EUR/USD eröffnet bei 1,1348 (05:56 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1297 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143,14. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,44. EUR-CHF oszilliert bei 0,9271.
Märkte: Erholung dank flexibler US-Politik
An den Finanzmärkten setzte sich die Erholung in den letzten 24 Stunden fort. Aktienmärkte konnten überwiegend an Boden gewinnen. In den USA bildete sich die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe zurück. Der USD zeigte Stabilität. Gleiches gilt für Gold. Bitcoin konnte weiter zulegen.
Die Stabilisierung hat mit einem pragmatischeren Kurs der Trump-Administration im Zollkonflikt zu tun. Nachdem das Thema von IT-Importen entspannt wurde, deutet sich jetzt auch eine Entspannung im Auto-Sektor an. Laut Welt hat Trump Autoherstellern Zoll-Ausnahmen wegen Umstellungen der Lieferketten in die USA in Aussicht gestellt.
Kommentar: Bei aller Freude über die temporäre Entspannung bleibt festzuhalten, dass damit Zollregime bei diesen Gütern nur später kommen. Es geht Trump darum, Kollateralschäden für die USA zu minimieren. Der Ansatz ist strukturell, interessenorientiert, flexibel und pragmatisch.
Für Risikoaktiva war zudem unterstützend, dass Fed-Direktoriumsmitglied Wallers Äußerungen als milde eingestuft wurden. Die Fed könnte sich veranlasst sehen, die Zinsen zu senken, um eine Rezession abzuwenden trotz hoher Inflation. Alternativ könnten die Zölle aber auch kaum bleibende Spuren hinterlassen, wenn sie sich als Verhandlungsinstrument erwiesen.
Aktienmärkte: Late Dax +1,30%, EuroStoxx 50 +0,49%, S&P 500 +0,79%, Dow Jones +0,78%, NASDAQ 100 +0,57%. Aktienmärkte in Fernost Stand 06:06 Uhr: Nikkei (Japan) +1,05%, CSI 300 (China) -0,06%, Hangseng (Hongkong) +0,19%, Sensex (Indien) +1,95% und Kospi (Südkorea) +1,03%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,52% (Vortag 2,53%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,35% (Vortag 4,46%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0015) gab leicht gegenüber dem USD im Tagesvergleich nach. Gold (-1,50 USD) war wenig verändert, während Silber (+0,39 USD) gegenüber dem USD Zugewinne verbuchte. Der Bitcoin notiert bei 85.270 USD (06:07 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 740 USD.
Deutschland: US-Abhängigkeit so hoch wie 2002
Die Abhängigkeit der Exporteure von dem US-Geschäft ist so groß wie seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr. Die Ausfuhren in die USA summierten sich per 2024 laut Statistischem Bundesamt auf rund 161,3 Mrd. EUR (3,6% des BIP). Das waren 10,4% aller Exporte und damit der höchste Anteil seit 2002. Insgesamt importierte Deutschland 2024 Waren im Wert von 91,5 Mrd. EUR (7,0% der Importe 2,0% des BIP). Ergo ergab sich ein Überschuss zu Gunsten Deutschlands in Höhe von 69,8 Mrd. EUR (1,5% des BIP). Summiert stellte sich das Handelsvolumen auf 252,8 Mrd. EUR oder circa 5,6% der deutschen Wirtschaftsleistung.
Aktueller Zollstatus: US-Präsident Trump hatte gegen zahlreiche Handelspartner pauschale Zölle von 20% verhängt und kurz danach für 90 Tage ausgesetzt. Die Zölle von 25% auf Stahl, Aluminium und Autos sowie die 10% Basiszölle auf sämtliche andere Produkte blieben für die EU in Kraft.
Exportgeschäft: Zölle auf unsere Exporte in die USA träfen Branchen wie die Pharmaindustrie und Medizintechnik, den Fahrzeug sowie den Maschinenbau besonders schwer, so die Statistiker. Für viele Exportgüter aus diesen Branchen seien die USA der bedeutendste Absatzmarkt. So gingen 23,8% aller Pharma-Exporte in die USA, insgesamt summierte sich der Wert auf rund 27 Mrd. EUR.
Bei Luft- und Raumfahrzeugen mit einem Anteil in Höhe von 17,1% oder 5,8 Mrd. EUR und bei optischen und fotografischen Erzeugnissen mit einem Anteil von 14,9% oder 11,8 Mrd. EUR hatten die USA als Abnehmer einen hohen Marktanteil. 13,0% aller exportierten Kraftfahrzeuge und Landfahrzeuge (34,0 Mrd. EUR) als auch 12,6% aller Maschinen-Exporte (31,8 Mrd. EUR) gingen in die USA.
Importgeschäft: US-Importe sind in vielen Bereichen von relevantem Umfang. Die USA nehmen hinter China und den Niederlanden die dritte Position für deutsche Importe ein. Aus den USA kamen 2024 19,9% oder rund 9,1 Mrd. EUR der Einfuhren von optischen und fotografischen Erzeugnissen. Darunter fallen medizinische Instrumente, Apparate und Geräte.
Bei den Pharma-Importen betrug der Anteil aus den USA 16,9% oder 12,1 Mrd. EUR. Bei Luftfahrzeugen und Raumfahrzeugen lag der Anteil der Importe bei 15,9% oder 1,9 Mrd. EUR. Zudem kamen 13,6% der importierten mineralischen Brennstoffe (14,8 Mrd. EUR) aus den USA, insbesondere Erdöl und Steinkohle.
Kommentar: Man wollte sich seitens Berlins von China und Russland unabhängig/unabhängiger machen. Nun gibt es diese massive US-Abhängigkeit. Wir sollten zum Ansatz der Außen- und Wirtschaftspolitik der Zeit von 1949 – 2012 zurückkehren, zu echter Diplomatie und zu echter Toleranz. Das war ein Erfolgsmodell (Symbolpolitik – no go!).
Deutschland: Tiefbau-Unternehmen vor Infrastruktur-Paket zunehmend ausgelastet
Die Tiefbau-Unternehmen sind besser ausgelastet. Deren Kapazitätsauslastung habe sich laut IFO-Umfrage im März von 70,1% auf 72,6% erhöht. Damit liege sie rund 3,5 Punkte unter dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre von 76,1%. Der neue Infrastrukturfonds der Bundesregierung soll in den kommenden Jahren für zusätzliche Nachfrage im Tiefbau, sorgen. Die Kapazitäten im Hochbau sind unterausgelastet. Im März lag die Auslastung bei 62,1% (Mittelwert letzten 10 Jahre 76,2%). Hauptursache ist der Auftragsmangel im Wohnungsbau.
Kommentar: Wir freuen uns über jede positive Regung in der Wirtschaft. Der Tiefbau ist staatlich geprägt, er macht rund 55% der Bautätigkeit aus. Ja, hier wird etwas bewegt werden. Aber der private Hochbau (45%) ist weiter von einem kritischen Vertrauensdefizit geprägt. Die nachfolgende Grafik des IFO-Instituts belegt, dass die Gesamtsituation in diesem Sektor nicht ansatzweise von selbsttragenden Kräften geprägt ist und fortgesetzt kritisch ist.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
China: Unerwartet starke Handelsbilanz
Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat März einen Überschuss in Höhe von 102,64 Mrd. USD aus. Die Prognose lag bei 77,0 Mrd. USD. Der Vormonatswert verzeichnete mit 170,52 Mrd. USD einen einmaligen Rekordwert, der mit den US-Zollpolitiken im Kontext steht. Im Vorwege der Verfügung der Zölle wurde seitens der USA massiv geordert. Exporte verzeichneten im Jahresvergleich einen Anstieg um 12,4% (Prognose 4,4%, Vormonat 2,3%), während Importe um 4,3% sanken (Prognose -2,0%, Vormonat -8,4%)
Eurozone: Finnlands CPI weiter auf niedrigstem Niveau seit Ende 2020
Finnland: Der Anstieg der Verbraucherpreise lag per Berichtsmonat März im Jahresvergleich unverändert bei 0,5%. Damit wurde der niedrigste Anstieg seit Ende 2020 fortgesetzt verzeichnet.
Schweiz: Erzeugerpreise (J) weiter bei -0,1%
Die Erzeugerpreise legten per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um 0,1% zu (Vormonat 0,3%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 0,1% ein (Vormonat -0,1%). Japan: Revidierte Produktionsdaten etwas geringer Die Industrieproduktion nahm laut revidierten Daten im Monatsvergleich per Berichtsmonat Februar um 2,3% (bisher 2,5%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich gemäß finaler Berechnung eine Zunahme um 4,3% (bisher 4,5%).
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0980 – 1.1010 negiert das Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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