Die US-Aktienmärkte sind erneut in einer Durststrecke angekommen. Der S&P 500 und der NASDAQ Composite haben jeweils die letzte Woche mit Verlust beendet und sind damit mittlerweile drei Wochen im Sinkflug, während es beim Dow schon die fünfte Woche ist.
Die meisten Marktbeobachter verweisen auf den andauernden Handelskonflikt zwischen den USA und China als Hauptschuldigen. Aber ein populärer technischer Marktindikator erzählt eine andere Geschichte.
Ein wichtiger Marktindikator, der relative Stärke Index (RSI) signalisierte Ende April, dass die große Aktienrallye nach Weihnachten überkauft geworden und damit verletzlich für einen Ausverkauf geworden ist. Und in der Tat, genau wie der RSI—der sowohl die Stärke als auch die mögliche Richtung am Markt oder individueller Wertanlagen signalisiert—andeutete, haben Aktien seither ein Problem. Und wie der Schlussstand am Freitag suggerierte, ist eine große Erholung noch nicht zur Hand.
Der Aufwärtstrend seit Weihnachten war extrem freundlich, aber Investoren sollten immer ein Auge darauf werfen, ob der Trend vor einer Wende stehen könnte. Wirklich ausgebuffte Investoren wissen, dass ein freundlicher Trend eines Tages drehen wird. Daher ist der RSI vielleicht der beste Freund eines Trendbeobachters.
Der RSI für den S&P 500 erreichte am 30. April 73,50.
Der NASDAQ RSI überstieg die 76 am Tag zuvor.
Für all diejenigen, die nicht vertraut mit den Besonderheiten des RSI sind, ein Wert über 70 ist eine Warnung. 75 suggerieren ein Top, über 80 gilt als ernsthaftes Verkaufssignal.
Auf der anderen Seite, wenn der RSI unter 30 fällt ist das ein Zeichen, dass eine Bodenbildung näherrückt. Er deutet auch an, dass sich eine Rallye formt.
In der Tat die RSI-Werte für S&P 500 und NASDAQ (und auch den Dow) näherten sich am 13. Mai einem Wert von 30 an, als es zu hohen Verkäufen an den US-Aktienbörsen kam. Allerdings ließ dies die Kurse nicht wesentlich sinken.
Zum Handelsende am Freitag steckten die RSIs aller drei Indizes in den 40ern fest. Keiner war in der Lage sich höher zu bewegen und lag rund 40% oder mehr unter dem Hoch von Ende April. Außerdem könnte jeder von ihnen weiter abdriften bis es zu einem echten Richtungsgeber kommt, wie dem Abschluss eines Handelsabkommens zwischen China und den USA.
Der RSI und andere ähnliche technische Indikatoren sind kritische Komponenten heutiger automatisierter Handelsstrategien. Derart viele Daten fließen in die Algorithmen, die automatische Käufe und Verkäufe kontrollieren, dass Menschen all diese Information nicht mehr schnell genug analysieren können. Die Nutzung von RSI-Werten für Auto-Trading dient daher der Entscheidung über Käufe und Verkäufe. Daher kann ein Index um mehrere Prozentpunkte anscheinend von einem Augenblick zum nächsten steigen oder fallen.
Was man seit Aprilende beobachten kann ist in den vergangenen Jahren schon wiederholt geschehen, als Computer immer mehr das Handelsgeschehen am Laufen halten. Im Dezember meinte das Wall Street Journal dass rund 85% des gesamten Handels am Ende des letzten Jahres von Algorithmen gesteuert worden war und passiven Investmentstrategien, die einfach nur dem Markt folgen.
Das hat auch dazu geführt, dass die Märkte immer mehr im Gleichschritt laufen. Nach der Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten in 2016 stiegen Aktien in den Vereinigten Staaten, Japan, Brasilien und Indien allesamt um 40% in die letzte Woche.
Dennoch, auch wenn der RSI ein guter Indikator ist, ist er keineswegs perfekt. Er sagt ihnen zwar, dass ein Top oder ein Boden im Anmarsch ist, aber nicht wann genau diese denn kommen.
Der schlimme Ausverkauf im Herbst 2018 war eine dramatische Demonstration dieser Wirklichkeit. Er begann harmlos genug. Der Markt hatte den Sommer hindurch eine Rallye hingelegt, trotz Trumps Kritik an der Federal Reserve, Inflationssorgen und anderen Widrigkeiten aus der Realwirtschaft.
Aber Ende August und im September begannen die RSIs von NASDAQ, S&P 500 und dem Dow eine überkauft Situation zu signalisieren. Die Kurse beganne abzudriften. Dann Mitte Oktober wurde aus dem leichten Sinkflug ein Absacker, der sich vor Weihnachten in eine weltweite Nahezu-Panik verschärfte.
Der Dow fiel um fast 12% im vierten Quartal. Der S&P 500 verlor 14%, genau wie der deutsche DAX. Der NASDAQ brach um 17% ein; so tat es auch der japanische Nikkei Index.
Der Ausverkauf am Heiligen Abend war der schlimmste am US-Aktienmarkt an einem 24. Dezember. Aber bis dahin gaben die RSIs für Dow, S&P 500 und den NASDAQ schon längst wieder Kaufsignale ab. Der RSI vom S&P 500 erreichte am 24. Dezember den Wert von 19, ein Niveau, auf das er noch nicht einmal während der Finanzkrise von 2008 gefallen war.
Man kann sich kaum ein eindeutigeres Kaufsignal vorstellen. Und wie wir alle wissen, am 26. Dezember ging dann die Rallye los.
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