Der Euro hat in den letzten Tagen bewiesen, dass Totgesagte länger leben. Es sind insbesondere die Populisten, die sich ein rasches Ende der Gemeinschaftswährung wünschen. Ob das Brüssel jedoch ohne Gegenwehr zulassen wird, ist fraglich. Das beweist auch der Vorstoß von Angela Merkel und Emmanuel Macron für einen Wiederaufbaufonds, der Gelder als Zuschuss für angeschlagene europäische Volkswirtschaften zur Verfügung stellen soll.
Insgesamt 500 Milliarden Euro sollen es sein. Es ist ein längst überfälliges Zeichen europäischer Solidarität. Das finden auch die Investoren, die den Euro zum US-Dollar in den letzten vier Handelstagen um mehr als 200 Pips nach oben beförderten. Und für die Gemeinschaftswährung könnte es noch besser werden, falls sie den horizontalen Widerstand bei 1,0988 bis 1,1000 Dollar auf Schlusskursbasis herausnehmen kann. Höhere Kurse, womöglich bis auf 1,1142 Dollar, stünden dann nämlich auf der Agenda.
Es wäre eine weitere schallende Ohrfeige für alle Euro-Hasser, die, so scheint es manchmal, ohne Kopf und Verstand, das Aus des Euros herbeisehnen. Bevor der Wiederaufbaufonds jedoch in Kraft treten kann, dürfte noch einiges an Zeit vergehen, denn andere europäische Länder stellen sich derzeit noch gegen diese Idee. Sie wollen keine Zuschüsse, vor allem nicht für die angeschlagenen Staaten in der Peripherie. Sie drängen auf Kredite, die an Bedingungen geknüpft sind.
Sollte dies letztlich der Weg sein, für den sich die Staats- und Regierungschefs der Euroländer entscheiden, wäre dies eine Entscheidung mit Signalwirkung, die nicht negativer für den Euro sein könnte. In einem solchen Szenario wäre ein Abrutschen auf 1,05 Dollar wohl eine ausgemachte Sache, denn neue Sparprogramme für die Südstaaten bedeuten auch, dass sich das Wirtschaftswachstum wahrscheinlich nicht so schnell erholen dürfte, als derzeit vom Markt eingepreist wird. Zudem wäre es eine Steilvorlage für Populisten.