Weil es keine positiven Zinsen mehr gibt, schauen sich einige (nicht viele, aber doch ein paar) deutsche Michels eben anderweitig beim Thema Geldanlage um. Um die 1.500 Michels googeln jeden Monat nach dem Begriff Dividendenstrategie:
Allerdings ist der Begriff „Dividendenstrategie“ eine Fehlbezeichnung. Diese „Strategie“ ist keine ausformulierte Anlagestrategie sondern eher eine Stoßrichtung. Es reicht ja nicht, wenn ich sage, dass ich Dividendenaktien kaufe und nicht ausschüttende Aktien ignoriere, weil da einfach zu viele Aktien und Parameter übrigbleiben. Vermutlich ist dies einigen Anlegern jedoch nicht bewusst und eiern diese in Ermangelung einer echten Anlagestrategie durch die Aktienlandschaft.
Steigende Märkte übertünchen dieses Problem mit grüner Farbe. Doch sobald der Markt korrigiert, bricht die Unsicherheit aus. Denn wem eine Anlagestrategie fehlt, der hat keinen Plan. Und wer keinen Plan hat, der kann auch nicht kontrollieren, wo er steht.
Leider ist die Sprache der Dichter und Denker ist in Bezug auf Dividenden recht ungenau. Da lobe ich mir die angelsächsische Welt, wo Dividenden zwar beliebt sind, von „dividend strategy“ aber nirgends die Rede ist. Stattdessen gibt es klare Begrifflichkeiten, ob man beispielsweise in Aktien mit hoher Dividende (Dividend Income) oder hohem Dividendenwachstum (Dividend Growth) investiert. Je nach Wahl legt man für den Kauf einer Aktie unterschiedliche Kriterien an, von denen die offensichtlichsten die Dividendenrendite und das Dividendenwachstum sind.
In Zeiten der Cholera (erste Fälle wurden bereits gesichtet) hat eine konkrete Anlagestrategie den Vorteil, dass die Kaufkriterien einer Aktie auch als Kontroll- und ggf. Verkaufskriterien fungieren können. So ist bei einer Dividend Income Strategie vermutlich die Ausschüttungsquote relevant, während bei einer Dividend Growth Strategie die Steigerung der Dividende eine große Rolle spielt. Doch nicht nur bezogen auf die Dividende, auch auf Gewinn und Cash-Flow sind je nach Strategie unterschiedliche Maßstäbe anzuwenden. Beispielsweise gibt es ohne dynamisches Gewinnwachstum keine dynamisch steigenden Dividenden.
Ein Kriterium aber haben alle erfolgreichen Anlagestrategien gemein: das ausschließliche Investieren in Unternehmen mit langfristig steigenden Gewinnen. Denn nur in diesem Fall ist mit mehr oder minder stark wachsenden Dividenden und Kursgewinnen zu rechnen. Und letztlich gibt es keinen anderen Grund in Aktien zu investieren.