Der Goldpreis hat Rückenwind

Veröffentlicht am 01.08.2019, 09:41
XAU/USD
-
XAG/USD
-
GC
-
SI
-

Vorgestern hatte ich geschrieben, dass Edelmetalle wie Gold und Silber von der aktuellen wirtschaftlichen und geldpolitischen Entwicklung profitieren können. Denn insbesondere der Goldpreis steigt gewöhnlich bei sinkenden Zinsen. Und aktuelle Wirtschaftsdaten untermauern noch einmal, dass insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung im September die Zinsen weiter drücken könnte.

Harte Fakten belegen Wirtschaftsschwäche der Eurozone

Wie zu erwarten war, hat sich das Wachstumstempo in der Eurozone im 2. Quartal 2019 wieder abgeschwächt. Laut den gestern veröffentlichten vorläufigen Zahlen von Eurostat stieg das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) sowohl im Euroraum als auch in der EU nur noch um 0,2 % im Vergleich zum Vorquartal, nach immerhin +0,4 % im 1. Quartal 2019.

Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone

Zudem schwächte sich, ebenfalls wie bereits erwartet, die jährliche Inflation im Juli auf 1,1 % ab. Sie erreichte damit das niedrigste Niveau seit Februar 2018. Im Juni hatte diese noch um 1,3 % zugelegt.

Entwicklung der Inflation in der Eurozone

Die Wachstumsdaten kamen nicht überraschend. Denn „weiche“ Frühindikatoren hatten diese Entwicklung längst aufgezeigt. Doch nun liegen den Märkten eben auch „harte“ Fakten vor, welche die Wachstumsschwäche belegen. Und damit bestätigt sich, dass den Aktienindizes aus fundamentaler Sicht immer stärkerer Gegenwind entgegenbläst, während sie wohl fast ausschließlich aufgrund der Aussicht auf eine expansivere Geldpolitik dennoch zulegen konnten.

Aktienmärkte haben Gegenwind, Edelmetalle Rückenwind

Und während den Aktienmärkten inzwischen auch die Saisonalität zunehmend zu schaffen machen dürfte, haben Edelmetalle derzeit klaren Rückenwind – sowohl aus saisonaler als auch aus fundamentaler Sicht. Denn wie vorgestern und oben bereits geschrieben, können Edelmetalle gewöhnlich bei sinkenden Zinsen zulegen.

Opportunitätskosten der Goldhaltung sinken

Der Grund dafür ist, dass insbesondere Gold als sicherer Hafen gilt. Das gelbe Edelmetall verdient aber selbst kein Geld, erwirtschaftet also keine Gewinne oder zahlt Dividenden bzw. Zinsen – im Gegensatz zu Anleihen und Aktien. Je höher die Gewinne und Dividenden der Unternehmen und die Renditen der Anleihen, desto unattraktiver wird Gold. Denn durch Goldhaltung entgehen einem Anleger alternative Renditen – das nennt man Opportunitätskosten. Wenn nun aber die Zinsen sinken, dann sinken auch die Opportunitätskosten – und Gold wird folglich attraktiver.

Gold überspringt wichtigen Widerstand

Und da die Notenbanken inzwischen einen Richtungsschwenk vollzogen haben und wieder eine expansivere Geldpolitik in Erwägung ziehen, konnte der Goldpreis davon unlängst auch schon deutlich profitieren. So ist der Kurs dynamisch über seinen wichtigen horizontalen Widerstand bei ca. 1.350 USD ausgebrochen (siehe grüne Ellipse im Chart).

Gold - Chartanalyse

Aber auch das war, ähnlich wie die oben genannten Konjunkturdaten, bereits zu erwarten. Denn wie ich zu der vorangegangenen Gold-Analyse hier in der Börse-Intern am 13. Juni schrieb, baute der Goldpreis weiter Druck nach oben auf. Während auf dem immer gleichen Niveau eine hohe Verkaufsbereitschaft herrschte (obere rote Widerstandslinie), zeigten die Anleger Bereitschaft, auf immer höheren Niveaus den Preis wieder nach oben zu treiben (dicke grüne Linien). Es bildete sich dadurch eine Art aufsteigendes Dreieck, aus dem der Kurs idealtypisch nach oben ausbrechen konnte (grüne Ellipse).

Saisonalität gibt dem Goldpreis Rückenwind

Und diese Entwicklung passt auch zur Saisonalität bei Gold. So markiert der Preis nach einer Seitwärtstendenz regelmäßig zur Jahresmitte ein Zwischentief, bevor er dann aufwärts tendieren kann.

Gold - saisonaler Kursverlauf

(Hinweis: Dieser Chart ist dem unlängst modernisierten Börsen-Tool „Saisonale Charts“ auf der Webseite von Stockstreet entnommen.)

Und mit dem Herbst steht Goldanlegern die besonders starke und dynamische Aufwärtsphase erst noch bevor. Es scheint also auch jetzt noch lohnenswert, den bullishen Ausbruchssignalen zu folgen und Long-Positionen einzugehen bzw. diese zu halten. Erst wenn der Goldpreis unter das Ausbruchsniveau (ca. 1.350 USD) zurückfällt, sollte man die Situation neu bewerten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage

Sven Weisenhaus

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.