Die asiatische Sitzung war am Freitag extrem ruhig, da die Händler ihre Positionen vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl am Sonntag angepasst haben. Die Einheitswährung ist gegenüber den meisten ihrer Pendants leicht gefallen, ausgenommen (offensichtlich) des Schweizer Franken. Der EUR/CHF trat um 1,07 auf der Stelle.
Auf den ersten Blick gibt es keine Belege, die vermuten lassen, dass der Markt sich Sorgen macht: das gelbe Metall hat 0,15% verloren, der japanische Yen hat gegenüber dem EUR 0,05% eingebüßt, und die Aktien handeln auf der Stelle. Am Optionsmarkt sieht es jedoch ganz anders aus. Die für eine Woche implizierte Volatilität (ATM) auf den EUR/USD hat über Nacht 18% erreicht, im Vergleich zu 6,37% vor einer Woche. Das einwöchige 25-Delta-Risk-Reversal (die Differenz zwischen der Volatilität eines Calls und eines Puts) ist auf -3,90% eingebrochen, was zeigt, dass die Anleger es eilig hatten, Versicherungen gegen ein weiteres Abwärtspotential beim EUR/USD zu kaufen. Dasselbe Phänomen sahen wir beim USD/JPY, da sich die Händler selbst auf eine massive Flucht in als sicherer Hafen geltende Anlagen vorbereiteten, falls unternehmensfreundliche Kandidaten ausscheiden sollten. In der Tat wird der EUR eine wilde Achterbahnfahrt erleben, falls es weder Emmanuel Macron noch François Fillon in die zweite Runde schaffen sollten und man davon ausgeht, dass Benoît Hammond bereits aus dem Rennen ist. Das schlimmste Szenario für den Euro wären Le Pen und Mélenchon in der zweiten Runde.
Beim EUR/USD liegt die Schlüsselunterstützung um 1,06-1,0630 (altes Tief und Untergrenze des Aufwärtstrendkanals). Tiefer findet sich eine Unterstützung um 1,0341 (Tief vom 3. Januar). Die Anleger werden heftig auf ein Ausscheiden der unternehmensfreundlichen Kandidaten reagieren und wir sind nicht überrascht, wenn der EUR/USD im freien Fall in Richtung der Schwelle bei 1,03 fallen sollte. Auf der anderen Seite sehen wir eine Erholungsrallye, sollten es Macron oder Fillon in die zweite Runde schaffen (eine zweite Runde mit Fillon/Macron wäre für den Euro und die französischen Anleihen ein Segen. Seien Sie auf jeden Fall auf eine Kurslücke bei der Eröffnung am Montagmorgen eingestellt!