Der Sommer kann nicht bald genug kommen, für die Bullen am US-Erdgasmarkt.
Diejenigen die an der New York Mercantile Exchange long im Gas zum Henry Hub stehen, verbrachten den Mittwoch damit, die Gewinn der vorangegangenen drei Handelstage zu verteidigen, als Wetterprognosen zeigten, dass die Hitze, die sie für die Nachfrage durch Klimaanlagen brauchen, noch eine Weile auf sich warten lassen wird.
Gasförderung auf Rekordhoch, Verbrauch schwach
Diese Prognosen verheißen nur eines: Bis die Spitzenzeiten für den Gasverbrauch durch Klimaanlagen kommen werden, wird der Konsum des Brennstoffs durchwachsen bleiben.
Und mit der Produktion weiter auf Rekordhöhen, muss das ungenutzte Gas in unterirdische Kavernen eingespeist werden, was die Vorratsniveaus erheblich ändert, die bislang unter dem Durchschnittswert der letzten fünft Jahre lagen.
Der Gasvorratsreport der US-Energieinformationsagentur vom Donnerstag wird den Erwartungen nach eine Erhöhung um 104 Mrd Kubikfuß (billion cubic feet, bcf) für die Woche zum 10. Mai zeigen, sagen Marktanalysten.
Sollte das so kommen, dann wäre das exakt die gleiche Menge, die in der gleichen Kalenderwoche vor einem Jahr in die Kavernen ging. Eine Einspeisung von 104 bcf läge erheblich über dem Durchschnittswert der letzten fünf Jahre von 89 bcf. Und es wären fast 20 bcf mehr als die Einspeisung in der Woche zum 3. Mai.
Der Anstieg der Vorräte kommt nach wärmer als normalem Wetter in der letzten Woche, als 37 Heizgradtage (heating degree days, HDDs) gemessen wurden.
HDDs messen die Anzahl der Grad Fahrenheit an einem Tag unter 65 Grad Fahrenheit (18 Grad Celsius) und werden zur Abschätzung des Heizbedarfs in Wohn- und Geschäftshäusern genutzt.
Die 37 HDDs der letzten Woche liegen unter dem 30-Jahresmittel von 40 HDDs in der Vergleichsperiode, aber über den 14 HDDs der gleichen Woche im letzten Jahr.
Dominick Chirichella, Vorstand für Risikomanagement und Handel beim Energy Manufacturing Institute aus New York sagt, dass das warme Wetter an der US-Ostküste, der wichtigste Region für den Gasverbrauch, den Rest der Woche bleiben wird.
Chirichella:
“Schwere Regenfälle und Überflutungen werden erhebliche Risiken in der ganzen US-Landesmitte an diesem Wochenende und Anfang nächster sein.”
“Die Temperaturen sollten im Zeitraum an den Tagen 11 bis 15 von jetzt in der Osthälfte des Landes wieder einmal über normal bis weit über normal liegen.“
Wärmeres Wetter als gewöhnlich, aber immer noch nicht heiß genug für Klimaanlagen
Und doch, so gibt er zu, wird das nicht ausreichen, um die Nachfrage durch Klimaanlagen jetzt hochzutreiben, da die hierfür nötige Hitze erst viel später einsetzen wird.
Scott Shelton, ein Broker für Energiefutures bei ICAP aus Durham in North Carolina, stimmt mit Chirichella überein. Er sagt, die Folgen des Wetters konnte man schon am Mittwoch in der Preisentwicklung von Gas ablesen, als der Benchmark, der Juni-Futures Kontrakt zum Henry Hub, um mehr als 2% fiel, trotz der starken Verteidigung durch die Bullen, die eine vierte Woche mit Preisgewinnen zum Ziel hatten.
“Ich denke CTAs (commodities trading advisors, im Wesentlichen Hedgefonds) kaufen Shorts auf das Momentum zurück,” fügte Sheldon weiter aus und bezog sich damit auf den Versuch optimistischer Hedgefonds-Manager, die Juni-Futures zurück über 2,70 USD pro Million British thermal units (mBtu) zu bringen.
Gas zum Juni beendete den Handel am Mittwoch 5,8 US-Cent oder 2,2% tiefer zu 2,601 USD per mmBtu. Das Niveau, dass die CTAs im Auge haben, liegt fast 10 Cent oder 4% darüber.
“Die Frage bleibt, ob es genügend Käufe geben wird, als in letzter Zeit alles eher zäh im Erdgas läuft,” sagte Shelton.
“Vielleicht ein unter den Erwartungen liegender Vorratswert kann das leisten, da er genügend Bullen hereinbringen könnte”.
'Neutral' Ausblick auf Erdgas
Investing.com bewertet in seinem technischen Tagesausblick Erdgas mit “Neutral”. Die oberste Widerstandslinie für Juni-Gas wird bei 2,697 USD gesehen, etwas unter dem Niveau von 2,70 USD. Aber tiefste Unterstützungslinie liegt bei 2,507 USD—was bedeutet, dass der Kontrakt ebenfalls fast 10 Cent Abwärtspotential aufweist.
Einige Analysten sind allerdings optimistischer über die Folgen des Wetters auf die Preise in der nächsten Zeit.
Dan Myers von Gelber & Associates aus Houston in Texas, gehört zu ihnen und sagt:
“Auch wenn Einspeisungen von 100+ bcf zur Zeit für die kommenden Wochen vorhergesagt werden, sind die Wetterprognosen tendenziell bullischer geworden, was nahelegt, dass die Vorratsschätzungen für Ende Mai nach unten revidiert werden könnten.”
“Das wird am unteren Ende Unterstützung geben und den Preisen helfen, ihre bescheidene Erholung in diesem Monat wiederaufzunehmen, nach dem temporären Rückschlag am Mittwoch.”
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