Highlights
■ Bundestag wird am Mittwoch über die Hebelung des EFSF abstimmen
■ In Großbritanniens Regierung regt sich Widerstand gegen EU-Mitgliedschaft
■ Französische Banken haben ihre Ausleihungen bei der EZB deutlich erhöht
■ EU geht mit einem 60% Griechenland-Haircut in die Verhandlung mit Banken
■ Berlusconi kann angestrebte Reformen nicht durchsetzen
■ Fed-Mitglied Dudley hält weitere Anleihekäufe bzw. QE3 für sinnvoll
■ Versicherungen sollen der Bafin Exposure ggü. Banken und Staaten melden
■ EZB-Mitglied Bini Smaghi will nicht gehen (Berlusconi: Was soll ich machen? Ihn umbringen?)
Markttechnik
Der Bund Future gelangte gestern nicht zu der Unterstützung von 134,21, so dass diese Marke auch weiterhin gilt. Einen größeren Widerstand siedeln wir immer noch bei 136,00 an. Vorher gilt es das gestrige Hoch von 135,53 zu überwinden.
MACD-Analyse
Der MACD-Indikator nähert sich einem Kaufsignal.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI liegt im neutralen Bereich.
Marktkommentar
Die Renditen der US-Treasuries haben sich gestern ähnlich wie die der Bunds verhalten und sind nach einem anfänglichen Einbruch im späteren Tagesverlauf wieder gestiegen. Hier dürften die Hoffnungen auf ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Eurozone eine entscheidende Rolle gespielt haben. Gedämpft wurde der Renditeanstieg aber möglicherweise durch die Rede von Fed-Mitglied Dudley. Er hatte gestern gesagt, dass er weitere Ankäufe von Staatsanleihen durchaus für möglich halte. Sein Kollege Tarullo hatte einige Tage zuvor darauf hingewiesen, dass der Ankauf von verbrieften Hypothekenkrediten sinnvoll sein könne, um die Zinsen für Hypothekenkredite zu senken und die privaten Haushalte entsprechend zu entlasten. Darüber hinaus wird diskutiert, ob man eine regelgebundene Geldpolitik einführen solle, die sich an der Arbeitslosenrate und der Inflation ausrichtet. Für heute rechnen wir damit, dass die Renditen der T-Notes aufgrund Enttäuschung und Unsicherheit in Hinblick auf den morgigen EU-Gipfel (siehe unten) sinken werden.
Die Bund-Renditen gingen gestern zunächst auf Talfahrt, erholten sich dann aber wieder, so dass die zehnjährigen Renditen am Ende des Tages sogar höher schlossen als am Vortag. Die PMI-Geschäftsklimaindizes hatten zunächst für eine eingetrübte Stimmung gesorgt, zumal sie für die Eurozone schwächer ausfielen als erwartet. Im Verlauf des Tages dominierte dann aber wieder die Hoffnung auf ein umfassendes Euro-Maßnahmenpaket das Geschehen. Die Aktienmärkte erholten sich und weniger Bunds wurden nachgefragt. Allerdings könnte sich heute eine gewisse Enttäuschung und Verunsicherung bemerkbar machen. Enttäuschung darüber, dass der EFSF laut Bundeskanzlerin Merkel „nur“ auf 1000 Mrd. EUR gehebelt werden soll – wobei die Details dazu noch fehlen. Einige Marktteilnehmer dürften mit einer höheren Summe gerechnet haben, da ein Betrag von 1000 Mrd. EUR angesichts einer italienischen
Staatsverschuldung von 1900 Mrd. EUR kaum ausreichen wird, um glaubwürdig zu vermitteln, dass ausreichend finanzielle Unterstützung bereit steht. In diesem Zusammenhang wird gemutmaßt, dass die EZB auch weiterhin als Ankäufer von Anleihen bereit stehen wird und somit nicht – wie ursprünglich geplant – eine vollständige Staffelübergabe an den EFSF erfolgt. Offensichtlich hat der französische Präsident Sarkozy dies durchgesetzt, nachdem erseine Forderung, die EFSF-Fazilität mit einer Banklizenz auszustatten, begraben musste. Anlass zu Verunsicherung gibt es auch: Der Bundestag soll am Mittwoch erneut über den Eurorettungsschirm einschließlich der Hebelung abstimmen. Gerade die Hebelung, durch die das Risiko einer Inanspruchnahme der deutschen Garantien erheblich steigt, könnte es noch schwieriger machen, die so genannte Kanzlermehrheit zu erreichen. Diese würde verfehlt, wenn 19 Abgeordnete der Regierungskoalition gegen die Eckpunkte des Eurorettungsschirms stimmen würden. Weitere Unsicherheit erwächst dadurch, dass der italienische Ministerpräsident
Berlusconi offensichtlich Schwierigkeiten hat, die von Frankreich und Deutschland geforderten Reformen durchzusetzen. Widerstand kommt vor allem von dem
Koalitionspartner Lega-Nord, der u.a. die Erhöhung des Renteneintrittalters auf 67 sowie Arbeitsmarktreformen ablehnen. Sicherheitstrades könnten auch dadurch gefördert werden, dass der Schuldenschnitt für Griechenland eher in der Nähe von 60% als von 50% liegen könnte und ein CDS-Ereignis dann vermutlich kaum zu vermeiden wäre. Störfeuer kam gestern auch von ganz unerwarteter Seite: In Großbritanniens Regierungspartei regt sich offener Widerstand gegen die EU-Mitgliedschaft des Landes und es ist zu erwarten, dass diese Diskussion noch länger anhalten wird. Insgesamt sollten die Bund-Renditen heute wieder sinken.
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