise helfen der Konjunktur
Unter dem Strich rechnen viele Anleger inzwischen offenbar fest damit, dass Engpässe am Rohstoffmarkt den Aufschwung in absehbarer Zeit nicht bremsen werden. Und noch mehr: Ein weiterer Rückgang beim Ölpreis könnte die Inflation drücken und damit den Notenbanken mehr Spielraum für ihre Niedrigstzins-Politik geben. Aber die Auswirkungen sind nicht nur monetär, denn wenn sowohl Konsumenten als auch Unternehmen weniger Geld für Öl, Benzin und andere Rohstoffe ausgeben müssen, bleibt mehr Geld in der Kasse für Konsum und Investitionen. Schlecht ist das nur für die Rohstoffproduzenten (z.B. BHP Billiton, Anglo American), deren Aktien schon seit Jahren dahindümpeln und die den Börsenaufschwung der letzten Monate in der Regel nicht mitgemacht haben.
ifo-Geschäftsklima zeigt deutlich nach oben
Doch das ist nicht allein für die positive Börsenstimmung verantwortlich, auch gute Konjunkturdaten gaben Auftrieb. So profitierte gerade der deutsche Aktienmarkt von einem überraschend starken Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex, der nach zwei schwächeren Monaten im November den höchsten Stand seit April 2012 markierte. Noch besser sieht es beim Teilindex der Geschäftserwartungen aus, dieser wies zuletzt im Mai 2011 einen höheren Wert auf. Es spricht für eine Beschleunigung der Konjunkturerholung, wenn die Erwartungen stärker zulegen als die Einschätzung der aktuellen Lage. Das Abklingen der europäischen Schuldenkrise lässt offenbar viele Unternehmen wieder auf bessere Exportgeschäfte hoffen. Wahrscheinlich wird das deutsche BIP schon im vierten Quartal wieder um mehr als 1,0 Prozent zulegen, nachdem es im dritten Quartal mit +0,3 Prozent eine schwächere Dynamik gab.
Bald Genaueres Bild von der US-Konjunktur
In dieser Woche steht wieder eine Fülle von US-Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Nachdem nun die Verzerrungen durch den Shutdown der Behörden in den Statistiken einigermaßen verdaut sind, könnten die Zahlen wieder ein klareres Bild von der US-Wirtschaft liefern. Positiv überraschten bereits die Baugenehmigungen, die im Oktober auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren stiegen. Die Sorgen darüber, dass steigende Hypothekenzinsen die Immobilienkonjunktur abwürgen, sind zwar bei vielen groß, aber sie sind unseres Erachtens noch verfrüht. Ebenfalls für Marktbewegung sorgen könnten die Auftragseingänge bei den langlebigen Gütern („durables“) am Mittwoch: Nach einem starken Vormonat hat es voraussichtlich im Oktober einen Rückprall gegeben.
Kaufrausch an Thanksgiving?
Es ist aber gut möglich, dass sich viele Akteure an der Wall Street vor dem Feiertag am Donnerstag nicht mehr weit aus dem Fenster lehnen und es an der Börse eher ruhig bleibt. Zudem wird von vielen Amerikanern das verlängerte Thanksgiving-Wochenende zum Shoppen genutzt und stellt damit traditionell einen guten Indikator für das kommende Weihnachtsgeschäft dar. Die Umsatzzahlen aus den Shopping-Malls am Freitag und Samstag könnten daher die wichtigsten Daten in dieser Woche sein.
Fazit
Das Börsenumfeld hat sich weiter verbessert, vor allem weil die Notenbanken an ihrer sehr expansiven Geldpolitik festhalten können. Inflationsgefahren bestehen keine und die Weltkonjunktur befindet sich auf Erholungskurs. Natürlich müssen die Unternehmen irgendwann steigende Gewinne melden, um den Kursanstieg zu unterfüttern, im Moment spielt das an der Börse aber noch keine Rolle. Der DAX kann zwar weiter zulegen, aber das Aufwärtspotenzial ist kurzfristig begrenzt und Gewinnmitnahmen sind jederzeit möglich.
Erfolgreiche Investments wünscht
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor