Erste Zinssenkung der Fed seit vier Jahren überrascht die Märkte

Veröffentlicht am 27.09.2024, 10:15
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Nach weit mehr als einem Jahrzehnt extrem niedriger Zinssätze waren die Anhebungen nach der Pandemie auf über 5 % ein ziemlicher Schock. Wir erlebten, wie der US-Dollar deutlich an Wert gewann und zum ersten Mal seit fast 20 Jahren die Parität zum Euro erreichte, während Risikopapiere wie Aktien angesichts der hohen Inflation und der unsicheren Lage zunächst ins Stocken gerieten.

Doch nach der anfangs nachvollziehbaren Orientierungslosigkeit durch den Anstieg um mehrere Prozentpunkte über mehrere Monate hinweg begannen die US-Aktien etwas unerwartet, wieder Tritt zu fassen, bevor sie Anfang 2023 in eine stürmische Hausse eintraten. Tatsächlich sind der S&P 500 und der Nasdaq 100 seit ihren lokalen Tiefstständen im November 2022 um 48 % bzw. 87 % gestiegen, und das einschließlich einer Gesamtkorrektur von 5 % im letzten Monat.

Während diese Art von Aktienperformance in einem Klima hoher Zinsen unerwartet ist, boten der starke Arbeitsmarkt und der Rückgang der Inflation, der durch die restriktive Geldpolitik der Fed verursacht wurde, gute Grundlagen für einen weiteren Anstieg.

Da die Federal Reserve am Mittwoch (18.09.) bekannt gegeben hat, dass sie den Leitzins um einen halben Prozentpunkt von 5,25 % bis 5,50 % auf 4,75 % bis 5,0 % senkt, hat dieser Schritt für viel Aufsehen gesorgt. Doch was sind die Gründe für diese über den Erwartungen liegende Senkung, und was bedeuten die geringeren Finanzierungskosten für den Aktienmarkt und die US-Währung?

Die erste Senkung ist die größte (The first cut is the deepest)

Da die US-Regulierungsbehörde mittlerweile der Ansicht ist, dass die Inflation unter Kontrolle sei, nachdem die VPI-Inflationszahlen zwei Monate in Folge unter 3 % lagen, war es naheliegend, dass eine Zinssenkung bevorstand. Der Markt war jedoch etwas überrascht über den Umfang der Senkung. In der vergangenen Woche prognostizierte das FedWatch-Tool der CME eine Wahrscheinlichkeit von 69 % für einen Zinsschritt von 25 Basispunkten, während die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt von 50 Basispunkten auf nur 31 % geschätzt wurde. Es macht jedoch Sinn, dass die Fed mit ihrer ersten Zinssenkung seit vier Jahren einen starken Eindruck hinterlassen möchte. Schließlich rechnet der Markt seit fast einem Jahr mit einem Umschwung, und eine Senkung um 25 Basispunkte war bei US-Aktien schon lange eingepreist.

Da es sich dabei nicht nur um eine Kehrtwende handelt, weil die Inflation in greifbare Nähe des Ziels von 2 % rückt, sondern auch um eine Reaktion auf den schwächelnden Arbeitsmarkt und die Korrektur an den Aktienmärkten, musste die Fed eine klare Absichtserklärung abgeben, ohne über das Ziel hinauszuschießen. Wie Powell es in seinen Kommentaren nach der Sitzung ausdrückte: "Wir versuchen, eine Situation zu erreichen, in der wir die Preisstabilität wiederherstellen, ohne die Art von schmerzhaftem Anstieg der Arbeitslosigkeit, der manchmal mit dieser Inflation einhergeht". Das bedeutet, dass zusätzliche Senkungen mit ziemlicher Sicherheit geringer ausfallen werden, und dass wir möglicherweise mehrere Monate auf die nächste warten müssen. In der Tat erklärte Powell, als er über künftige Maßnahmen sprach, dass es "unsere Absicht ist, [die Zinsen] stabil zu halten". Bei den Aktien dürfte dies zu bescheidenen Kursgewinnen und zur Vermeidung weiterer Kurskorrekturen in einem Monat führen, der in der Regel schlecht für Aktien ist.

Eine kleine Anmerkung zum Thema, bitte

Da der Schwerpunkt auf Aktien liegt, kann man leicht die Auswirkungen einer solchen Zinsentscheidung auf die Landeswährung aus den Augen verlieren. Und obwohl die Fed den US-Dollar eindeutig vor den Folgen ihres Kurswechsels schützen will, sind gewisse Auswirkungen natürlich unvermeidlich. Der US-Dollar-Index wurde nach der Ankündigung der Senkung am Mittwoch zunächst niedriger gehandelt und erreichte mit 100,21 den niedrigsten Stand seit Juli 2023. Er schloss den Tag jedoch mit einem Plus von 0,05 % bei 100,970. Es scheint, dass Powells besonnener Kommentar nach der Sitzung die anfängliche Aufregung über eine Senkung um einen halben Prozentpunkt zu mildern vermochte.

Darüber hinaus scheint der Großteil der Zinssenkung bereits eingepreist gewesen zu sein, da der FedWatch-Indikator der CME letztlich eine Wahrscheinlichkeit von 65 % für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte zu Beginn der laufenden Woche anzeigte. Der Median der Erwartungen an die Geldpolitik der Fed zeigt, dass die Regulierungsbehörde die Zinssätze bis Ende 2024 bei 4,4 % und bis Ende 2025 bei 3,4 % vermutet, was auf eine moderatere und gleichmäßigere Senkung in vertrautes Terrain hindeutet. Auch die Rückkehr zu einer inversen Renditekurve bei 2- und 10-jährigen Staatsanleihen wird Powell beschäftigen. Normalerweise wäre dies ein positives Zeichen, das weitere Senkungen erleichtern würde. Da die jüngsten Anzeichen jedoch darauf hindeuten, dass sie in Verbindung mit einer dovishen Geldpolitik der Notenbank ein Prädiktor für eine Rezession sein könnte, wird die Fed natürlich mit Vorsicht vorgehen, um sicherzustellen, dass ihr BIP-Wachstumsziel von 2 % erreicht wird. Solange die Arbeitslosigkeit unter Kontrolle gehalten wird, ist es jedoch nicht unvernünftig davon auszugehen, dass der US-Dollar in der Nähe seines derzeitigen Niveaus bleiben wird.

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