Der Artikel von Barani Krishnan für Investing.com erschien am Montag, dem 3. Dezember 2018, im Original unter dem Titel 'Commodities Week Ahead: How Reliable Are Trade And Oil Cut Promises?'.
Versprechen versprochen: der Gipfel der G20 ging am Sonnabend zu Ende und US-Präsident Donald Trump einigte sich mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping auf eine spätere Einigung, ein amerikanisch-chinesisches Abkommen, was Peking weitere Zölle durch Washington fürs Erste erspart, während Saudi-Arabien und Russland übereinstimmten, dass die Ölförderung gesenkt werden müsse—was beide Entwicklungen sind, die gut für den Rohstoffmarkt sein sollten.
Kratzt man aber an der Oberfläche, dann kommen viele Fragen auf.
Wie sicher ist es, dass die Vereinigten Staaten nicht ihre Zölle auf Importe aus China anheben werden, wenn die drei Monate verstrichen sind, sollte Peking seine Märkte nicht wie versprochen öffnen? Trump droht ohne Zweifel mit einer Anhebung des bestehenden Zollsatzes auf chinesische Waren von 10% auf 25%, “wenn die Verhandlungsbemühungen in den nächsten 90 Tagen scheitern sollten”.
Und wird China “sehr substanzielle Mengen von Agrargütern, Energie, Industriewaren und anderen Produkten aus den Vereinigten Staaten erwerben, um das Handelsungleichgewicht zu vermindern,” wie es das Weiße Haus ankündigte, nachdem die Präsidenten Trump und Xi sich am Rande des G20-Gipfels bei einem Abendessen unterhalten hatten. Das ist besonders wichtig, als China in seiner eigenen Ankündigung keine spezifischen Produkte, Agenda oder Beträge zu den sogenannten Verpflichtungen nennt, die von den USA zitiert werden. Unten gibt es einen Vergleich der Positionen der USA und Chinas im Wortlaut.
Wird Xi so handeln, wie es Trump erwartet?
Scott Kennedy, ein China-Experte beim Center for Strategic and International Studies merkte in einer Analyse vom Wochenende für die Website Politico an, dass der chinesische Präsident weitaus weniger für ein Handelsabkommen tun könnte, als das Trump erwartet. Kennedy wörtlich:
“Wenn Xis Geschichte uns etwa sagt, dann dass wir mehr desgleichen und keine substanziellen Änderungen sehen werden."
Analysten sagen, die beste Gegenleistung, die man von China erwarten kann, ist, dass das Land wieder zum internationalen Hauptmarkt für US-Sojabohnen aufsteigt—eine Position, die kurzzeitig von Pekings Vergeltungszöllen auf amerikanische Landwirtschaftsprodukte in diesem Jahr in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Sojabohnen könnten dennoch eine Rallye erleben
Die Erwartungen auf größere Käufe der Chinesen könnten sicherlich den Sojapreisen etwas auf die Sprünge helfen. Sojafutures an der Chicago Mercantile Exchange haben sich in jüngster Zeit auf Spekulationen erholte, dass ein erfolgreicher Ausgang der Gespräche zwischen Trump und Xi die Schleusen für Importe des Agrarrohstoffs aus Amerika öffnen werden.
CME-Sojabohnen verbuchten im November ihren höchsten Gewinn in vier Monaten—knapp unter 5%—auch wenn sie über das Jahr weiter 7% tiefer liegen.
Technische Analysten auf Investing.com bewerten den Benchmark, den Januarkontrakt auf Sojabohnen an der CME, der am Freitag den Handel zu einem Referenzpreis von 8,94 USD den Scheffel beendete, schon jetzt als “Stark Kaufen”, ohne die Möglichkeit weiterer Nachfrage aus China zu berücksichtigen. Ausgehend von Woodies Chartmuster, liegt der höchste potentielle Widerstand für den Kontrakt bei 9,06 USD der Scheffel—was einen Gewinn von 12 US-Cent pro Scheffel oder 1,3% des bestehenden Preises bedeutet..
Mohammed bin Salman und Putin leisten ihren Beitrag beim Öl
Und was ist mit dem Rohöl? Ein weniger profiliertes Treffen—aber genauso wichtig für den Ölpreis wie die Diskussionen von Trump und Xi—fand ebenfalls auf dem G20-Gipfel zwischen dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman und Russlands Präsident Wladimir Putin statt.
Der amtlichen Saudi Press Agency nach, haben die beiden Staatsführer die Herstellung eines neuen Gleichgewichts am Weltölmarkt diskutiert. Putin sagte später Reportern, dass Russland “eine Einigung zur Verlängerung unserer Abkommen" mit Saudi-Arabien erreicht hat. Entschlüsselt sagen ihre beiden Statements das gleiche: Moskau wird Riad bei seinen gewünschten Produktionssenkungen unterstützen, wenn die Organisation Erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) sich am 6. und 7. Dezember trifft.
Seit sie vor genau zwei Monaten Vierjahreshochs erreichten, sind die Preise von der US-Sorte West Texas Intermediate und britischem Brent wegen einer befürchteten Überproduktion um rund ein Drittel gesunken. Einer der beiden Benchmarks, WTI, ist in einer schlimmeren Lage, als er am Freitag zum ersten Mal in 13 Monaten unter 50 USD das Fass fiel.
Während Russland kein Mitglied der OPEC ist, ist es doch der drittgrößte Ölproduzent der Welt—mit den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien auf den ersten beiden Rängen—was Moskau zu einem bereitwilligen Mitspieler des Kartells aus 15 Mitgliedsstaaten beim sogenannten Wiederausgleich seit 2016 gemacht hat. Es war die Zusammenarbeit der Russen mit den Saudis, die WTI von Preistiefs von fast 25 USD das Fass in 2016 zurückgeholt hat, als eine andere Flut, wieder ausgelöst von US-Schieferöl, über den Markt hereingebrochen war. Die Vereinigten Staaten haben keine nationale Ölgesellschaft und arbeiten nicht mit der OPEC zusammen.
Ölpreiserholung wird ohne beträchtliche Einschnitte nicht von langer Dauer sein
Dieses Jahr haben die Russen gewartet bis sie Riad ihre ausdrückliche Rückendeckung für eine Produktionssenkung gegeben haben, auch wenn Putin sich auf dem G20 weiter freundlich gegenüber Kronprinz MbS zeigte, während andere Staatschefs dem jungen Mann die kalte Schulter zeigten, da er hinter der Ermordung seines scharfen Kritikers, dem Journalisten Jamal Khashoggi, gesehen wird. Sogar dann sagte Putin den Reportern, dass es “keinen endgültigen Deal zum Umfang” der Produktionssenkungen gibt.
Medienberichte vom Freitag legen nahe, dass die OPEC an einer Verminderung der Ölförderung um 1,3 Mio Fass am Tag (barrel per day, bpd) arbeitet, ausgehend von ihrer Fördermenge im Oktober von 32,9 Mio bpd.
WTI verließ den Handel am Freitag zu 50,93 USD das Fass. Der technische Tagesausblick auf Investing.com rät “Stark Verkaufen”, mit dem 3. Unterstützungsniveau nach Woodie’s auf 47,73 USD—der Preis vom September 2017. Brent wurde vor dem Wochenende zu einem Tiefstpreis von 58,25 USD gehandelt, was ihm ebenfalls ein “Stark Verkaufen” einbrachte. Die Unterstützung von Niveau 3 für das britische Öl wird bei 55,20 USD gesehen—der Preis lag zum letzten Mal im Oktober 2017 derart tief.
Ohne handfeste Produktionssenkungen dürfte bei beiden keine Rallye zu halten sein, sagt Dominick Chirichella, Geschäftsführer für Risikoeinschätzung beim New Yorker Energy Management Institute:
“Sollten die OPEC und ihre Partner die Produktion bei ihrem Treffen am 6. Dezember nicht um 1 Mio bpd oder mehr senken, dann wird der Markt gähnen und die Preise wahrscheinlich weiter drücken.”
Unterdessen könnte die kanadische Provinz Alberta den Saudis vor dem OPEC-Gipfel einen Gefallen getan haben, als sie am Sonntag bekanntgab, sie werde ihre Ölförderung von Januar an um 325.000 bpd senken, um zu versuchen den historischen Preisrutsch umzudrehen, der dazu geführt hat, dass kanadisches Rohöl weitaus billiger als WTI verkauft wird.