Die Fed und die Geister, die sie rief

Veröffentlicht am 02.12.2013, 12:15

Die US-Notenbank Federal Reserve steht vor gewaltigen Problemen. Um die zu verstehen, muss man eine Rückblende ins Jahr 2008 vornehmen. Rund fünf Jahre ist es her, da stürzten die Banken mit ihren unheilvollen Spekulationen mit Ramsch-Krediten für US-Immobilien die Welt ins Chaos. Heute, fünf Jahre nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, ist die Welt immer noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Die angespannte Lage der Staatsfinanzen in Europa zum Beispiel ist nicht zuletzt eine Folge der dramatischen Ereignisse, die 2008 die Finanzmärkte erschütterten.

Da ist aber noch etwas anderes, was derzeit und in den kommenden Jahren die Märkte gewaltig bewegen wird: Die Fed und ihr Problem, aus der Quantitative-Easing-Falle herauszukommen. 85 Milliarden Dollar pumpen die US-Währungshüter Monat für Monat für Bondkäufe in den Markt und keiner weiß derzeit so genau, wann das bereits angekündigte „Tapering“, also der langsame Ausstieg aus „QE“, starten soll. Eigentlich wollte man damit schon beginnen, hat den Taperingstart aber auf unbestimmte Zeit verschoben, weil die Konjunkturdaten einfach noch nicht stabil genug sind.

Wann startet die Fed das Tapering?

Derweil rätselt der Markt, wann es nun losgehen wird. Kaum jemand glaubt, dass die nächste Sitzung der Fed-Verantwortlichen Mitte Dezember der Auftakt für das Tapering sein wird. Vielmehr rechnet man nun mit einem Termin im Laufe des ersten Halbjahrs 2014. Doch der Markt hat sich schon oft geirrt und starrt deswegen gebannt auf die Entscheidungen, die an der Spitze der US-Notenbank ab 2014 unter Janet Yellen getroffen werden, wenn der aktuelle FED-Präsident Ben Bernanke ausscheidet.

Warum die Börsen so gebannt auf den Tapering-Start achten, wird bei einem Blick auf die Zahlen der Fed-Bilanz deutlich. 2008, bevor Quantitative Easing startete, lag die Bilanz bei rund 940 Milliarden Dollar, so die Experten der Sprott Group in einem Kommentar. Bis Ende des kommenden Jahres, so Sprott, werde die Summe auf 5 Billionen Dollar (!) ansteigen. In der Zwischenzeit haben sich die Märkte an der Liquidität geradezu, pardon, besoffen. Das gilt nicht nur für Anleihen, deren Kurse von niedrigen Zinsen profitiert haben. Zwischenzeitlich wurden zum Beispiel Gold und Silber in die Höhe getrieben, 2011 erfolgte der Favoritenwechsel zum Aktienmarkt, der sich seitdem im Höhenflug befindet. Ob berechtigt oder nicht ist da fast schon egal, die Fed-Milliarden müssen ja irgendwohin fließen.

Spekulationsblüten an der Aktienbörse

Das treibt mittlerweile Blüten, die nicht nur den Experten bei Sprott Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Ein Beispiel illustriert das deutlich: Da kamen zuletzt Daten zum US-Häusermarkt, die alles andere als positiv waren. Der Aktienmarkt feiert trotzdem, weil die schlechten Daten ein Hinweis darauf sind, dass das Tapering so schnell nicht einsetzen wird. Die Reaktion ist angesichts der nachfragefördernden Liquiditätsflut einerseits problemlos nachvollziehbar, lässt den Beobachter andererseits aber aufgrund der Kurzsichtigkeit der Börse auch reichlich sprachlos zurück.


Immer mehr Marktteilnehmern dämmert aber langsam, dass die Fed die Geister nicht mehr los wird, die sie mit „QE“ gerufen hat. Und das ist Sprengstoff für die Kurse von Anleihen und Aktien. Nachdem die Notenbanker die Märkte in Liquidität gebadet haben, angeblich „alternativlos“, geht die Suche nach der Ausgangstür los. Und diese Tür ist bisher unsichtbar. Den Fed-Verantwortlichen dürfte klar sein, dass sie mit einem zu starken Tapering die Börsenkurse in den Keller schicken werden.

Die Fed sitzt in der Zwickmühle

An der Börse stellt man daher zurzeit die falsche Frage: Nicht allein der Tapering-Starttermin ist relevant, sondern vor allem, wie die Fed die gerufenen Geister überhaupt wieder los werden will, ohne die Aktien- und Anleihenkurse auf Talfahrt zu schicken. Ein weiteres Risiko kommt hinzu: Steigende Zinsen wären die logische Folge von Tapering-Maßnahmen – und die kann die US-Wirtschaft derzeit überhaupt nicht gebrauchen. So riskiert die Fed mit einem Tapering auch, dass man die Konjunktur abwürgt.

Zugleich ist jedem verständlich, dass man „QE“ nicht in alle Ewigkeit weiterführen kann, schon gar nicht im aktuellen Umfang. Die Situation ist klar: Die neue Fed-Chefin Yellen übernimmt von ihrem Vorgänger Bernanke eine Zwickmühle, aus der es wohl kein Entrinnen gibt, ohne ein erneutes Beben an den Finanzmärkten zu riskieren. Für einen Markt aber sind das gute Nachrichten: Gold und Silber könnten wieder zur Trutzburg gegen die Stürme an der Börse werden.

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