Wir haben gerade einen Moment erlebt, der an den Januar 2019 erinnert: Der "Dovish-Pivot" von Powell ist eingetreten.
Im Gegensatz zur verbreiteten Meinung signalisiert die Zinswende nicht zwangsläufig, dass die Fed die Zinsen bereits senkt. Vielmehr werden die Voraussetzungen für eine Zinssenkung gelockert, und die geldpolitische Ausrichtung lautet nicht mehr: "Wir kämpfen gegen die Inflation", sondern vielmehr: "Die Inflation lässt nach, daher senken wir die Zinssätze, um sie nicht auf ultrahohem Niveau zu halten".
Bereits im Jahr 2017 setzte EZB-Präsident Draghi beim EZB-Treffen in Sintra auf diesen Ansatz. Als sich die Wirtschaft der Eurozone erholte, aber die EZB-Zinsen nach wie vor negativ waren, argumentierte er für den Beginn der Normalisierung.
Die Idee dahinter ist klar: Würden die Zinssätze negativ bleiben, während sich die Wirtschaft erholt, würde dies einer weiteren Lockerung gleichkommen.
Der "Dovish Pivot" von Powell basiert auf dem gleichen Argument, jedoch aus einer anderen Perspektive: Die PCE-Kerninflation liegt bei 2,5 %, während die Fed Funds immer noch bei 5,25 % verharren - die Kluft wird größer, und die Geldpolitik ist extrem straff.
Eine Zinssenkung vom gegenwärtigen Niveau aus hält lediglich das Niveau der geldpolitischen Restriktion aufrecht.
Mit anderen Worten: Die Fed strebt nicht an, die realen Fed Funds bei über 3 % zu sehen (zu restriktiv), sondern bei 1 bis 1,5 % (leicht restriktiv). Dieser "Dovish Pivot" deutet auf eine taktische Anpassung hin, die darauf abzielt, die Wirtschaftsbedingungen zu stabilisieren, ohne unnötige Restriktionen zu schaffen.
Powell stellte seinen „Dovish Pivot“ mit 3 schlagkräftigen Argumenten vor.
- „Es wäre zu spät, bis zu einem Verbraucherpreisindex von 2 % zu warten, um die Straffung abzubauen; das muss man weit vor 2 % tun.“
Dieser Satz zeigt eine vorausschauende, nicht eine reaktive Fed.
Der geldpolitische Kurs hat sich geändert.
- „Wann mit der Lockerung der Geldpolitik begonnen werden soll, war heute eindeutig ein Diskussionsthema des FOMC“.
Das heißt: Das Basisszenario der Fed enthält eine Senkung bereits im März.
Die wichtigste Botschaft lautet, dass die Diskussionen über den Zeitpunkt der Zinssenkungen bereits begonnen haben. So ist der Offenmarktausschuss schnell von der Frage, wie lange die Pause dauern soll, zu der Frage übergegangen ist, wann die Zinssenkungen beginnen sollen.
Mit diesem Satz stieg die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im März und ließ den Anleihemarkt explodieren.
- „Die Deflation ist breit aufgestellt: Wir haben in allen drei Kategorien, die wir beobachten, bedeutende Fortschritte gemacht.“
Powell hatte alle denkbaren Möglichkeiten, gegen diese enorme Marktrallye vorzugehen.
Er lehnte alle ab, auch als er nach den Feinheiten der Inflation gefragt wurde.
Die Kerndienstleistungen ohne Wohnkosten liegen bei 3,6 % und auch der Shelter-Index ist langsamer gesunken als erwartet.
Doch darauf gab es keine Reaktion - stattdessen erklärte Powell, dass „in Bezug auf die Inflation in allen Kategorien Fortschritte erzielt wurden“.
Damit wurde der „Dovish Pivot“ eindeutig bestätigt - das Sahnehäubchen für die Märkte.
Aus Sicht der langfristigen Vermögensallokation war es im Oktober die richtige Entscheidung, in Bonds investiert zu bleiben.
Diejenigen, die sagten: „Diesmal ist es anders“, die von einer viel höheren Laufzeitprämie sprachen und mit sehr lauter Stimme sagten: „Die Wirtschaft kann 5 % Zinsen verkraften“, lagen falsch.
Die Rallye an den Bondmärkten war gigantisch: Was bedeutet das für die Renditen langlaufender Staatsanleihen?
Sollen Langläufer weiterhin übergewichtet werden oder haben wir das Potenzial bereits weitgehend ausgeschöpft?
Wie positionieren wir langfristige Portfolios für das Jahr 2024?
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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf The Macro Compass veröffentlicht. Werden Sie Teil der lebendigen Community von Makro-Investoren, Asset Allocators und Hedge-Fonds - finden Sie heraus, welche Abo-Stufe am besten zu Ihnen passt, indem Sie auf diesen Link klicken.