Wie viele Faktoren beeinflussen die Entwicklung des Aktienmarktes im Laufe der Zeit? Die Liste ist lang und unübersichtlich, und niemand ist sich über den genauen Umfang in Echtzeit im Klaren, außer Mr. Market selbst natürlich, der sich zu solchen Dingen allerdings nie äußert.
Aber durch das sogenannte Reverse Engineering können wir grob abschätzen, was relevant ist und was nicht. Zu den Faktoren, die derzeit besonders wichtig sind, gehört die Entwicklung des US-Dollar.
Wie jeder einzelne Faktor ist auch der Einfluss des Devisenrisikos auf den US-Aktienmarkt dynamisch. Es ist aber auch nur ein Teil eines sich ständig veränderlichen Puzzles. Viele Anleger übersehen es jedoch, aber das lässt sich leicht korrigieren.
Hintergrund ist, dass es eine fundamentale Verbindung zwischen der US-Wirtschaft und dem Wert des Dollars in Fremdwährungen gibt. Es überrascht nicht, dass sich diese Beziehung auch auf den Aktienmarkt auswirkt. Wie Hilton Capital Management kürzlich erklärte:
"Unternehmen mit Sitz in den USA, die ihre Umsätze (oder Investitionen) im Ausland in Fremdwährungen erzielen, werden irgendwann ihre Einnahmen in Dollar umtauschen müssen. Die Umrechnung einer schwächeren Währung in den Dollar führt zu weniger Dollar. Das kann sich auf die Umsatz- und Gewinnerwartungen auswirken. Etwa 30 % der S&P 500 Index-Umsätze werden im Ausland erwirtschaftet, was die Indexperformance erheblich beeinflussen kann."
Aus empirischer Sicht lässt sich die Verbindung leicht erkennen. Das nachstehende Schaubild vergleicht die rollierende 1-Jahres-Veränderung des S&P 500 Index mit dem Greenback (definiert als Nominal Broad US Dollar Index der Federal Reserve).
Zur besseren Veranschaulichung der Beziehung ist die US-Dollar-Entwicklung invertiert, und beide Zeitreihen sind skaliert.
Der Tanz zwischen dem Dollar und dem Aktienmarkt ist nicht immer perfekt. In der Tat ist die Beziehung manchmal fast nicht existent. Aber gerade an den Extremen lassen sich nützliche Informationen ablesen.
Das folgende Schaubild zeigt aus einer anderen Perspektive, wie sich die 1-Jahres-Veränderung des S&P 500 im Vergleich zur 1-Jahres-Veränderung des US-Dollars darstellt. Beachten Sie, dass die Veränderung des Dollars in diesem Schaubild nicht invertiert ist und die Zahlen nicht skaliert sind.
Die aktuellen Daten werden durch den blauen Punkt dargestellt: Der S&P ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 19 % gefallen (Stand: 6. Januar), während der US-Dollar um etwa 5 % gestiegen ist.
Die drei grünen Punkte zeigen die Datensätze für die drei vorangegangenen Zeitpunkte, an denen die 1-Jahres-Rendite des S&P ihren Tiefpunkt erreicht hatte. Die rote Linie ist die Regression der Beziehung.
Daraus folgt: Je stärker der 1-Jahres-Rückgang des S&P 500 ausfällt, wenn die 1-Jahres-Rendite des US-Dollars relativ hoch ist, desto mehr deutet dies darauf hin, dass die Schwäche der Aktien relativ extrem ist und eine Erholung bevorsteht.
Ja, es gibt noch andere Faktoren zu berücksichtigen. Die Beziehung zwischen Aktien und Dollar ist nur eine Variable für die Einschätzung der Ex-ante-Performance.
Der Kontext ist wichtig, aber so viel ist klar: Wenn man das Devisenrisiko ignoriert, lässt man wertvolle Informationen für die Steuerung der Erwartungen in Bezug auf die Aktienaussichten weg.